Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

DOI Artikel:
Honikel: Die Neckarkanalisierung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0247

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
173

Die Neckarkanalisierung.

Don Reg.-Baurat H o n i k e l - Heidelberg.

Der Neckar ist seit uraltec Zeit aufwärts bis Cannstatt bei
Stuttgart schiffbar, wird aber seit Jahren nur bis Lauffen, ober-
halb Heilbronn, befahrsn. Die früher mit Pferdedreidelei bis
Cannstatt lebhaft betriebene Schiffahrt, deren Hinterland bis
Oberschwaben, ja selbst bis München und Vorarlberg reichte,
wurde durch die Eifenbahn verdrängt. Füc die Strscke von
Mannheün bis Lauffen wurde im Hahre 1878 die noch im Vetrisb
befindliche Kettenschleppschiffahrt eingerichtst, die jähclich bis zu
500 Schleppzüge mit je drei bis fllnf Anhängen zu Berg fördert.
Die jährliche Dergfracht betcägt z. Zt. etwa 150 000 Tonnen
zumeist Kohlen, während zu Tal ungefähr 250 000 Tonnen vec-
frachtet wecden, in der Hauptsache Salz aus den Salinen bei
Wimpfen und Heilbronn, sowie Holz, welches auch in zahlrsichen
Flößen dem Rhein zugeführt wird. Die Neckarkähne haben eine
Ladefähigkeit von 100—400 Tonnen.

Die Reckarschisfahrt leidet sehr schwer unter dsm schnellen und
grchen Wechsel der Wasserstände und unter der geringen Fahrtiefe
bei Medrigwassec, welche zu verminderter Ausladung der Schiffe
oder zu wochenlangem Stilliegen des Wasserverkehrs nötigt. Das
Hauptinteresse an der ungestörten Aufrechterhaltung der Aeckar-
schiffahrt hat Württemberg. Die dichte Vesiedelung dieses Landes,
besonders des oberen Neckartales, in Verbindung mit schwäbifcher
Regfamkeit hat nvtwendigerweise zu lebhafter Hndustcietätigksit
gesührt, welche sich infolge der räumlichen Trennung von den
Rohstoff- und Absatzgebieten auf die Deredlungsproduktion ein-
gestellt hat. Die Württemberger Hndustrie ist zur erfolgceichen
Weiterentwicklung und zur Erhaltung ihrer Wettbewerbfähigkeit
auf billige Frachten und damit auf eine leistungsfähige Wassec-
strahenverbindung angewiesen. Hieraus erklärt sich, dah die ersten
Antriebe zum Ausbau des Aeckars als zuverlässiger Schiffahrts-
weg im Hahre 1897 von der Württemberger Jndustrie gegeben
wurden.
 
Annotationen