„Hast Du den Herrn mit den drei Damen bemerkt, die
gerade cinstiegen?" — „Ja, warum? Kennst Du ihn?" —
. Freilich! Es ist Humphrey, der den Proceß gegen die Erie-
Eisenbahn gewonnen hat. Sie mußten ihm 25,000 Dollars
für den Verlust seiner Frau bezahlen, die bei dem Zusammen-
stoß in New-Jersey getödtet wurde. Nun macht er mit seiner
zweiten Frau und zwei Schwiegermüttern beständig Vergnügungs-
fahrten, um 75,000 Dollars zu bekommen.
vor sich her stoßt mit den fWorten: „Fort mit Dir auf's
Stadthaus!" — Alles macht Platz, auch die Finanzwächter
weichen zur Seite. — „Ach, mein Gott!" seufzt der Schuster bei
sich, „heutzutage muß man doch selbst dem besten Freund
mißtrauen! Ach, wenn ich ihm doch nichts gesagt hätte von
dem Tabak!" — und mit schlotternden Knicen trottet der arme
Sünder vor seinem Häscher einher, bis sie an ein stilles
Gäßchen kommen. — Da klopft ihm der Heiduck auf die Schulter
und sagt: „Jetzt bist Du frei! Siehst Du, Kamerad, ich Hab'
Dir doch geholfen!"
Das Beste ist, wir machen „Kehrt!"
Und gehen heim zum eignen Herd.
Und die Moral von der Geschieht,
Die mach' Dir selbst, — ich weiß sie nicht.
_ A. u. Wintcrfcid.
Freundschaftsdienst. 19 t
Der Schuster Pipafi hat einem Tabakbauern ein Paar
Stiefel äbgeliefert, und nebst seinem Lohn einige Pfund „jung-
fräulichen" ungarischen Rauchtabak bekommen, — solchen nämlich,
den kein Finanzwächter beschnüffelt, noch verzollt hat. — Ver-
gnügt packt er den mitten im Vaterland gewachsenen, und doch
I geschmuggelten, wie Honig gelben und duftigen Tabak in seinen
Schnappsack und in die Rocktaschen, stopft sich die Thonpfeife,
! und wandert zur Eisenbahnstation, um von da aus heim zu
fahren. Im Coups findet er einen Stadt-Heiducken, der eben
j von einem Schüblings - Transporte zurückkehrt. Es war ein
j guter Bekannter von ihm, mit dem er einmal beim Militär
j gedient hatte. Sie kommen in's Plaudern, und der Schuster
j kann seine Freude über den Tabak nicht verbergen. Er giebt
auch dem Heiducken davon zu kosten, und Beide schmauchen vergnügt
J das köstliche Kraut. — Sie nähern sich dem Bahnhof, und
! den Schuster befällt die Sorge, daß die Finanzwächter ihn an-
halten und Nachsehen könnten, ob er nichts Steuerbares bei sich
j habe. Bekümmert spricht er dem ehemaligen Kameraden seine
Furcht aus; dieser aber tröstet ihn: „Sei unbesorgt, ich werde
Dich gewiß nicht verrathen, und im Nothfall helf' ich Dir
schon durch." — Sie steigen aus; — der Schuster sieht zu seinem
Schrecken vor sich zwei Finanzwächter, und fühlt sich von hinten
angepackt. Wer ist das? Der Heiduck, der treulose Kamerad,
der jetzt das Baponnet auf sein Gewehr gepflanzt hat, und ihn
gerade cinstiegen?" — „Ja, warum? Kennst Du ihn?" —
. Freilich! Es ist Humphrey, der den Proceß gegen die Erie-
Eisenbahn gewonnen hat. Sie mußten ihm 25,000 Dollars
für den Verlust seiner Frau bezahlen, die bei dem Zusammen-
stoß in New-Jersey getödtet wurde. Nun macht er mit seiner
zweiten Frau und zwei Schwiegermüttern beständig Vergnügungs-
fahrten, um 75,000 Dollars zu bekommen.
vor sich her stoßt mit den fWorten: „Fort mit Dir auf's
Stadthaus!" — Alles macht Platz, auch die Finanzwächter
weichen zur Seite. — „Ach, mein Gott!" seufzt der Schuster bei
sich, „heutzutage muß man doch selbst dem besten Freund
mißtrauen! Ach, wenn ich ihm doch nichts gesagt hätte von
dem Tabak!" — und mit schlotternden Knicen trottet der arme
Sünder vor seinem Häscher einher, bis sie an ein stilles
Gäßchen kommen. — Da klopft ihm der Heiduck auf die Schulter
und sagt: „Jetzt bist Du frei! Siehst Du, Kamerad, ich Hab'
Dir doch geholfen!"
Das Beste ist, wir machen „Kehrt!"
Und gehen heim zum eignen Herd.
Und die Moral von der Geschieht,
Die mach' Dir selbst, — ich weiß sie nicht.
_ A. u. Wintcrfcid.
Freundschaftsdienst. 19 t
Der Schuster Pipafi hat einem Tabakbauern ein Paar
Stiefel äbgeliefert, und nebst seinem Lohn einige Pfund „jung-
fräulichen" ungarischen Rauchtabak bekommen, — solchen nämlich,
den kein Finanzwächter beschnüffelt, noch verzollt hat. — Ver-
gnügt packt er den mitten im Vaterland gewachsenen, und doch
I geschmuggelten, wie Honig gelben und duftigen Tabak in seinen
Schnappsack und in die Rocktaschen, stopft sich die Thonpfeife,
! und wandert zur Eisenbahnstation, um von da aus heim zu
fahren. Im Coups findet er einen Stadt-Heiducken, der eben
j von einem Schüblings - Transporte zurückkehrt. Es war ein
j guter Bekannter von ihm, mit dem er einmal beim Militär
j gedient hatte. Sie kommen in's Plaudern, und der Schuster
j kann seine Freude über den Tabak nicht verbergen. Er giebt
auch dem Heiducken davon zu kosten, und Beide schmauchen vergnügt
J das köstliche Kraut. — Sie nähern sich dem Bahnhof, und
! den Schuster befällt die Sorge, daß die Finanzwächter ihn an-
halten und Nachsehen könnten, ob er nichts Steuerbares bei sich
j habe. Bekümmert spricht er dem ehemaligen Kameraden seine
Furcht aus; dieser aber tröstet ihn: „Sei unbesorgt, ich werde
Dich gewiß nicht verrathen, und im Nothfall helf' ich Dir
schon durch." — Sie steigen aus; — der Schuster sieht zu seinem
Schrecken vor sich zwei Finanzwächter, und fühlt sich von hinten
angepackt. Wer ist das? Der Heiduck, der treulose Kamerad,
der jetzt das Baponnet auf sein Gewehr gepflanzt hat, und ihn
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Schmale Trottoir" "Neuer Erwerbszweig" "Freundschaftsdienst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
(2): ?
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1534, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg