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198 Nutz der Leihbibliothek.

Die Gräfin schickt dm Leibmohren nus
Um den neuesten deutschen Roman;
„Bedaure, das Buch ist nicht zu Hans, —
In drei Wochen fragen sie an!"

Zuerst liest die Köchin am Heerde das Buch,

Der Kutscher im Stalle sogar,

Dann kommt es mit Küchen- und Stallgcruch

Aus der Leihbibliothek.

Jn's — gräfliche Boudoir.

Die Liebe.

Die Liebe ist eine Lotterie. Mancher macht gleich einen
guten Zug, Mancher in seinem Leben keinen, und gewiß ist,
daß Hunderte setzen, bis Einer gewinnt. — Die Liebe hat
zwei scharfkantige Gegenseiten. Die unglückliche Liebe ist ein
Igel, welcher überall sticht, wo man ihn angreift, die glückliche
Liebe aber ist eine blinde Kuh, die instinktmäßig dem Ochsen
nachlauft. Ueberhaupt scheinen die Ochsen beim schönen Ge-
schlechte das meiste Glück zu haben, sonst hätte sich wohl nicht
Jupiter in einen Ochsen verwandelt, um die Prinzessin Europa
zu entführen. — Die Liebe macht die Hütte zum Palaste —
sagt Schiller — und dieser Ausspruch bewahrheitet sich, sobald
ein armer Teufel eine Braut mit hunderttausend Thalern

findet. — Vor der Heirath ist Manchem pudelwohl, dem nach
der Heirath das Wohl wcgfüllt und der Pudel bleibt. Vor

der Trauung scheint manches Mädchen ein Engel zu sein, dem
man nach derselben Flügel wünscht, daß er fortfliege. Vor

der Ehe nennt Mancher seine Braut eine Göttin und wünscht
nach der Ehe, daß die Ueberirdische bald unterirdisch werde.

— In der Ehe muß immer der Mann Haare lassen. Ist Er
wüthend, so reißt er sich selbst die Haare aus, ist Sie wüthend,
so besorgt sie dieses Geschäft. — Man macht Ehe-Verträge,
ein deutlicher Beweis, daß die Ehe nicht mehr Herzens-, sondern

| Handelssache ist und daß man schon bei der Verbindung wieder
j an die Lösung denkt. — Ist eine Frau eine Zeit lang von
ihrem Manne getrennt, so heißt man sie Strohwittwe, wohl
deßhalb, weil sie während dieser Zeit gerne Feuer fängt. —

I Mit der Ehe erhält das Mädchen die Versorgung und der
Mann die Sorgen. — Früher hieß es, wer das Glück hat, sührt
die Braut heim; jetzt heißt es, die das Geld hat, führt den
Bräutigam heim. — Mit Mädchen geht es, wie mit neuen
Theaterstücken. Sollen diese gefallen, so müssen sie schön nach
Inhalt und Form sein, und wenn dieses nicht der Fall ist,

I so müssen sie eine sehr reiche Ausstattung und Dekoration haben.

— Die immer weiter greifende Geldsucht hat auch das Herz
getheilt und wund gerissen. Ohne gesundes Herz aber gibt
es keine Liebe und ohne Liebe kein Leben. Das Leben ist die
Erde und die Liebe ist die Sonne, welche aus der Erde Blumen
zaubert, — für den Neichen die prangende Camelie und für den
Armen das bescheidene Veilchen.

A. Mair.
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Aus der Leihbibliothek"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
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Bibliothekar <Motiv>
Leiter
Pferdestall
Geschirr <Hausrat>
Diener
Sessel
Lesen <Motiv>
Pferd <Motiv>
Geruch <Motiv>
Kutscher
Stroh
Afrikaner
Leihbücherei
Küche <Motiv>
Köchin <Motiv>
Gräfin
Karikatur
Buch <Motiv>
Boudoir <Motiv>
Fingergeste <Motiv>
Roman <Motiv>
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Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1535, S. 198

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