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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung farbiger und getönter Bildwerke in der Berliner Nationalgalerie, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0105

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197

Kunstlitteratur.

198

zweifelhaft diejenigen die besten, deren Substrat Terra-
kotta ist, mag nun wirkliche oder durch Farbe imitirte
Glasur hinzutreten oder nicht. Wir rechnen hierzu die
Majolikareliefs von Siemering zum Berliner Graefe-
denkmal, eine männliche mit Firnisfarben in Majolika-
charakter bemalte Büste von Robert Diez in Dresden,
der auch drei mit Ölfarben bemalte Gipsbüsten von
äußerster Lebendigkeit ausgestellt hat, die mit Wachs-
farben bemalte Terrakottabüsie eines Fellahmädchens
von L. Bohn in Paris, die lebensgroße Figur eines
Pifferaro in farbiger Terrakotta von Cuno v. Uechtritz
in Wien und zwei Grabreliefs in Majolika von
Siemering. Auch von einigen bemalten Gipsbüsten,
z. B. von der Halbsigur eines Trinkers von Max
Baumbach, läßt sich Günstiges sagen. Die Mehrzahl
hat freilich den Konflikt mit dem Wachsfigurenkabinett
nicht vermeiden können. Das Ergebnis ist also unge-
fähr dasselbe, welches uns .die ganze Entwickelungs-
geschichte der neueren Kunst bereits gelehrt hat. Unter-
geordnetes Material, wie Terrakotta, Gips, Holz,
Cement, Sandstein u. dgl., bedarf einer farbigen Be-
handlung, während der edle Marmor den traditionellen
Respekt verlangt. Was die Alten mit dem Marmor
gemacht haben, ist immer noch problematisch. Auch
im Altertum wird es dafür keine durchgehende Norm
gegeben, sondern in den verschiedenen Perioden der anti-
ken Kunst werden verschiedene Geschmacksrichtungen ge-
herrscht haben. Bei ihrem plastischen Stil konnten sie
überdies die Bemalung Weit eher brauchen als wir,
und felbst bei ihnen wurde die Bemalung und Ver-
goldung in dem Grade spärlicher, als der Naturalis-
mus in der Plastik um sich griff, wofür uns die
pergamenischen Skulpturen, an denen nur wenige
Farbenspuren entdeckt worden sind, und die Arbeiten
der späteren Kaiserzeit hinreichende Belege bieten,

Adolf Rosenberg.

Aunstlitteratur.

duictu x>sr il visitutors clsl L. lVlu8sc> Raruouuls

nsll' antioo palknrro äsl ?oässtä iu §irsnrs.
l?irsnr!6 1884, MpoAratia Lsnoini.

Dieses vor einigen Monaten erschienene Buch
soll lnut einer Bemerkung des Verfassers, Herrn A.
Campani, im Vorworte kein eigentlicher Katalog sein,
da die Herstellung eines solchen unmöglich gewesen wäre,
so lange die ausgestellten Gegenstände ihre unentbehr-
liche fortlaufende Nummer vermissen lasien. Es soll also
nur als ein Vorläufer einer später zu Publizirenden j
Arbeit angesehen werden und den Zweck haben, den
Besuchern des Museums als ein Leitfaden durch die !
große Anzahl der Hauptwerke desselben zu dienen.

Wir lasien hier den Bau und seine Geschichte,
welche wiederholt, auch in diesen Blättern, behandelt
worden sind, beiseite und wollen nur aus einige Notizen
hinweisen, die in dem neuen Führer iiber einige be-
sonders kostbare Stücke des Museums enthalten sind.

Wie bekannt, bilden die Werke der Skulptur in
Bronze und Marmor den weit wichtigsten Bestandteil
der Sammlung. Aus der Waffensammlung im Erd-
geschoß möge hier nur ein Punkt hervorgehoben wer-
den: nämlich daß die neue Guida den richtigen, histo-
risch beglaubigten Namen des Verfertigers des berühm-
ten Schildes und Helms angiebt, auf welchem der
mediceische Salamander in der Art eines Drachens
angebracht ist. Diese beiden mit ciselirten Ornamenten
reich ausgestatteten Stücke wurden nämlich bis vor
kurzer Zeit dem Benvenuto Cellini zugeschrieben, sind
aber jetzt urkundlich als Arbeiten eines im großherzogl.
toskanischen Dienste stehenden Künstlers Namens
Gaspero Mola Vvn Comv anerkannt, tvelcher in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts blühte.

Neues über die beiden ehemaligen Orgelgeländer
von Donatello und von Luca della Robbia anzu-
geben, wäre kaum möglich gewesen. Leider liegen die
Stücke derselben noch immer zerstreut, die architektoni-
schen und ornanientalenTeile unter den Hallen des Hofes,
ebener Erde, die Basreliefs mit den Putten aber im
großen Saale oben auf dem Boden längs der Wände
gereiht. Jndessen ist zu hoffen, daß in nicht gar zu
langer Zeit die vollständige Wiederaufstellung beider
Werke ihrer ursprünglichen Konstruktion gemäß zu-
stande gebracht werden wird. Vorläufig sieht man
beide auf der freiercn Schnialwand des großen Saales
vorgezeichnet und kann sich vorstellen, wie sie ursprüng-
lich im ganzen ausgesehen. Der direkte Vergleich wird
höchst interesiant sein, da man sich dabei die gründ-
lich verschiedenen Talente der zwei Künstler klar ver-
anschaulicheu wird. Wie wir erfahren, wurde vor
kurzem noch der Lornrnissions xsrrnansnts äi bslls
arti die Frage Vvrgelegt, ob die beiden Werke nicht
wieder, ihrer alten Bestimmung gemäß, über den
Sakristeithüren des Domes aufgestellt werden sollten
oder im Museum. Die Blehrzahl erklärte sich für das
Museum, was insofern für den Kunstfreund erfreulich
ist, weil sie daselbst in besserem Lichte und ungestörter
studirt werden können.

Aus der Guida erfahren wir, daß in demselben
Saale der Prächtige Kamin (mit fignrlichem und orna-
mentalem Schmuck), ein Werk des Benedetto da
Rovezzano, welcher dasselbe für den bekannten Pier
Francesco Borgherini arbeitete, ebenfalls seinen Platz
sinden soll. Dieses reiche Skulpturwerk wurde für das
Museum im 3ahre1883 sür den Preis von 60000 Frs.
erworben.
 
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