172
Die Preis-Komposition.
fühlte an jedem seiner Schläge, wie viel für ihn an der Ent-
scheidung dieses Augenblickes hänge. Doch ließ ihm ein gewisses
Selbstvertrauen kein weiteres Wort zur Unterstützung seines
Antrags versuchen; er wollte sehen, was seine Persönlichkeit in
Verbindung mit den vorgelegten Zeugnissen wirken würde. Der
greise Mann schien seine Beobachtungen vollendet und Franz
die stumme Prüfung zur Zufriedenheit bestanden zu haben. „Hm,
hm," — äußerte endlich der Alte — „es sind wohl noch einige
Bewerber da; allein ich kann nicht Jede» brauchen. Sie gefal-
len mir, junger Mann; es käme nur auf eine kleine Probe im
Schulhalten und Orgclspielen an, um mich für Ihre Wahl zu
entschließen." — Franz war auf der Stelle zu dem einen
wie zu dem andern bereit. Der Lehrer trat ihm sogleich Buch
und Platz ab, und nun gings an ein Katechisiren, Erzählen
und Unterrichten, daß dem Alten wie den Jungen eine Stunde
verging, sie wußten nicht wie. Die Glocke schlug allen zu früh,
und der alte Meister konnte nicht umhin, seine Zufriedenheit
auszudrücken. Die noch fehlende Ruhe und Stätigkeit, meinte
er, werde mit den Jahren schon kommen; und wenn es mit der
musikalischen Befähigung des Candidaten eben so gut stehe, wolle
er sich keinen andern Gehilfen wünschen. Bevor sie aber zu einer
kleinen Probe in die Kirche hinüber gingen, möge Franz einen
Löffel Suppe mit ihm cinnehmen.
(Fortsetzung folgt.)
Höfliche Erklärung.
Ein Bedienter hatte das Unglück, vielleicht auch
die Bosheit, gelegentlich eines Garten-Spazierganges
den fetten Mops seiner vorauswandelnden Gebieterin
auf die Pfoten zu treten. Joli that, was wohl je-
des Mvppcrl an seiner Stelle gethan hätte, er noti-
fizirte seiner Busenfreundin durch ein rührendes Ge-
heul „den Schmerz, der ihn betraf". Als nun die
Gnädige, die ruchlosen Motive zu dieser fluchwürdi-
gen That wohl ahnend, sich umwandte und dem Ma-
lefikanten eine sehr ungnädige Miene zeigte, erwiderte
dieser sich entschuldigend:
„Se haben sich an eenem Wcrzelche gestossen."
Zutrauen.
Michel. „Hör', Bruder, laß' Dir was sagen, heut' zu Tag kann
man doch bald seinem eigenen Bruder nir mehr trauen, ich will doch
kein ehrlicher Kerl sein, wenn der Fritze die neue Uhr und das neue
Kleid nicht wo gestohlen hat."
Karl. „Ne, ne, Bruder, nich so schlecht denken von einem or-
dentlichen Menschen, wenn der Fritze zum Stehlen ausjegangen wäre,
würde er uns Zwei janz jewiß auch dazu einjeladen haben."
Die Preis-Komposition.
fühlte an jedem seiner Schläge, wie viel für ihn an der Ent-
scheidung dieses Augenblickes hänge. Doch ließ ihm ein gewisses
Selbstvertrauen kein weiteres Wort zur Unterstützung seines
Antrags versuchen; er wollte sehen, was seine Persönlichkeit in
Verbindung mit den vorgelegten Zeugnissen wirken würde. Der
greise Mann schien seine Beobachtungen vollendet und Franz
die stumme Prüfung zur Zufriedenheit bestanden zu haben. „Hm,
hm," — äußerte endlich der Alte — „es sind wohl noch einige
Bewerber da; allein ich kann nicht Jede» brauchen. Sie gefal-
len mir, junger Mann; es käme nur auf eine kleine Probe im
Schulhalten und Orgclspielen an, um mich für Ihre Wahl zu
entschließen." — Franz war auf der Stelle zu dem einen
wie zu dem andern bereit. Der Lehrer trat ihm sogleich Buch
und Platz ab, und nun gings an ein Katechisiren, Erzählen
und Unterrichten, daß dem Alten wie den Jungen eine Stunde
verging, sie wußten nicht wie. Die Glocke schlug allen zu früh,
und der alte Meister konnte nicht umhin, seine Zufriedenheit
auszudrücken. Die noch fehlende Ruhe und Stätigkeit, meinte
er, werde mit den Jahren schon kommen; und wenn es mit der
musikalischen Befähigung des Candidaten eben so gut stehe, wolle
er sich keinen andern Gehilfen wünschen. Bevor sie aber zu einer
kleinen Probe in die Kirche hinüber gingen, möge Franz einen
Löffel Suppe mit ihm cinnehmen.
(Fortsetzung folgt.)
Höfliche Erklärung.
Ein Bedienter hatte das Unglück, vielleicht auch
die Bosheit, gelegentlich eines Garten-Spazierganges
den fetten Mops seiner vorauswandelnden Gebieterin
auf die Pfoten zu treten. Joli that, was wohl je-
des Mvppcrl an seiner Stelle gethan hätte, er noti-
fizirte seiner Busenfreundin durch ein rührendes Ge-
heul „den Schmerz, der ihn betraf". Als nun die
Gnädige, die ruchlosen Motive zu dieser fluchwürdi-
gen That wohl ahnend, sich umwandte und dem Ma-
lefikanten eine sehr ungnädige Miene zeigte, erwiderte
dieser sich entschuldigend:
„Se haben sich an eenem Wcrzelche gestossen."
Zutrauen.
Michel. „Hör', Bruder, laß' Dir was sagen, heut' zu Tag kann
man doch bald seinem eigenen Bruder nir mehr trauen, ich will doch
kein ehrlicher Kerl sein, wenn der Fritze die neue Uhr und das neue
Kleid nicht wo gestohlen hat."
Karl. „Ne, ne, Bruder, nich so schlecht denken von einem or-
dentlichen Menschen, wenn der Fritze zum Stehlen ausjegangen wäre,
würde er uns Zwei janz jewiß auch dazu einjeladen haben."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Höfliche Erklärung" "Zutrauen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 598, S. 172
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg