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od.2Rtklr. 5Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od.2'/,Sgr.

Der Menschenfeind.

Der alte Oberst Tim, der das schöne Schloß Hohenstein
mit allem Zubehör an Wald, Wiesen und Feldern erworben
hatte, um, nachdem er die fünfzig schönsten Jahre seines
Lebens mit Dienen hingebracht hatte, nun wenigstens am
Abend desselben sein eigener Herr zu sein, erfüllte leider in
nichts die Erwartungen, die seine Nachbarn auf den Herren-
sitzen umher von ihm gehegt hatten. So wie er früher ge-
lebt hatte, konnte man hoffen, daß er ein offenes Haus und
gute Nachbarschaft halten würde, und alle freuten sich, in
ihm einen fidclen alten Eumpan zu begrüßen, der im frohen
Lebensgenuß selbst die Jugend beschämen würde. Allein
man hatte sich bitter getäuscht, der alte Herr erwies sich jetzt,
da er zum ersten Male in freier Weise den Umgang mit
den Menschen genießen konnte, auffallend genug als der
grimmigste Menschenfeind. Vergebens wartete und wartete
man, daß er die herkömmlichen Besuche bei den Herren Nachbarn

machen würde: er ließ sich bei keinem sehen; ja, wenn einer
von ihnen ihm zufällig auf der Straße oder an der Grenze
der beiderseitigen Besitzungen begegnete, so blickte er finster
zur Seite und schien den freundlichen Gruß, den man ihm
bot, nicht zu bemerken, oder vielmehr, man sah deutlich, daß
er ihn nicht bemerken wollte. Es war klar: er hatte an
der Welt ein für alle Male genug, er war ein Sonderling,
ein Menschenhasser geworden, und da sich daran nichts ändern
ließ, so vergaß man bald, daß er da war, und überließ ihn
ungestört seinem eigenen Wesen. Ob ihm das aber nun
doch auch wieder nicht behagte, ob er etwa in der Ferne,
j wo andere Menschen wohnten, wieder zur Welt zurückkehren,
oder ob er sich in noch tiefere Einsamkeit vergraben wollte,
etwa in die Nähe der afrikanischen Wüste oder in die amcrika- >
j Nischen Urwälder, das wissen wir nicht zu sagen, genug, er
beschloß, nachdem er nicht viel über ein Jahr auf Schloß
Hohenstein gehaust hatte, die ganze schöne Besitzung Knall
und Fall wieder zu verkaufen und wegzuziehen, und ließ zu
diesem Zwecke eine Verkaufsanzeige in das Provinzialblatt
einrücken, worin er die Kaufslustigen auf einen bestimmten i
! Termin zu sich in's Schloß einlud.

Dieser kam, und der Oberst begrüßte den Tag durch !
das finsterste Gesicht, das er je der lieben Sonne gewiesen j
hatte, zum Dank dafür, daß sie ihm ein ganzes Jahr lang
wider Verdienst, und. Würdigkeit freundlich, zugelächelt hatte;
denn cs war ihm höchst unangenehm, daß er wenigstens in
diesen Tagen Menschen bei sich sehen und mit ihnen ver-
kehren sollte, und. doch hatte er das Geschäft keinem Fremden
übertragen wollen. Immerhin aber verdroß cs ihn, als der
Vormittag verstrich, ohne daß auch nur ein einziger Mensch
sich sehen ließ, und da er über der beständigen Erwartung,
daß jemand kommen werde, eö zu keiner anderweitigen Unter-
: Haltung oder Beschäftigung brachte, so wurde ihm die Zeit

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Menschenfeind"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Heil, Friedrich Michael
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Wohnsitz
Pensionierung
Gast <Motiv>
Nachbar <Motiv>
Park <Motiv>
Karikatur
Baum <Motiv>
Verkauf
Baron
Schloss <Motiv>
Oberst <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verneigung <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 38.1863, Nr. 928, S. 121
 
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