Fliegende Blätter (77.1882 (Nr. 1927-1952))

44

Schlau.

Bedienter: „Warum geht denn die Gnädige Heuer in's
Bad?" — Stubenmädchen: „0, nur damit sie 's nächste
Jahr sagen kann, 's hätt' ihr diesmal so gut gethan!"

Der Dicnstmann in Lcrlcgcnheit.

Dienstmann: „Jetzt kann's gut werden. Die Kinds-
mädeln spazieren mit ihren Liebhabern herum und dort kommen
die beiden Mütter."

Aus dem Balle.

s schwirrt der Tanz, die
Bratsche tönt.

Der Boden raucht, das
Haus erstöhnt,
Rings Lust und laute
Freude nur.
Soeben ist ja Damen-
tour.

Die Fräuleins fliegen
hin und her
Und tragen Orden groß
und schwer.

Damit ein Jeder wird bedacht,

Der sich um sie verdient gemacht.

Und Jeden holt zum Tanz die Hand,

Die ihn auch im Verborg'nen fand.

Nur dort im Vorsaal steht beiseit
Ein Einz'ger wie in schwerem Leid.

Er brütet düster vor sich hin.

Schwer ist und gramerfüllt sein Sinn.

Wer ist der einsam stille Mann,

Der keine Liebe finden kann,

Zn dem kein schönes Mädchen tritt
In lieb'beflügelt raschem Schritt,

An dessen Brust kein Orden hangt.

Womit der hohlste Schwätzer prangt?

Sieh', dieses Haupt, so schön, so stolz.

Die Haare schwarz wie Ebenholz,

So edel des Gesichtes Schnitt,

Die Garderobe exquisit!

Bewegung, Haltung, Alles fein.

Wer mag der stille Dulder sein?

Die alte Wahrheit sah ich neu:

Das Glück ist dumm und ungetreu.

Es wirft in's irdische Geschlecht
Die holden Gaben ungerecht.

Verdienst, nicht leeren Schein und Dunst
Belohne du mit deiner Gunst;

Bewahre, eh' es bricht in Schmerz
Vor der Verzweiflung dieses Herz!

Und sich', cs rauscht im Seidenkleid
Zu ihm heran die schönste Maid.

Auf der sein Auge stets geruht.

Die Wangen färbt ihr hohe Gluth.

Sie spricht zu ihm auf halbem Pfad: