Auf rosarothem Briefpapier
Hatt' eiligst ich geschrieben,
Wenn sic dies liest — so dacht' ich mir —
Muß sie mich sicher lieben.
'volle. Da sagt er: „Die fette Maus bedeutet Euer Majestät
Beamten, die magere Maus Euer Majestät Uuterthaucn, die
blinde Maus Eure Majestät selbst." Der Kaiser wurde hierauf
sthr nachdenklich und — ließ Alles beim Alten.
„Mein Herr! Daß Sie bestohlen sind,
Seh' ich aus Ihrem Briefe,
D'rum rath' ich, melden den Verlust
Sie einem Detective.
Doch jene Diebin bin ich nicht.
Die Sie in mir sich denken, —
Oneiromantie.
zögen drei Mäuse über sein Bette, eine fette, eine magere und
eine blinde. Das bekümmerte ihn sehr, und er ließ alle
Räthe des Staates und alle Gelehrten kommen, um zu erfahren,
was das bedeute. Aber Niemand wußte es. Da erinnerte sich
einer der Bedienten, daß ein gemeiner Soldat unter der Leib-
wache sei, welcher verstehe, Träume auszulegen. Der Soldat
wurde vor den Kaiser beschieden und zur Auslegung des sonder-
I baren Traumes aufgefordcrt. Er aber weigerte sich dessen, bis
ihm mit kaiserlichem Worte versprochen worden war, daß ihm
Nichts geschehen solle, die Auslegung möge ausfallen, wie sie
„Wie gewinnt man Brom?"
„Man nimmt Brombeeren, wirft sie auf die Erde; hier
verbinden sich die Beeren mit der Erde zu Erdbeeren und das
Brom wird frei."
*
* *
„Wie gewinnt man Silber?"
„Man geht in eine Allee von Silberpappeln, gebietet
Silentium, das Pappeln hört auf und das Silber wird frei."
Ich dachte lang vergeblich nach,
Wie's bestens ich vollbrächte;
Im „Briefsteller für Liebende"
Fand endlich ich das Rechte.
Denn so wie in dem Buch es stand.
Schrieb ich ganz unverholen:
„O schönste Maid erhöre mich,
Du hast mein Herz gestohlen!"
Die Antwort blieb nicht lauge aus.
Ach wie war ich befangen,
Ich wagt' zu öffnen kaum den Brief,
That's endlich — doch mit Bangen.
Ich las und las, und mehr und mehr
Ward mein Gemüth verdüstert —
O höret nur, was sie mir schrieb.
Vom Satan eingeflüstert!
Unglückliche Phrase.
Ich liebt' ein schönes Mädchen einst.
Ich liebt's in allen Ehren —
Sie wußt' es nicht, deßhalb wollt' ich
Die Liebe ihr erklären.
Hatt' eiligst ich geschrieben,
Wenn sic dies liest — so dacht' ich mir —
Muß sie mich sicher lieben.
'volle. Da sagt er: „Die fette Maus bedeutet Euer Majestät
Beamten, die magere Maus Euer Majestät Uuterthaucn, die
blinde Maus Eure Majestät selbst." Der Kaiser wurde hierauf
sthr nachdenklich und — ließ Alles beim Alten.
„Mein Herr! Daß Sie bestohlen sind,
Seh' ich aus Ihrem Briefe,
D'rum rath' ich, melden den Verlust
Sie einem Detective.
Doch jene Diebin bin ich nicht.
Die Sie in mir sich denken, —
Oneiromantie.
zögen drei Mäuse über sein Bette, eine fette, eine magere und
eine blinde. Das bekümmerte ihn sehr, und er ließ alle
Räthe des Staates und alle Gelehrten kommen, um zu erfahren,
was das bedeute. Aber Niemand wußte es. Da erinnerte sich
einer der Bedienten, daß ein gemeiner Soldat unter der Leib-
wache sei, welcher verstehe, Träume auszulegen. Der Soldat
wurde vor den Kaiser beschieden und zur Auslegung des sonder-
I baren Traumes aufgefordcrt. Er aber weigerte sich dessen, bis
ihm mit kaiserlichem Worte versprochen worden war, daß ihm
Nichts geschehen solle, die Auslegung möge ausfallen, wie sie
„Wie gewinnt man Brom?"
„Man nimmt Brombeeren, wirft sie auf die Erde; hier
verbinden sich die Beeren mit der Erde zu Erdbeeren und das
Brom wird frei."
*
* *
„Wie gewinnt man Silber?"
„Man geht in eine Allee von Silberpappeln, gebietet
Silentium, das Pappeln hört auf und das Silber wird frei."
Ich dachte lang vergeblich nach,
Wie's bestens ich vollbrächte;
Im „Briefsteller für Liebende"
Fand endlich ich das Rechte.
Denn so wie in dem Buch es stand.
Schrieb ich ganz unverholen:
„O schönste Maid erhöre mich,
Du hast mein Herz gestohlen!"
Die Antwort blieb nicht lauge aus.
Ach wie war ich befangen,
Ich wagt' zu öffnen kaum den Brief,
That's endlich — doch mit Bangen.
Ich las und las, und mehr und mehr
Ward mein Gemüth verdüstert —
O höret nur, was sie mir schrieb.
Vom Satan eingeflüstert!
Unglückliche Phrase.
Ich liebt' ein schönes Mädchen einst.
Ich liebt's in allen Ehren —
Sie wußt' es nicht, deßhalb wollt' ich
Die Liebe ihr erklären.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Oneiromantie" "Aus der Chemie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1533, S. 183
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg