Berliner Blau.
Boshaft.
„Na, was aber Ihre Buben den Winter über gewachsen
sind!" — „Ja, 's ist merkwürdig; in der kurzen Zeit!" —
„Da haben S' Recht und — bei dem Kält'n."
„Kellner, eine Flasche 1874er!" — „Entschuldigen Sie,
den haben wir noch nicht." — „Gott, sind die Leute in Süd-
deutschland noch zurück, — wir Berliner genießen immer Alles
schon Jahre voraus!" __
Mrrkwürd ig.
„Grüß Dich Gott, alter Freund! Freut mich, daß Du mich
einmal besuchst, — nun kann ich Dir gleich meinen Erstgebornen
vorstellen." — „Ah! freut mich! Wie heißt er denn?" —
„Karl!" — „Nein — mit dem Schreib-Namen, mein' ich?"
Liebes Wahnsinn.
Tief in des Waldes Stille liegt einsam und öd' ein Sec;
Rings ragen starrre Felsen gleich Wächtern in die Höh';
Sie lassen kein mildes Lüftchen, kein Zephyrwehen herzu,
Auf daß ihr Hauch nicht störe des Wassers träge Ruh'.
Hoch strecken dunkle Tannen das stolze Haupt empor.
Sie wehren dem Strahl der Sonne, der bis hieher sich verlor,
Des Waldes befiederte Sänger, längst zogen von hier sie fort,
Das Leben ist erstorben an diesem schaurigen Ort.
Wer steht dort am felsigen Ufer? wer blickt so düster hinab
In des Scc's unheimliche Tiefe wie in ei» gähnend Grab?
Es ist ein bleicher Jüngling, entstellt von Gram und Schmerz,
Und also ruft er klagend, die Hände gepreßt auf's Herz:
Leb' wohl, du holdes Mädchen, das ich so treu geliebt.
Du hast durch deine Untreu bis in den Tod mich betrübt,
Das Herz, das für dich nur geschlagen in reiner Liebesgluth,
Du hast es grausam gebrochen in frevlem Übermuth,
Die Stimme, die liebeflüstcrnd du gehört wohl tausendmal,
Sic klagt jetzt den Bäumen des Waldes verrath'ner Liebe Qual,
Das Auge, das oft gar scelig tief in das deine geschaut.
Blickt jetzt dem Tod entgegen, von Thränennaß bcthaut.
Nicht länger soll mich verzehre» des Herzens lodernde Gluth,
Ihre Flammen sollen erlöschen in dieser kühlen Jluth;
So ruft der Arme klagend, dann stürzt er hinab sich, o Graus!
Boshaft.
„Na, was aber Ihre Buben den Winter über gewachsen
sind!" — „Ja, 's ist merkwürdig; in der kurzen Zeit!" —
„Da haben S' Recht und — bei dem Kält'n."
„Kellner, eine Flasche 1874er!" — „Entschuldigen Sie,
den haben wir noch nicht." — „Gott, sind die Leute in Süd-
deutschland noch zurück, — wir Berliner genießen immer Alles
schon Jahre voraus!" __
Mrrkwürd ig.
„Grüß Dich Gott, alter Freund! Freut mich, daß Du mich
einmal besuchst, — nun kann ich Dir gleich meinen Erstgebornen
vorstellen." — „Ah! freut mich! Wie heißt er denn?" —
„Karl!" — „Nein — mit dem Schreib-Namen, mein' ich?"
Liebes Wahnsinn.
Tief in des Waldes Stille liegt einsam und öd' ein Sec;
Rings ragen starrre Felsen gleich Wächtern in die Höh';
Sie lassen kein mildes Lüftchen, kein Zephyrwehen herzu,
Auf daß ihr Hauch nicht störe des Wassers träge Ruh'.
Hoch strecken dunkle Tannen das stolze Haupt empor.
Sie wehren dem Strahl der Sonne, der bis hieher sich verlor,
Des Waldes befiederte Sänger, längst zogen von hier sie fort,
Das Leben ist erstorben an diesem schaurigen Ort.
Wer steht dort am felsigen Ufer? wer blickt so düster hinab
In des Scc's unheimliche Tiefe wie in ei» gähnend Grab?
Es ist ein bleicher Jüngling, entstellt von Gram und Schmerz,
Und also ruft er klagend, die Hände gepreßt auf's Herz:
Leb' wohl, du holdes Mädchen, das ich so treu geliebt.
Du hast durch deine Untreu bis in den Tod mich betrübt,
Das Herz, das für dich nur geschlagen in reiner Liebesgluth,
Du hast es grausam gebrochen in frevlem Übermuth,
Die Stimme, die liebeflüstcrnd du gehört wohl tausendmal,
Sic klagt jetzt den Bäumen des Waldes verrath'ner Liebe Qual,
Das Auge, das oft gar scelig tief in das deine geschaut.
Blickt jetzt dem Tod entgegen, von Thränennaß bcthaut.
Nicht länger soll mich verzehre» des Herzens lodernde Gluth,
Ihre Flammen sollen erlöschen in dieser kühlen Jluth;
So ruft der Arme klagend, dann stürzt er hinab sich, o Graus!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Berliner Blau" "Merkwürdig" "Boshaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1514, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg