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oq Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- —T Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subicriptions- vvv», gax

Handlungen, sowie von allen Postämtern und j^j —* ^ preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. DO

3citungSeivcditionen angenommen. vd. 2 Rthlr. 5 Egr. EinzelneNuinmern kosten 12 kr. od. 4 Sgr.

Die kleinen Selbstherrscher.

(Schluß.)

Jndeß sollten sich die Verhältnisse des Obristlieutenants
gar bald ernster gestalten, als derselbe befürchtet, denn bald
nach Abreise der Herzogin, als Flemming tut Begriffe war,
mit seinem Hanptmann nach dem Lager seiner Truppen auf-
j zubrechcn, kam ein reitender Bote des Landeshauptmanns der
; Dberlausitz, des Freihcrrn Eckart, von Wobcser, mit einem
: Schreiben desselben, worin dem überraschten Obristlieutcnant
^ angekündigt wurde, daß er sich darauf einrichten möge, eine
Compagnie Musqueticre und sechszig Mann Dragoner in
Quartier zu nehmen, denn es würden dieselben auf Befehl
Seiner Majestät des Königs und Churfürstcn als Erckutions-
truppcn auf Flcmmings Kosten denselben zugesendct und müßten
auf seinen Gütern so lange unterhalten werden, bis sein Streit
j mit Jhro Durchlaucht der Herzogin von Sachsen-Wcißcnfels-
! Drehna auf legalem Wege geschlichtet. Uebrigcns, so schrieb
lhm der Landeshauptmann als Freund, wolle er ihm nicht
verhehlen, daß Seine Majestät, der König, die Soldatcnwirth-
schaft des Reichsfrciherrn gar ungnädig vermerkt und derselben
auf das Strengste ein Ende zu machen gedenke.

„Alle Wetter, das klingt eben nicht erbaulich!" begann
uach einer Pause Flemming, als er das Schreiben wiederholt
durchliefen und cs seinem Hanptmann übergab. „Wo zum Teufel
bleibt da der Schutz Seiner Erzcllcnz des Herrn Fcldmar-
Ichalls? Ist der etwa selbst auch durch mich in Ungnade ge-
fallen oder gar nicht in Dresden anwesend?"

„Seine Erzcllcnz werden sich wohl in Warschau befinden,"
versuchte der Hauptmann zu trösten, obgleich demselben, nach
Durchlesung des vcrhängnißvollcn Schreibens, aller Muth gc-
fallc». „Gewiß," fügte er nach einigen Minuten ernsten Schwci-
9kns hinzu, „gewiß wird derselbe bald zurückkehrcn und diese
^rekution nicht zur Ausführung kommen."

„Das ist ein schlechter Trost, Scholz," cntgegnetc Flein-
ming, der aus seinen übermüthigen Träumen unangenehm
erwacht, nun plötzlich klar einsah, daß er doch wohl zu weit ge-
gangen und auch im Stillen schon bereut, den ihm früher
befreundet gewesenen Obcramtmann in seinem Zorn solchen
Schimpf angethan zu haben. „Und abgesehen von alledem,"
fuhr er kleinlaut fort, „möchte ich um keinen Preis die Un-
gnade meines allergnädigstcn Königs und Herrn längere Zeit
auf mir lasten wissen, auch würde bei langer Abwesenheit
meines Vetters in Polen, wie das ja oft der Fall gewesen,
die Unterhaltung der Erckutionslruppen mir am Ende thcurer
werden, als ich zu bestreiten im Stande bin."

„Wenn nun der Herr Obristlieutcnant selbst nach Dresden
reisten, vielleicht ließe sich noch eine Abänderung des Aller-
höchsten Befehls ermitteln," bemerkte der Hanptmann, der
mit Ankunft dieser Truppen auch seine eigene Eristcnz in Ge-
fahr sah.

„Euer Ralh ist gut gemeint, aber er hilft zn nichts,"
cntgcgncte Flemming, „hier haben Rcifröcke ihre Hände im
Spiel, und ta der Fcldmarschall nicht zugegen, oder nichts
gegen diese allerhöchste Entscheidung hat einwenden können,
vermag ich cs noch weniger."

„Ja, diese Weiber!" grollte der Hauptmann und dachte
mit Wehmuth und Ingrimm an die seinen Bewerbungen ent-
laufene Braut des herzoglichen Lcibschützen.

„Laßt die Artillerie in's Schloß zurückkehrcn, das Scheiben-
schießen soll einstweilen eingestellt, der Hochbusch jedoch soll be-
setzt bleiben, alle übrige Mannschaft aber entlassen werden,"
befahl der Obristlicutenant und ging dann gedankenvoll seinem
Schlosse zu, aus welchem zwei Stunden später ein reitender
Bote mit einem Schreiben Flcmmings an den Feldmarschall

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