Fliegende Blätter (37.1862 (Nr. 887-912))

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J°st H

der Auditor und sein Schreiber. Draußen harrten die Zeu-
gen, unter ihnen der Bürgermeister, der sich erboten hatte,
seine Aussage dem Gefangenen in's Gesicht zu wiederholen.
Selbige Aussage bestand darin, daß Hinnek ein paar Schuhe
zur Beförderung übernommen, zwischen deren Sohlen wichtige
Schriften eingenäht waren.

Der Angeklagte wurde vorgeführt. Seine Miene war
ruhig. Er hatte sich vorgenomnien, zu seiner Bertheidigung
sich ans den Herzog von Braunschweig zu berufen. Freilich
war der weit weg, und möglicher Weise ließ das Kriegsrecht
den Angeklagten frischweg henken, um hernach mit Muße den
Fall zu untersuchen; vielleicht aber nahmen die Herren doch
ein wenig Vernunft an und ließen sich zum Warten bewegen.

Kaum war Hinnek in den Saal getreten, als der Oberst
von seinem Sitz aufschnellte und mit lauter Stimme rief:

„Verfluchte Racker, wollt ihr mir das Männeken gleich
losschraubcn? Dat ist ja dcrjcnigte, welcher uns die Bataille
hat gewinnen helfen. Alle Schock Donnerwetter."

Der Oberst war kein anderer als derselbe Herr von
Pelzow, welcher in Hille so unvernünftig grob gewesen, und
der nun seinen Fehlgriff ganz vernünftig wieder gut machte.

i n n c k.

Somit löste sich das Mißverständniß in Wohlgefallen
auf. Der kaum so arg geschmähte Schiffer wurde im Munde
des Volkes der gefeierte Held des Tages. Der Bürgermeister
konnte nicht umhin, gute Miene zum bösen Spiele zu machen,
und bevor vier Wochen in's Land gegangen, ward er zum
Gcgenschwähcr desselben Mannes, den er so böswilliger Weise
zum Schwiegersohn des Seilers erkoren gehabt.

Pessimismus.

Die Eisenbahnbrücke zwischen Straßburg und Kehl
Ist herrlich zu schan'n auf Ehr' und Seel',

Wer sieht nicht in ihr mit Genauigkeit
Eiu unzweideutiges Bindezeichen
Zwischen zwei mächtigen Nachbarreichen,

Die zart sich geliebet zu jeder Zeit!?
Schwarzgallicht sind jene wohl sicherlich,

Die darin blos sehen einen — Gedankenstrich!