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Der verhexte Hut.

steht geschrieben im Hut Lipmann's Nam', so hett's wieder
geheißt: der Lipmann hat's gethan, fangt ihn, stoßt ihn, haut
ihn, laßt ihn sitzen in's Golest, laßt ihn ßahlen Strof, bis
er gar nir mehr hat!

Ass sich Lipmann das Alles so bedenkt, sicht er dock,
daß es is bester, wenn er ahfsteht un holt den alten Hut her-
rein in de Kammer. Das hat er aach gleich gethan, aber
wie er nu wieder gehalten hat mit sahne Hand den alten
misen Hut, was ihn hat gebringt so viele Sorg un Geld-
kosten, da is er geworden ruches *), hat'» an de Erd gcwcrft
und is dann mit beide Fißc drahf gespringt, daß es ist ge-
wesen jämmerlich anßusehn. Dann hat der Lipmann gesprccht
ßum Hut':

„A Lump bist Du, un nicht werth, daß ich Der trct'
mit mahne Fiß. Haben Sc mer doch schon ßwei mal ver-

heifelt, **) deinetwegen; aber das soll mer nich wieder
sircn, denn alleweil werf ich Dich Lump hinunter ah
Straß, da sollst Du liegen un verderben, und ich wer'
freien, wenn ich sich, daß Der's schlecht geht!"

Mit diese Worte hat aach der Lipmann schon das
ster ahsgemacht un werft den Hut hinontcr ahf de Gaß.
er nu hört, ob er is aach richtig unten angekimmen
schreüs ahf ahn Mol von unten hcrahf:

„Schockmilljone Donnerwettcr's! Wer is der Kerl,
hier alte Hut ßum Fenster un grade ahf die Kepp von re
-cet werft. Oh, so soll doch — aber ich nimm den

mit un ßcig's an un theicr soll's kimmcn ßu stehen
jemgen was geworfen hat."

„O wach mer, oh waih mer," hat Lipmann itzt gesch
" a haben mcr's, itzt bringt mich der Lump von ä
noch ahn Mal in de Kapporc.***) Wenn der Mann

*) ruches, zornig,
verheifeln, arrctircn.

) Kapporc, Verderben.

lahft ßur Poleßei und ßeigt mer an, bin ich gemacht und
muß ßahlen gewaltige Straf. Das Beste werd sein, ich lahf
'nunter un acordir' mit dem, was is getroffen geworden von
dem Hute."

Das hat Lipmann aach gemachen. Er ßieht rasch ahnen
Rock an und leist geschwind »unter, wo er aach noch trifft
den Menschen, den er hat mit den schendlichen Hut geworfen,
und der noch immer hat gcschumpfcn un gcspitakelt, daß is
schon geworden ahn Ullcm *) von viele Leit.

Ass der Lipmann 'rankimmt, ßieht er den Mann beim
Rock und winkt, daß er soll mit bei Seite gehen. Der thut's
aach, un nu fangt der Lipmann an ßu sagen:

„Nehmen Se's nich fer Nebel, der Hut is mahn un is
oben aus mahnen Fenster 'runter gefallen. Haben Se de
Gilt' un geben Se mer'n ßurück."

„Ahf de Poleßei werd er getragen, denn ich hab's ge-
sehen, daß se'n haben geworfen nach mir," hat der Andre
gcsagcn, denn er is gewesen ganz bösartig.

„So nehmen Sc an ahne klahne Entschedigung un geben
Se mer den Hut ßurück," sagt Lipmann.

„Nein, ich trag'n ahf de Poleßei," sagt der Andre.

„Ich gieb Ihm ahnen Tholer Korant," sagt Lipmann.

„Nein, ich trag'n ahf de Poleßei," sagt der Andre.

„Ich gieb ßwei Tholer Korant," sagt Lipmann.

„Nein, ich trag'n ahf de Poleßei", sagt der Andre.

„Nu, so gieb ich Ihnen drei Tholer Korant, aber nich
ahnen Pfenning mehr," sagt Lipmann ganz in Verßwciflung,
denn er hat sich gar so sehr geferchten vor de Poleßei.

„Na, ich will handeln christlich, geben Sc her drei
Tholer," sagt nu der Andere.

„Wie heißt christlich handeln," sagt Lipmann mit tiefe
Seifßers, wie er itzt de drei Tholer bcßahlt, wie heißt christ-
lich? Helten Se lieber gehandelt jüdisch mit mir, denn da
heilen Se mer den Hut schon ßurückgegeben vor ahnen Tho-
ler Korant. Ihre Christlichkeit kimmt mer ßu stehn sehr
theicr." .

Der Andere aber hat gar nir mehr gcsagcn, sondern
nur sahne drei Thaler gcnimmcn un is fortgegangcn. Der
Lipmann nimmt itzt aach sahnen Hut und geht mit leichte
Börsch und schwerem Herzen wieder in sahne Kammer.

*) Ullcm, Zusammenlauf.

(Schluß folgt.)

Aufklärung.

Mägdlein, steht vor Dir der Liebste, still und stumm in sich

versunken,

Und erhebt zu Dir die Blicke, glückverheißend, wonnetrunken,
Weißt Du auch, warum sein Auge wie entzückt in Deines

glüht?

Weil in dessen klarem Spiegel er — sein eigen Bildniß sicht!


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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der verhexte Hut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Wut <Motiv>
Hut <Motiv>
Unglück
Karikatur
Zimmer <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Tritt <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 823, S. 115
 
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