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Böse Zeiten das.
wird, und deßwege bin ich auch für Schleswig-Holschtain, ich
bin für Frankreich, für Pole, für Ungere, für Italic un was
das als for Freiheite sen.
Herr W. Sonderbar, for Schleswig-Holschtain bin ich a
begaischtert, aber i habb' eigentlich noch ni erfahre kenne, was
das Schleswig mit 'em König von Dennemark zu thun hat.
Herr K. Ja, wisse Se, das schreibt sich noch von alte
Zeite her. Gewehnlich isch man for das am meischte ein-
g'nomme, wo man nicht weiß. Ich war von jeher für die
Freiheit, ich bin aber kei Replikaner, denn es gibt jetzt so
viele, die gar net wisse, was e Rebublik isch, z. B. ich weiß
es selber net ganz g'nau, drum lass' ich awer auch mei Finger
dervon und bin für Constitution, dann aus dem weitern Grund
— kein orntlicher Mensch isch Replikaner, 's sin alle Lumpe. —
Herr W. Ja, wisse Sie dann, was e constitutionelle Mo-
narchie isch?"
Herr K. No — was e constitutionelle Monarchie isch, des
weiß Jeder, und dann bin ich auch gege Rebublik, weil 's sich
nicht schickt for en orntliche Mann, es paßt emal nicht, es
> geht emal nicht. Man muß nicht Alles umschtirze — ich bin
auch für Freihait, awer wann's mir nach ging', ich thät'
Alle einsperre laste, unser Regierung isch zu mild, 's Volk
will das gar nicht, 's derf ja Jeder mache, was er will, isch
das nicht e Schand' und e Spott; mer muß nor nicht über-
treiwe. sonscht gibt's kei Ordnung un kei Ruh' un kei Fried'
un kei Ainigkeit.
Herr W. Das kommt auch bsonders daher, weil mir kei
dichtichs Oberhaupt hawwe — seit'm 1. Merz Hab' ich jedn
Tag zu meiner Fraa gsagt — Fraa, 's werd nix mit der
deutsche Einigkeit, du werrsch sehe! —' Do hats alle Tag' bei
Tisch die gröschte Händel gewe; emol hat se mer mei Zeitung
verrisse un mir d'Polletik verbotte, weil i so dumm schwetze
deht, da haw' i gsagt: Fraa, mir wärs jo recht, wann du
j recht hettsch.
Herr K. Waiß Gott! Es
isch, wie wann zwei Brider
unter sich uneins sin, es isch
kei Heil un kei Seege. Wann
mir nicht Eins sen, geb' ich
for die ganz deitsch' Flott' un
for die ganz Einigkeit kein Kreizer.
Was Hab' ich dervon, wann
der König von Preiße oder der
Kaiser von Ocschtreich Kaiser
von Deitschland isch, wenn mer
nicht einig sen, wann der Eine
des glaabt un der Andre Sel.
Was thu' ich mit Preiße, Preiße
isch jo nix, des isch jo gar
mx...
Herr W. Un was thu' ich
mit der Einigkeit, wann mer
hier kei Residenz mehr henn,
von der Einigkeit kann mer
net lebe. Nemmc se nor, was des for uns en Schade isch,
schon e halb's Johr Hab' ich keine Reiter mehr g'sehe mit 'eme
Gaul un kei Chais'...
Herr K. Do sinn als die liberale Posse schuld, die elende;
ich bin aa for Freiheit, awer mer muß en Unterschied
mache zwische G'sez un Freiheit, sonscht gibts kei Freiheit un
kei G'sez, so main' ich, denn wo kei G'sez isch, isch kei Freiheit,
un wo die meischte G'setz sinn, da isch auch die meischte Freiheit.
Herr W. Nicht wahr. Sie sen im vatterländische Verain, weil
Sie sich so schön ausz'dricke wisse, was werd denn dort ausg'macht?
Herr K. Das isch unterschiedlich. Wir wolle Alle Frei-
heit, awer mit Maaß und Ziel und hawe unser eiges Program.
Herr W. Ah!
Herr K. Wisse Se, wir suche auch auf die öffentliche Mein-
ung zu wirke, wir schwetze über Alles, ganz ohngenirt, nach
Owwe un Unte, wir henke unser Maul in Alles — Nix do,
werd nix verzapft, do werd kei Blättle vor's Maul g'nomme,
zwar 'es gilt nix, awer es thut doch sei Wirkung.
Herr W. Was hat dann Ihr Verein for e Ansicht üwer
Frankreich?
Herr K. Do hawe mer noch nix b'schlosse, es isch awer,
glaab' ich. der Antrag gschtellt, daß 's scheu uussieht, bsonders
Wege dem Nabolion...
Herr W. Isch das der alt Nabolion?
Herr K. Nein er isch noch nicht so alt, au controleur,
er werd so in de dreißig sein. Es soll en Sohn vom alte Na-
bolion sein, von seim Vater.
Herr W. Ja, wann derbes erlebt hett, der hätt' sich auch
gwundert. Awer ich glaab' als, 's gibt Krieg.
Herr K. Wer weiß? Der Mensch denkt und Gott lenkt.
Herr W. No, jetzt geh' ich, das war ein genußreicher
Obend, Sic sin doch a e Mann, mit dem mer e verninftigs
Wort rede kann.
Böse Zeiten das.
wird, und deßwege bin ich auch für Schleswig-Holschtain, ich
bin für Frankreich, für Pole, für Ungere, für Italic un was
das als for Freiheite sen.
Herr W. Sonderbar, for Schleswig-Holschtain bin ich a
begaischtert, aber i habb' eigentlich noch ni erfahre kenne, was
das Schleswig mit 'em König von Dennemark zu thun hat.
Herr K. Ja, wisse Se, das schreibt sich noch von alte
Zeite her. Gewehnlich isch man for das am meischte ein-
g'nomme, wo man nicht weiß. Ich war von jeher für die
Freiheit, ich bin aber kei Replikaner, denn es gibt jetzt so
viele, die gar net wisse, was e Rebublik isch, z. B. ich weiß
es selber net ganz g'nau, drum lass' ich awer auch mei Finger
dervon und bin für Constitution, dann aus dem weitern Grund
— kein orntlicher Mensch isch Replikaner, 's sin alle Lumpe. —
Herr W. Ja, wisse Sie dann, was e constitutionelle Mo-
narchie isch?"
Herr K. No — was e constitutionelle Monarchie isch, des
weiß Jeder, und dann bin ich auch gege Rebublik, weil 's sich
nicht schickt for en orntliche Mann, es paßt emal nicht, es
> geht emal nicht. Man muß nicht Alles umschtirze — ich bin
auch für Freihait, awer wann's mir nach ging', ich thät'
Alle einsperre laste, unser Regierung isch zu mild, 's Volk
will das gar nicht, 's derf ja Jeder mache, was er will, isch
das nicht e Schand' und e Spott; mer muß nor nicht über-
treiwe. sonscht gibt's kei Ordnung un kei Ruh' un kei Fried'
un kei Ainigkeit.
Herr W. Das kommt auch bsonders daher, weil mir kei
dichtichs Oberhaupt hawwe — seit'm 1. Merz Hab' ich jedn
Tag zu meiner Fraa gsagt — Fraa, 's werd nix mit der
deutsche Einigkeit, du werrsch sehe! —' Do hats alle Tag' bei
Tisch die gröschte Händel gewe; emol hat se mer mei Zeitung
verrisse un mir d'Polletik verbotte, weil i so dumm schwetze
deht, da haw' i gsagt: Fraa, mir wärs jo recht, wann du
j recht hettsch.
Herr K. Waiß Gott! Es
isch, wie wann zwei Brider
unter sich uneins sin, es isch
kei Heil un kei Seege. Wann
mir nicht Eins sen, geb' ich
for die ganz deitsch' Flott' un
for die ganz Einigkeit kein Kreizer.
Was Hab' ich dervon, wann
der König von Preiße oder der
Kaiser von Ocschtreich Kaiser
von Deitschland isch, wenn mer
nicht einig sen, wann der Eine
des glaabt un der Andre Sel.
Was thu' ich mit Preiße, Preiße
isch jo nix, des isch jo gar
mx...
Herr W. Un was thu' ich
mit der Einigkeit, wann mer
hier kei Residenz mehr henn,
von der Einigkeit kann mer
net lebe. Nemmc se nor, was des for uns en Schade isch,
schon e halb's Johr Hab' ich keine Reiter mehr g'sehe mit 'eme
Gaul un kei Chais'...
Herr K. Do sinn als die liberale Posse schuld, die elende;
ich bin aa for Freiheit, awer mer muß en Unterschied
mache zwische G'sez un Freiheit, sonscht gibts kei Freiheit un
kei G'sez, so main' ich, denn wo kei G'sez isch, isch kei Freiheit,
un wo die meischte G'setz sinn, da isch auch die meischte Freiheit.
Herr W. Nicht wahr. Sie sen im vatterländische Verain, weil
Sie sich so schön ausz'dricke wisse, was werd denn dort ausg'macht?
Herr K. Das isch unterschiedlich. Wir wolle Alle Frei-
heit, awer mit Maaß und Ziel und hawe unser eiges Program.
Herr W. Ah!
Herr K. Wisse Se, wir suche auch auf die öffentliche Mein-
ung zu wirke, wir schwetze über Alles, ganz ohngenirt, nach
Owwe un Unte, wir henke unser Maul in Alles — Nix do,
werd nix verzapft, do werd kei Blättle vor's Maul g'nomme,
zwar 'es gilt nix, awer es thut doch sei Wirkung.
Herr W. Was hat dann Ihr Verein for e Ansicht üwer
Frankreich?
Herr K. Do hawe mer noch nix b'schlosse, es isch awer,
glaab' ich. der Antrag gschtellt, daß 's scheu uussieht, bsonders
Wege dem Nabolion...
Herr W. Isch das der alt Nabolion?
Herr K. Nein er isch noch nicht so alt, au controleur,
er werd so in de dreißig sein. Es soll en Sohn vom alte Na-
bolion sein, von seim Vater.
Herr W. Ja, wann derbes erlebt hett, der hätt' sich auch
gwundert. Awer ich glaab' als, 's gibt Krieg.
Herr K. Wer weiß? Der Mensch denkt und Gott lenkt.
Herr W. No, jetzt geh' ich, das war ein genußreicher
Obend, Sic sin doch a e Mann, mit dem mer e verninftigs
Wort rede kann.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Böse Zeiten das"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Zeigegestus <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 8.1848, Nr. 181, S. 102
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg