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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Sammlung Felix
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0364

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Korrespondenz aus Leipzig.

ausgefallenen Abbildnngen leider nur ein verzerrtes
Bild der Sammlung.

Den Grundstock derselben bildet bekanntlich die seiner
Zeit von Herrn Felix sn llloo erworbene Milanische
Sammlung, deren Bedeutung und Wert er rechtzeitig
erkannt hatte. Hieran reihte sich von größeren Er-
werbungen der Regensburger Silberfund, der zu-
meist Vas Tafelgerät eines guten bürgerlichen Haushalts
der Renaissancezeit enthält, die schönen Eisenarbeiten
u. a. m. aus der berühmten Soyterschen Sammlung
in Augsburg und die auf den größeren Auktionen des
letzten Jahrzehnts (Coll. Garthe, Troß, Pulszky,
Minutoli, Ruhl, Entres, Brentano, Essiugh, Seitz,
Böhm, Koller, Löffclholz, Castellani, Disch, Pickert,
Joh. Paul, Gedon rc. rc.) angekausten Gegenstände,
zumeist die hervorragendsten der betrcffenden Samm-
luugen.

Parallel liefen Erwerbungen hervorragenderEinzel-
stücke aus Händlerhand, von denen hier das wunder-
bare Schränkchen aus geschnitztcm Buxbaum, die
Arbeit eines Regensburger Künstlers aus den ersten
Jahren des 17. Jahrhunderts, hervorgehoben sein soll.

So reihte sich Stück nn Slück, um scbließlich
wieder in alle Winde zerstreut zu werden. Das ist das
Los des Schönen auf der Erde!

Über das Resultat der Versteigerung läßt sich
Bestimmtes natürlich nicht voraussagen — an Reklamen
wird es sicher nicht fehlen, und da die Sammlung von
vvrnherein gut bekannt und eingeführt ist, wird der
Gesamterlös gewiß eine stattliche Summe erreichen,
wahrscheinlich sogar die höchste überhaupt bisher in
Deutschland erzielte. Vergleicht man indes die Resul-
tate der letzten großen Kunstauktionen mit den seiner
Zeit von Herrn Felix angelegten Preisen, so braucht
man kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, daß bei
der Unlust, an welcher der Kunst- und Raritätenmarkt
noch immer krankt, manches wertvolle Stück unter dem
Einkaufspreise zugeschlagen werden wird.

Aorrespondenz.

Leipzig, 2. Sept. 86.

an.— Einen besseren Tag als den 1. September
d. I. konnten sich die Leipziger zu dem feierlichen Akt
der Enthüllung ihres neuen Monumentalbrunnens
vor dem städtischen Museum nicht aussuchen, denn der
Himmel that, was in seinen Kräften stand, um dem
Erdenpilger die Wohlthat des Kühlung spendenden Ele-
ments zu Gemüte zu führen. Jm übrigen war durch
die Errichtung eines in orientalischer Farbenpracht
strahlenden, mit eincr Kuppel überdachten Pavillons da-
für gesorgt, daß die Geduld der „Ehrengäste" durch deu
schvnungslosen Sonnenschein nicht auf einc zu hartc

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Probe gesetzt wurde. Der außergewöhnliche dekorative
Aufwand, der sich in dem Aufbau dieser luftigen Moschee
bekundete, war aus einem doppelten Grunde berechtigt.
Einmal erwartete die Stadt das sächsische Herrscherpaar,
welches indes infolge unvorhergesehener Umstände seine
Zusage zurückziehen mußte, sodann stand außer der
Brunnenweihe auch die Wiedereröffnung des um das
ih^fache seines bisherigen Flächeninhalts erweiterten
Museum auf der Tagesordnung, ein Erreignis, das für
jeden echten Leipziger, der auf sein Theater, sein Kon-
zcrthaus und sein Museum nichts kommen läßt, von
nachhaltigerer Bedeutung sein mußte als der neue Zie-
rat des Augustusplatzes, so sehr jedermann auch den
Wert der Gabe zu würdigen weiß, die dem freundlichen
Kunst- und Bürgersinn einer edlen Leipzigerin, der vor
vier Jahren verstorbenen Frau Pauline Mende, zu
danken ist.

Mit warmen Worten betonte Oberbürgermeister
Georgi in seiner Ansprache die von dcr Erblasserin, wie
durch manche andere, so auch durch diese Stistung be-
kundete Liebe zu ihrer Vaterstadt und schilderte sodann
den Hergang Ler Dinge von dem Tage, wo der Ge-
danke zur That übergeführt wurde. Nach den resultat-
los verlaufenen Konkurrenzen, über die wir seiner Zeit
berichtet haben, übernahm Adolf Gnauth den Auftrag
zu einem neuen Entwurfe, und nach der von dem allzu-
früh verstorbenen Meister in Gemeinschaft mit dem Bild-
hauer Jakob Ungerer in München erdachten Skizze
wurde das Werk ausgeführt und vollendet.

Als die Hülle siel, ging durch die schaulustige, Kopf
an Kopf gedrängte Menge ein freudiges Gemurmel der
Überraschung und des Beifalls. Und dieser Beifalls-
äußerung schloß sich selbst mancher an, der dem Modell
die Wirkung, die das vollendete Werk erzielt, nicht zn-
getraut hatte. Siebzehn Meter hoch erhebt sich ein mit
einem vergoldeten Kugelstern montirter Obelisk von ge-
schliffenem rötlichen Granit über einem kubischen Unter-
bau, der auf natürlichem Felsgestein lagert. Die Haupt-
masse des in der Millerschen Anstalt in München in
Bronze gegossenen figürlichen Beiwerks entfaltet sich,
der elliptischen Grundform des granitnen Beckens ent-
sprechend, nach rechts und links, Lie Silhouette gegen
das Museum absetzend. Es find zwei übereinstimmende,
gleichsam aus dem Wasier auftaucheude Gruppen, je
ein sich bäumendes Seepferd mit einem Tritonen zur
Seite, der, wie jenes aus Maul und Nllstern, so aus
einem zum Munde gesührten Muschelhorn reichliche
Wasserstrahlen teils in das obere, teils in das zweite tiefer
liegende Sammelbecken entsendet. Bon den Ecken des
mil Schrifttafeln, Masken u. s. w. gezierten Granit-
würsels biegen sich lebendig bewegte Meermädchen, Fische
und Korallenzweige in den Händen, je unter einer
Muschel sitzend, herab. Von diesen vier Muscheln rinnt
 
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