„Was g'schieht denn dera Sau, daß s gar a so schreit?" — „Nix g'schieht
ihr — abg'stochen wird s'."
Eine
©n junger Schüler Michel Angelo's,
Der heimlich eine Statue gemeißelt,
Stellt sie dem Auge jetzt des Meisters
blos
llnd folgt gespannt des großen Richters
Blicken,
Halb voll von Furcht, daß ihn sein Tadel
geißelt.
Halb, daß ein Lob ihn treffe — voll
Entzücken.
Der Meister blickte prüfend nach dem
Werke
llnd prüfend nach dcni Schüler dann
und sagte:
»Es ist nicht gut, indessen, ich bemerke.
Daß ich schon Schlechteres gcseh'n!" —
Da wagte
Lehre.
Des Meisters Hand der Schüler zu er-
greifen.
Ließ froh den Blick zu seinem Marmor
schweifen
Und rief entzückt: „Hab' Dank für
dieses Lob!"
Der Meister aber ward erzürnt darob
Und sprach zu dem vor Schreck erstarrten
Knaben:
„Dich will ich ferner nicht zum Schüler-
Haben !
Daß cs noch schlechtere hieniedcn gibt.
Als die von ihm erschaff'nen Dinge —
Ein Mensch, der damit sich zufrieden gibt,
Der ist nicht wertst, daß Bess'res ihm
gelinge!"
A. Koderich.
Ungleiche Brüder. 111
Der Eine macht eine Reise um die Welt,
und der Andere macht um die Welt keine
Reise. -
Aus der Jnstructionsstunde.
Unteroffizier (mit würdevoller Ueber-
legenheit): „Der Soldat soll sich stets ge-
bildet betragen. Die Bildung zerfällt in
zwei Thcile: 1) die wahre Bildung, 2) die
geleckte Bildung.
Die wahre Bildung geht Euch nichts
an. Diese brauchen nur die Herren Offiziere,
die Freiwilligen und einige Unteroffiziere zu be-
sitzen. Die geleckte Bildung dagegen kann und
soll sich jeder von Euch aneignen. Bei Euch
hört man aber weiter nichts als Schimpf-
worte, wie: „Ruppigel, Menagesau, Laffetten-
hader" und andere noch ungebildetere Aus-
drücke mehr. Aehnlich verhält es sich mit
der Kameradschaft, dem wichtigsten Verband-
mittel des Soldatenstandes. Ueber die
Kameradschaft könnte ich Euch viel sagen,
ganze Bücher könnte man über sie schreiben —
wir wollen aber nun zum Auseinandernehmen
und Putzen des Gewehres übergehen!"
Gleiches Schicksal.
Es schleicht ein armer Lump dahin, —
Der Wind ist scharf, sein Rock ist dünn;
Sein Antlitz ist so kummervoll:
Er weiß nicht, was er essen soll. —
Doch dort in: seinen Restaurant,
Da sitzt ein dicker Elegant,
Hat seinen Kneifer anfgezwängt.
Starrt auf die Karte hin und denkt.
Die Kellner stehen um ihn her
Viel Lärm um nichts.
ihr — abg'stochen wird s'."
Eine
©n junger Schüler Michel Angelo's,
Der heimlich eine Statue gemeißelt,
Stellt sie dem Auge jetzt des Meisters
blos
llnd folgt gespannt des großen Richters
Blicken,
Halb voll von Furcht, daß ihn sein Tadel
geißelt.
Halb, daß ein Lob ihn treffe — voll
Entzücken.
Der Meister blickte prüfend nach dem
Werke
llnd prüfend nach dcni Schüler dann
und sagte:
»Es ist nicht gut, indessen, ich bemerke.
Daß ich schon Schlechteres gcseh'n!" —
Da wagte
Lehre.
Des Meisters Hand der Schüler zu er-
greifen.
Ließ froh den Blick zu seinem Marmor
schweifen
Und rief entzückt: „Hab' Dank für
dieses Lob!"
Der Meister aber ward erzürnt darob
Und sprach zu dem vor Schreck erstarrten
Knaben:
„Dich will ich ferner nicht zum Schüler-
Haben !
Daß cs noch schlechtere hieniedcn gibt.
Als die von ihm erschaff'nen Dinge —
Ein Mensch, der damit sich zufrieden gibt,
Der ist nicht wertst, daß Bess'res ihm
gelinge!"
A. Koderich.
Ungleiche Brüder. 111
Der Eine macht eine Reise um die Welt,
und der Andere macht um die Welt keine
Reise. -
Aus der Jnstructionsstunde.
Unteroffizier (mit würdevoller Ueber-
legenheit): „Der Soldat soll sich stets ge-
bildet betragen. Die Bildung zerfällt in
zwei Thcile: 1) die wahre Bildung, 2) die
geleckte Bildung.
Die wahre Bildung geht Euch nichts
an. Diese brauchen nur die Herren Offiziere,
die Freiwilligen und einige Unteroffiziere zu be-
sitzen. Die geleckte Bildung dagegen kann und
soll sich jeder von Euch aneignen. Bei Euch
hört man aber weiter nichts als Schimpf-
worte, wie: „Ruppigel, Menagesau, Laffetten-
hader" und andere noch ungebildetere Aus-
drücke mehr. Aehnlich verhält es sich mit
der Kameradschaft, dem wichtigsten Verband-
mittel des Soldatenstandes. Ueber die
Kameradschaft könnte ich Euch viel sagen,
ganze Bücher könnte man über sie schreiben —
wir wollen aber nun zum Auseinandernehmen
und Putzen des Gewehres übergehen!"
Gleiches Schicksal.
Es schleicht ein armer Lump dahin, —
Der Wind ist scharf, sein Rock ist dünn;
Sein Antlitz ist so kummervoll:
Er weiß nicht, was er essen soll. —
Doch dort in: seinen Restaurant,
Da sitzt ein dicker Elegant,
Hat seinen Kneifer anfgezwängt.
Starrt auf die Karte hin und denkt.
Die Kellner stehen um ihn her
Viel Lärm um nichts.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Viel Lärm um nichts" "Gleiches Schicksal"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 72.1880, Nr. 1810, S. 111
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg