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Die kleinen Selbstherrscher.

(Fortsetzung.)

Die Herzogin befand sich, von ihrem Hofstaate um-
geben , im Audienzzimmer des Schlosses, um die Bitten und
Klagen mehrerer ihrer Untcrthancn anzuhören, als der dicnst-
thuende Kammerjunkcr meldete, daß der Schloßhauptmann des
Dbristlieutcnants von Flemming im Aufträge seines Herrn
ein Schreiben zu übergeben und Antwort darauf zurückzu-
bringcn habe.

Die Herzogin, welche bereits erfahren, was iin Hochbusch
sich zugetragen, wendete sich nach dieser Meldung gegen den
Hofrath von Nüßler und sprach:

„Es darf nicht länger gezögert werden, die Grenzen
unserer Herrschaft streng und genau zu bezeichnen, um den
Uebergriffcn streitsüchtiger Nachbarn ein Ende zu machen und
ich befehle Euch, Herr Hofrath, dafür Sorge zu tragen, daß
die Kreisregierung zu Lübben ihre Entscheidung beschleunige,
damit ein für allemal derartigem Quärulircn vorgebeugt und
Sccncn vermieden werden, die uns nur widerlich sind und
zuletzt uns nöthige», gegen derartiges Gebahren Beschwerde an
allerhöchster Stelle einzureichen. Damit aber der wilde Dbrist-
lieutenannt nicht glaube, daß ich seine Soldatenspielcrei nur
irgend beachte, |o mögt Ihr die saubre Gesandtschaft empfangen
und den verabschiedeten Lieutenant, der, lächerlich genug, sich
in seiner Rolle gefällt und bis in das Innere unseres Schlosses
wagt, nach Gebühren abfcrtigcn.

Mit diesen Worte» entfernte sich die Herzogin mit ihrem
Gefolge und nur der Hofrath blieb im Gemach, dessen Flügel-
türen sich öffneten, durch welche jetzt der Schloßhanptmann
h^reintrat, während seine Begleiter außerhalb derselben Platz
»ahmen.

Als der Gesandte Flemmings in dein Audienzziinmcr sich
»ur den Hofrath gegenüber sah, warf er sich stolz in die Brust
""d frug, den Cavalicr der Herzogin mit martialischen Blicken

vom Kopf bis zum Fuß messend: „Man hat erwartet, Zhro
herzoglichen Durchlaucht vorgestcllt zu werden, und wenn Ihr
Herr Hofrath deswegen hier auf Posten steht, um mich an-
zumcltcn, so thut, was Eures Amtes ist."

„Diese Ehre kann Euch nun schon nicht widerfahren,"
entgcgncte lächelnd Nüßler, „und Ihr werdet Euch begnügen
müssen, von mir im Namen meiner hohen Gebieterin alles
Ernstes befragt zu werde», was dieser Mummenschanz be-
deuten soll!"

„Mummenschanz!" schrie entrüstet der Hauptmaun, der
von seinem Gebieter die strengste Weisung erhalten, so brutal
als möglich anfzutrcten. „Wählt Euere Worte besser, Herr
Hofrath, wenn Ihr mit Männern von Ehre sprecht. Hier ist
kein Mummenschanz und so gut Ihr Hofrath Ihrer Durchlaucht,
der Frau Herzogin von Sachsen-Weißenfels-Drehna seid, so
gut bin ich Schloßhanptmann meines gnädigsten Herrn des
heiligen römischen Reiches, Ritters und Erblchn- und Gerichte i
Herrn auf Weiffig, Vetzan und Wcichsoorf, und da Ihr,
wie Ihr sagtet, mich im Namen Ihro Durchlaucht zu empfangen
habt, so erkläre ich hiermit im Namen meines Herrn und
Gebieters, daß derselbe die Auslieferung des in iciner Walo
ung, dem Hochbusche, räuberisch geschossenen Hirsches und die
Bestrafung des Jägers, welcher diesen Frevel ausgcübt, verlangt."

„Ist daö Alles, was Euch hichcr geführt?" frug Nüßler
trocken.

„Nun, Mordbombcnclcinent! Ist Euch das nicht genug?"
fuhr polternd der Gesandte auf.

„Tann geht nur ohne Sang und Klang nach Weiffig
zurück," bemerkte spöttisch Nüßler „und sagt Eurem Herrn
und Gebieter, der Hochbusch sei Grundbesitz Zhro Durchlaucht
der Herzogin zu Sachsen-Weißenfels-Drehna, daher auch der
Hirsch auf eignem Grund und Boden geschossen, der Jäger


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