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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Gregorovius, Luca Ferdinand: Die Zerstörungen beim Umbau Roms
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0235

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457 Kunstlitteratur. — Nekrologe. - Konkurrenzen. — Preisverteilungen. — Personalnachr.— Sammlgn.u. Ausstellgn. 45g

Anguillara in Trastevere; was an Opfern dio Tiberregu-
lirung schon gefordert hat; wie kläglich die Tiberinsel heute
aussieht, wo das schöne Kloster S. Bartolommso sogar
durch den häßlichen Anbau einer Morgue entstellt wird.
Jeder fürchtet jetzt für dns Schicksal des erhabensten aller
Denkmäler der Welt nsben der Akropolis Athens, des
Kapitols. Denn trotz des Gutachtens der Munizipalrüte,
dersn Protokolle mir bekannt sind, trotz des Urteils auch
der Akademie der schönen Künste, hat jenes Projekt den
Sieg davongetragen, durch dessen Ausführung die hundert-
jährige Gestalt des Kapitols die modernste Umformung
erhaltsn soll. Man beginnt das Kloster Aracoeli und den
Turm Pauls III. einzureißen. So wird dieser mächtige,
das Kapitol und die Stadt burgartig übcrragende Bau
verschwinden, an welchem noch dio Traditionen der Mira-
bilien Roms vom Palatium Octaviani haften, und auch
das Los der dann isolirten Basilika Araeoeli, der Kirche
des römischen Senats iin Mittolalter, wird früher oder
später entschieden soin. Jst auch diese gewaltsame Zer-
störung von einer unabwendbaren Notwendigkeit geboten?
Das fragt man diesseit der Alpen mit Verwunderung.

Der Zweck meiner Zeilen an Sie ist erfüllt. Er war
wesentlich dieser, Jhnen, als dem würdigen Borstando der
berühmten Körperschaft, welche die Überlieferungen der
großen Meister und das Palladium der Kunstschönheit in
Rom hütet, Kundo davon zu geben, wie sehr in meinein
Vaterlande die öffentliche Meinung zu Zweifeln und Be-
fürchtungen aufgeregt ist, daß die heutige Reformation der
ewigen Stadt otwas anderes werden könne als ihrs er-
wünschte und von allen Kulturvölkern freudig begrüßte
Renaissance. Sie werden, was ich Jhnen mitgeteilt habe,
berichtigen, wo es irrig ist, meine Kundgebung selbst aber
gern entschuldigen, weil sie von solcher Ehrfurcht und Liebe
zu Rom diktirt ist, als derjenige empfinden nmß, welcher,
wenn auch der geringste, doch ein Adoptivsohn der
Llatsr Roina gewordon ist

München, 17. März 1888.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Jhr ergebener Kollege in der Akademie S. Luca
Ferdinand Gregorovius.

Aunstlitteratur.

" Bnchcrs „Gcschichtc dcr tcchnischcn Künste" (Stuttgart,
Speinann) ist mit der soeben erschienenen 18. Lieferung beim
Beginn des drittsn Bandes angelangt. An die im zweiten
Bande erledigts Goldschmiedekunst reihen sich im dritten die
übrigen Zweige der Metallotechnik an: zunächst die Eisen--
arbeit (bearbeitet von G. Stockbauer), dann die Arbeit in
Bronze, Kupfer und Zinn (bearbeitet von dem Herausgeber).
Den Text schmücken zahlreiche gut gewählts Jllustrationsn.

Nekrologe.

Dcr cnglische Aquarellinalcr Thomas Danby, ein
Mitglied der Gesellschaft der kaintsrs ok valsr voloure,
dessen idyllische, sonnige Landschaften länger als 20 Jahre
hindurch auf den Ausstellungen in der Pall Mall-Galerie
sigurirten, ist am 25. März gestorben.

Der Bildhauer Matthäus Obereggcr, welcher unter
der Leitung Gassers die zwölf Apostel über dem Portale der
Votivkirche zu Wien in Stein ausgeführt hat, ist am 20. März
in Gainsberg bei Lienz in Tirol gestorben. Oberegger war
1828 in genanntem Dorfe geboren, besuchte 1850—1858 die
Akademie der bildenden Künste in Wien und arbeitete
größtenteils unter Gassor. Seine Heimat hat in mehreren

Kirchen Werke von ihm aufzuweisen, insbesondere die Pfarr-
kirche zu Lienz, für deren Kanzel er die vier Evangelisten
geliefert hat.

Aonkurrenzen.

X. — Ein Prcisausschrcibcn fiir ein Lessingdcnkmal in
Bcrlin wird vom geschäftsführenden Ausschuß zur Errichtung
desselben erlassen. Unterzeichnet ist dasselbe vom Ober-
bürgermeister der Stadt Berlin, von Forcksnbeck und
Landesgerichtsrat Lessing. Für das Denkmal stehen schon
iiber 100000 Mnrk zur Vcrfügung. An dem Wettbewerb
sollen sich deutsche Künstler beteiligen; der Sieger erhält
2000 Mark. Das Komitee behält sich das Recht vor, unab-
hängig von dem Urteil der Preisrichter die Frage der Aus-
führung zu entscheidsn. Für das Denkmal sind folgende
Punkte zu berücksichtigen: Das Monument ist von allen
Seiten frei; es soll in Marmor ausgeführt werden; die
Figur Lessings ist stehend darzustellen. Dis Entwürfe sind
vom 1. bis 8. Dezember 1886 einzureichen und müssen, ohno
Postament, in einer Höhe von mindestens 55 em, höchstens
65 eui ausgeführt sein. Die Urheber haben ihren Namen
offen anzugeben. Am 15. Dezember erfolgt die Ausstellung
aller eingesandten Entwürfe und am darauffolgenden Ge-
burtstage Lessings (22. Januar 1887) fällt die Entscheidung
des Preisgerichts. Als Preisrichter setzt die preußische
Staatsregierung und die Verwaltung der Stadt Berlin je
zwei ein, die übrigen sünf werden vom Komitee gewählt.
An dem Wettbewerbe haben die Bildhauer Donndorf,
Encke, Otto Lessing, Paul Otto. Siemering und
Zumbnsch ihre Mitwirkung bereits zugesagt.

D Das Konkurrciizausschrcibcn fiir ein Lcssingdeukmal
in Bcrlin, welches wir oben auszugsweise veröffentlichen, ist
insofern bemerkenswert, als sich das Komitee das Recht vor-
behalten hat, die Frage der Aussührung sowohl unabhängig
von den eingesandten Entwllrfen als auch von dem Urteil
der Jurh zu entscheiden. Dieser Entschluß scheint durch die
scharf angegriffenen Preisverteilungen bei den letzten Kon-
kurrenzen veranlaßt worden zu sein. AuS dem Preisaus-
schreiben geht übrigens hervor, daß das Komitee vor dem
Erlaß desselben eine Anzahl von Künstlern privatim zur Be-
teiligung aufgefordert hat. Dieses Vorgehen steht nicht ver-
einzelt da, kann aber trotzdem nicht gebilligt werden, weil
dadurch eine Art von Privileg geschaffen wird, welches leicht
aus die allgemeine Beteiligung an der Konkurrenz schädlich
einwirken kann. Auch wird der Umstand, daß nur ein ein-
ziger Preis von 2000 Mk. ausgesetzt ist, bei den großen
Kosten, welche eine Konkurrenz dem Künstler verursacht, nicht
allzu viele Bildhauer zur Teilnahme an diesem Glücksspiele
verlocken.

jDreisverteilungen.

— Das akadcmischc Professorenkollcgium in Wien hat auf
der Jahresausstellung im Wienor Künstlerhause dem Bild-
hauer Josef My slb eck in Prag für seine Marmorstatue „Die
„Ergebenheit" den Reichel-Künstlerpreis (3000 Fl.) einstimmig
zuerkannt.

Personalnachrichten.

Dic königl. Aka-emic dcr Kiiustc in Bcrlin, Sektion für
die bildenden Künste, hat zu ordontlichen Mitgliedern erwühlt:
die Maler Millais und Leighton zu London, A. Zimmer-
mann und L. Löfftz zu München, H. Baisch in Karlsruhe und
O.v.KamekeinBerlin; außerdem den Bildhauer Antokolsktz
zu Petersbnrg.

5ammlungen und Ausstellungen.

Koln. Die KölnischeZeitung bringt einenBericht über eine
Reihe merkwürdiger Bilder der Schulte'schen Ausstellung.
Wir geben dies e'twas subjektiv gefärbte Referat des Jntsresses
wegen, das diese Bildor beanspruchen, irmtatis lliutanäis
wieder. Zuerst wird erwähnt Wereschagins naturalistisch
behandelter „Einzug Christi in Jerusalem" dessen kecke Art
 
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