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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

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Sillib, Rudolf: Die Universität Heidelberg vor und nach dem Frankfurter Attentat
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https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0110

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Die Umversität Heidelberg vor und nach dem
Zrankfurter Attentat.

Bon Professor Dr. Rudolf Sillib- Heidelberg.

Die uns selbstverständlich erscheinsnde Einmütigkeit der Nni-
versität, der Mehrzahl der Lehrenden und Lernenden wenigstens
in den wesentlichsten Fragen des staatlichen Lebens war nicht
allezeit vorhanden. Stäckste Geschiedenheit der Geister, ausge-
sprochener Zwiespalt dec Gesinnungen von Professoren und Stu-
denten traten an inancher Nniversität in den Iahren nach der
Iulirevolution greifbar zutage. In Heidelberg stand die Gs-
samtheit der Professoren loyal auf dem Boden der Verfassung, ein
großer Teil der Studentenschaft und besonders die Durschenschaft
war freiheitlichen politischen Jdeen hingegeben und bekannte sich
auch zur Pcopaganda der Tat. Zahlreich waren Heidelberger
Studenten bei dem Hambacher Fest ain 27. Mai 1832 beteiligt,
auch sie feierten dort die Proklamation „der vereinigten Frei-
staaten Deutschlands" und „des Konföderiecten republikanischsn
Europa". Hecvorragenden Anteil nahm vor allem die Heidel-
berger Bucschenschaft am Frankfurter Attentat vom 3. April
1833. Aach den Akten der Dundes-Zentral-Behörde war der
Zweck des hochverräterischen Aufstandes der Anfang einer lRe-
volution, welche sich über ganz Deutschland verbreiten, und, nach
dem Amsturze aller bestehenden lRegierungen, dessen Vereinigung
in ein Reich mit republikanischer Vecfassung bewirken sollte.
Verhängnisvolle Folgen dec Beteiligung der Heidelberger Bur-
schenschaft an dem Frankfucter Putsch blieben nicht aus. Durch
Kabinettsordce wurde allen preuhischen Llntertanen der Desuch
der süddeutschen Llniversitäten Heidelberg, Erlangen und Würz-
burg verboten. Auch die Univecsität GöttinZen erschien hin-
reichend verdächtigi darüber läßt ein Brief Wilhelm Grimms
vom 15. April 1835 an den ihm befreundeten Karl Wilhelm
Ernst Freiherrn von Canitz, den späteren preuhischen Minister des
Aeußeren, keinen Zweifel. Canitz wünschte Bescheid zu erhalten
über den in Göttingen unter den Lehrern und Studenten herr-
 
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