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Sultan.

Was die letzten Tage und so eben geschehen, lies von Mund
zu Mund. Große Freude herrschte überall, weil es dem Aben-
rheuerer doch noch recht schlimm ergangen war. Alle waren
voll guten, kecken Muthes, weil er fichllich in des Herzogs
Ungnade gefallen, unv beschlossen, ihm nimmer zu München Auf-
enihalr zu gönnen, wenn es anders sicher der sei, welchen sie
meinten. — Da er nun anlangte, klang's sogleich von allen
Seiten: „Er ist eS — er ist es" — und nun ging es los
und da hals kein Widerstreben. Herrn Talamonts Gaul stand
im Augenblick gesattelt und gezäumt vor dem Thürlein, vorne
mit Allem bepackt, was sich oben in der Stube vorgefunden —
das rothe Mäntelein hatten sie mit einem Ende aus dem Reiter-
sack Hervorschauen gesehen, das hatten sie jubelnd und schmä-
hend zugleich herausgezogen und nun hing es recht prächtig
über dem ganzen Kram. Herr Talamont wehrte sich und stritt,
schwätzte und betheuerte aus Leibeskräften — aber es half
Alles nichts. Er mußte ausfitzen, durchs enge Gäßlein zur
Rechten in's Thal ein, dann weiter hinab, zum Jsarthor hinaus
und draus über die Baumbrücke hinüber reiten unter großem
Rumor, Gelächter, Gespött, heftiger Katzenmusik und was
den Gesellen und den Leuten sonst nur immer zu Sinn kam
in ihrem Uebermuth. Also gings bis weit hinaus, und da
weiß ich aber nicht, ob der Herr Talamont dann die Sttaße
nach Salzburg ritt oder sonst einen Seitenweg einschlug; das
ist sicher — zu München suchte er sein Glück nimmer in aller
Zukunft, und die Afra mag ihm das Küssen aus eine Zeitlang
verleidet, seinen glorreichen Auszug aus München wird er
aber auch sein Leben lang nicht vergessen haben.

Ganz anders nahm sich's aus, da einige Tage später der
- Gras Ladislaw von Haag, an der Spitze seiner Leidensge-
fährten, in goldener Freiheit zum Thor hinaus ritt; da war
auch viel Volkes dabei, und viele, viele Zungftauen sahen zu
den Fenstern heraus oder standen unter den Thüren; war

große Freude unter Allen über des Schicksals gute Wendung
und überall hörte man's laut sagen: „Der Gras hält sein Wort
und seine Freunde halten es auch, da ist keine Fehde und kein
Stteit mehr!"

Und so kam es auch in der Zukunft. Der Graf und seine
Freunde waren feste Stützen in Kriegs- und Friedenszeit für
' den Albertus. Der schenkte deßhalb dem Pater Canisius viel
Verttauen und fragte ihn oft um Rath. Ob der Herzog jeder
Zeit so gut dabei gefahren, als in der Grafen Angelegen-
heit, weiß ich nicht, wie dem immer, dafür hat er viel Lobes
verdient. Albertus gewährt es ihm auch. Seinen Löwen aber
lobt und pries er oft als ein rechtes Beispiel von gerechtem
Unmuth und scharfer Aufsicht aus Zucht und Sitte.
Das goldene Halsband hatte er aber auch nicht vergessen.
Das ttug der tteue Sultan bis an sein Lebensende, und
aus dem Bande stand geschrieben mit großer Schrift:

„Sultan heiß' ich,

Talamont fast zerreiß' ich —

List, Trug und Keckheit beweis' ich."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sultan"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Auszug
Löwe <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 129, S. 68
 
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