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Schiller's Nase.

(Fortsetzung.)

Das Gesicht des fürstlichen Ober-Domänen-Raths be-
deckte sich ob solches hohen, vielsagenden Blickes mit einer sanf-
ten, fast lieblichen Röthe der Scham, die dem gewaltsamen
und gezwungenen Lächeln gar nicht übel stand. Bald darauf
aber warf er dem beleibten Hof-Garten-Vorstande selbst einen
Blick zu, der durchaus keine Belobung, noch irgend ein
Kompliment enthielt. Dieser, dessen Gesicht von Hause aus
mit einer höchst anständigen und gesunden Röthe geziert war,
wurde purpurroth und mußte sich förmlich abwenden, um
solches nicht der wohl allzugut gelaunten Hoheit zu zeigen.
Er mußte dabei natürlich und unwillkürlich auf den Park-
Inspektor treffen und diesen als Ableiter benutzend, warf er
ihm mit Aug und Mund einen Titel zu, der dessen ehrwürdig-
hageres Antlitz fast rothbraun färbte. Auch der Herr In-
spektor suchte Schutz und Schirm nach anderer Richtung hin
und fand solchen auch in dem Anblicke des ihm zunächst
stehenden und sogar recht dummdreist lächelnden Hans Caspars.
Dieser hätte nunmehr gar hübsche Worte zu vernehmen bekommen,
wenn nicht just im selben Augenblicke der Fürst in seiner
heitern gewinnenden Weise gesprochen, worauf sich Aller Augen
wieder dorthin wandten, von wo aus ihrem Dasein Licht und
Leben zu Theil wurde.

„Obschön die sämmtlichen Büsten im Grunde eine
Lächerlichkeit sind," sprach der Prinz zu dem Herrn Obcr-
Domäneu-Rath, „so wäre cs doch eine Ungebühr, die Köpfe
so vieler edlen und großen Herren fortan ohne das Organ
zu lassen, welches ihnen im Leben gewiß vielen Genuß be-
reitete und ihren Gesichtern ganz sicher auch zur schönsten
Zierde gereichte. Seien Sie darauf bedacht, daß diesem Ucbcl-
standc sobald als möglich abgeholfen werde. In acht Tagen
kommen wir wieder dahier zusammen, daun wollen wir weiter
darüber reden."

j Nach diesen Worten erfolgte eine flüchtige Neigung des
Hauptes gegen die verschiedenen Personen der Scene und der hohe
Herr schritt der Ausgangsthüre des Gartens zu, allwo seine
Equipage sammt Dienerschaft seiner harrte, um ihn nach der
Residenz zurückzubringen.

„Herr Hof-Garten-Vorstand," sprach der von den:
Prinzen Angeredete nunmehr zu seinem unter ihm stehenden
Kollegen, „Sie haben vernommen, was Seine Hoheit zu
sprechen, zu befehlen geruhten. In acht Tagen müssen die
Nasen der erlauchten und edlen Herren wiederhergestellt sein;
nehmen Sie Ihre Maßregeln darnach."

Und mit einer Verbeugung, die an Hoheit und Stolz
der des Prinzen in nichts nachgab, nahm er Abschied von den
Uebrigen und schritt ebenfalls auf die Gartenthüre zu, um
einen einfachen Wagen, der mit zwei Gäulen des fürstlichen
Marstalls bespannt war, zu besteigen und also, mit herrschaft-
lichen Pferden und Bedienten, wie es seinem Range zustand,
nach der Stadt und nach Hause zu fahren.

Kaum war diese gewichtige Persönlichkeit einige Schritte
entfernt, als der Hof-Garten-Vorstand sich zu seinem Unter-
gebenen, dem Park-Inspektor wendete. Seiner mit ziemlicher
Verachtung gewürzten Miene durchaus keinen Zwang anlegend,
sprach er zu ihm: „Sie haben mich vor Seiner Hoheit schön
in der Patsche sitzen lassen! Nicht einmal zu wissen, wann
Cromsdorf an das regierende Haus gekommen! Es ist eine
Sünde und Schande! Sie sollten sich — —. Doch genug
davon. Bis heute über acht Tage müssen die schändlichen
Visagen dort geflickt, die Nasen eingesetzt sein, oder Sie
haben Unangenehmes zu gewärtigen. Ich werde mir Ihr
heutiges Betragen hinter die Ohren schreiben und damit
Gott befohlen!"

Ohne weitern Gruß stürmte der Gewaltige dem Ausgauge


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