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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Das neue Münchener Panorama
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0315

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2s. Iahrgang.

Nr. 57.

s 885/86.

Aunstchronik

2-s. Iuni.

IVochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

Herausgeber:

Larl v. (ützow und Arthnr j)abst

Wien Berlin, XV.

Lxxedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ^s. Berlin: w. H. Rühl, Iägerstr. 7Z.


WE" Bon Nr. 38 an bis Ende September erscheint die Kunstchronik nur alle 14 Tage.

Inhalt: Das neue Münchener j)anorama. — Danneckers künstlerischerNachlaß. —Bayet, 1^'^.rt bz^antln; tzistorisch interessante Bildnisse.'und Trachten;

Deutsche und französische Art. — I. Stephenson st; Ör. I. H. Müller f; R. Iungheim ch. — Feftausstellung des Gewerbevereins für
Aöln und Umgegend; ^onderausstellung des Berliner Aunstgewerbevereins. — Bauthätigkeit in Dresden; Nachforschung nach der

Das neue Nlünchener panorama.

Kurze Zeit ist es her, daß das Bestreben anfing,
auf riesigen Flächen dem Beschauer eine solche Masse
von Menschenaktion und Landschaft vorzusühren, wie
es bei einem Staffeleibilde nnn und nimmer möglich
wäre. Dazu kommt bei der Panoramamalerei ein
ähnlich Stück Täuschung, wie man es, allerdings in
anderer Art, bei den Kirchen der Zopfzeit und auch
bei großen architektonischen Dekorationsstücken profaner
Natur aus jcner Epoche zuweilen sieht: die Fort-
setzung wirklich plastischer Gegenstände in die Malerei
hinein, und zwar so, daß der Übergang für das nicht
gellbte Auge ein nnmerklicher ist und der auf der
Plattsorm stehende Beschauer sich mitten in die Scenerie
hinein denken kann. Vorerst waren es die Schlacht-
felder vom Jahre 1870 und 71, welche die Motive
dazu boten, und der stereotype Lieutenant, der mit ge-
zogenem Degen seiner Kolonne vorauseilt, war eine
vielgebrauchte Person. MUnchens erstes Panorama
stellte die Schlacht von Weißenburg vor, gemalt von
Prof. Louis Braun. Besonders der landschaftliche,
von Jos. Krieger behandelte Teil erregte durch die
Feinheit seiner Stimmung allgemeines Jnteresse.
Später kam das in manchen Partisn unvergleichlich
künstlerische Panorama von Kairo, ausgeführt von dem
Belgier Wauters, zur Aufstellung, und dieses ist neuer-
dings abgelöst worden durch ein Schlachtenbild von
Philippoteaux xöro: der letzte Ausfall der Franzosen
am 19. Januar 1871.

Während dieser Zeit nun ist ein Werk entstanden,

mit dem sich andere, ähnliche kaum meffen können.
Es ist eine künstlerische Leistung ersten Ranges: „Dic
Kreuzigung Christi", ausgeführt vonBruno Piglhein,
Jos. Krieger und C. Frosch.

Piglhein hatte auf der internationalen Ausstellung
des Jahres 1879 ein großes Bild, auf welchem er
meinesWissens zum erstenmal einen religiösen Gegenstand
behandelte. Es war da der Moment dargestellt, in dem
der Gekreuzigte — nebenbei gesagt eine trefflich studirte
Figur — stirbt: Vater, in deine Hände befehle ich
meinen Geist. Eine kräftig gczeichnete, männliche
Engelsfigur, der bei alledem die poesievolle Erscheinung
nicht mangelt, beugt sich über den horizontalen Kreuzes-
arm und küßt dem Sterbenden die Stirn. Es wurde
damals viel pro und contra das Bild gesprochen. Die
Heiligenmaler von Metier, die in der hergebrachten weich-
lichen Behandlungsweise noch heute eine gewisse Sinecnre
finden, waren natürlich in oorxors dagegen ein-
genommen. Zu harte Formenbehandlung, zu sehr
heroisch aufgefaßt, hieß es. Den Frommen war's
nicht mit genug Weihrauch untermengt, nicht heilig
genug gedacht. Nur Künstler und solche Laicn, die
ihre Anschauung nicht lediglich an krachledernen Hosen,
braungetäfelten Stuben und gut gemalten Maßkrügen
gebildet haben, waren der Ansicht, daß das Bild in
seiner Auffassung eigenartig nnd groß gedacht sei.
Piglhein verließ für einige Zeit den Pfad, den er mit
dieser Schöpfung betreten hatte, und arbeitete lange fast
ausschließlich Pastellbilder, die, immer pikant und slott
behandelt, meistens an der Grenze, zuweilen wohl auch
ganz ihren Borwürfen nach den Sphären der Halbwelt
 
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