30 Die neuen Schuhe.
wohl, Herr Pfarrer. Aber weil ich jetzt Schuh' Hab', geh' ich
immer nach Dingelsiug in die Kirch. Der Pfarrer dort —
predigt besser!"
Er kannte sich aus.
Kaiser Franz pflegte bekanntlich von sich zu sagen, daß
wenn Er nicht als Monarch geboren wäre. Er eine Hofraths-
stelle sehr gut versehen könnte. Daß es Ihm an Erfahrung nicht
gebrach, mag folgendes Beispiel beweisen. — Eines Morgens
kam der Castcllan der k. k. Hofburg in Wien ganz bestürzt znm
Obersthofmeister und meldete, der Magistrat habe eine Verord-
nung erlassen, daß in der Stadt die Tauben nicht mehr zu !
dulden seien. Alle Tauben müßten binnen 48 Stunden be-
seitigt werden, bei Androhung der und der Geldstrafe. — Der
Fall war kitzlich; der Kaiser, ein großer Taubenfreund, hielt selbst
I Tauben in den Bodenräumen der Burg und pflegte dieselben von
seinem Fenster aus selbst täglich zu füttern. Blieben sie nun
auf einmal aus, so war Ihm das sicher unangenehm. Der Oberst-
hofmeister beschloß den Fall dem Monarchen sebst vorzutragen. —
Der Kaiser hörte ihn an und erwiderte lächelnd: „Sperrt die
Tauben vierzehn Tage lang ein, und dann laßt sie wieder
fliegen; — nach vierzehn Tagen denkt kein Mensch
mehr an die Verordnung!" — Und so war es auch;
— die Tauben fliegen in Wien noch heutigen Tages.
Drr Gruß.
Schritt'st Du mit leichtem Fuß dahin
An mir vorbei, Du sah'st mich nicht,
Doch ich sah Dich vorüberzieh'n.
Der Jugend Bild im Gang und Blick
Zogst Du vorbei nach Elfenart,
In dünne Stoffe war gehüllt
Der Körper schlank und feenzart.
Ich schaut' Dir nach mit bangem Blick
Bis hinter Bäumen Du entschwunden,
Wohl tausend Grüße sandt' ich Dir, —
Ob Dich wohl einer hat gefunden?
G. N . . . .
Eigcnthümliche Ordination.
„Mir fehlt nichts, Herr Doktor, als die moralische Kraft,
mich in den frühen Morgenstunden den Armen des süßen
Schlafes zu entreißen — und doch möchte ich für mein Leben
gern die frische Morgenluft in der schönen Jahreszeit im Freien
genießen. — Wüßten Sie mir zu rathen, Herr Doktor?" —
„Ja, freilich! und das Mittel dürfte Ihnen gar nicht unangenehm
sein. — Wann stehen Sie gewöhnlich auf?" — „Um 7 Uhr,
aber nur mit Ueberwindung." — „Nun, so stehen Sie morgen erst
um — ^28 Uhr auf und überhaupt jeden folgenden Tag
um eine halbe Stunde später. Ich gebe Ihnen mein
Wort, daß Sie bei genauer Befolgung dieser Anordnung binnen
einem Monat schon um 4 Uhr Morgens auf den Beinen sind."
wohl, Herr Pfarrer. Aber weil ich jetzt Schuh' Hab', geh' ich
immer nach Dingelsiug in die Kirch. Der Pfarrer dort —
predigt besser!"
Er kannte sich aus.
Kaiser Franz pflegte bekanntlich von sich zu sagen, daß
wenn Er nicht als Monarch geboren wäre. Er eine Hofraths-
stelle sehr gut versehen könnte. Daß es Ihm an Erfahrung nicht
gebrach, mag folgendes Beispiel beweisen. — Eines Morgens
kam der Castcllan der k. k. Hofburg in Wien ganz bestürzt znm
Obersthofmeister und meldete, der Magistrat habe eine Verord-
nung erlassen, daß in der Stadt die Tauben nicht mehr zu !
dulden seien. Alle Tauben müßten binnen 48 Stunden be-
seitigt werden, bei Androhung der und der Geldstrafe. — Der
Fall war kitzlich; der Kaiser, ein großer Taubenfreund, hielt selbst
I Tauben in den Bodenräumen der Burg und pflegte dieselben von
seinem Fenster aus selbst täglich zu füttern. Blieben sie nun
auf einmal aus, so war Ihm das sicher unangenehm. Der Oberst-
hofmeister beschloß den Fall dem Monarchen sebst vorzutragen. —
Der Kaiser hörte ihn an und erwiderte lächelnd: „Sperrt die
Tauben vierzehn Tage lang ein, und dann laßt sie wieder
fliegen; — nach vierzehn Tagen denkt kein Mensch
mehr an die Verordnung!" — Und so war es auch;
— die Tauben fliegen in Wien noch heutigen Tages.
Drr Gruß.
Schritt'st Du mit leichtem Fuß dahin
An mir vorbei, Du sah'st mich nicht,
Doch ich sah Dich vorüberzieh'n.
Der Jugend Bild im Gang und Blick
Zogst Du vorbei nach Elfenart,
In dünne Stoffe war gehüllt
Der Körper schlank und feenzart.
Ich schaut' Dir nach mit bangem Blick
Bis hinter Bäumen Du entschwunden,
Wohl tausend Grüße sandt' ich Dir, —
Ob Dich wohl einer hat gefunden?
G. N . . . .
Eigcnthümliche Ordination.
„Mir fehlt nichts, Herr Doktor, als die moralische Kraft,
mich in den frühen Morgenstunden den Armen des süßen
Schlafes zu entreißen — und doch möchte ich für mein Leben
gern die frische Morgenluft in der schönen Jahreszeit im Freien
genießen. — Wüßten Sie mir zu rathen, Herr Doktor?" —
„Ja, freilich! und das Mittel dürfte Ihnen gar nicht unangenehm
sein. — Wann stehen Sie gewöhnlich auf?" — „Um 7 Uhr,
aber nur mit Ueberwindung." — „Nun, so stehen Sie morgen erst
um — ^28 Uhr auf und überhaupt jeden folgenden Tag
um eine halbe Stunde später. Ich gebe Ihnen mein
Wort, daß Sie bei genauer Befolgung dieser Anordnung binnen
einem Monat schon um 4 Uhr Morgens auf den Beinen sind."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die neuen Schuhe" "Der Gruß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1514, S. 30
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg