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PMisches im Volksleben des hinteren
Odenwaldes.
Dvn Max W a l t e r - Ernsttal.
2ede Volkschaft ist ein Sieb, durch das unzählige Eindrück?
hindurchfluten. Wie durch die einzelnen Volksschichten von oben
herab Kulturgut sinken und haften bleiben kann, so breitet sich
Kulturgut auch wellenförmig horizontal aus, solange der Nachbar
aus einer Art Verwandtschaftsverhältnis heraus weiterlsiten
kann. Mcht alles, was im Laufe öer Zeiten von Dorf zu Dorf,
von Land zu Land gewandert ist, wurde sehhaft. Nur was dem
Wesen des Uebernehmenden gleichschwang, fand eins bleibende
Stätte, lebte weiter, indem es sich dem neuen Doden anpahte, in
der Form sich anglich, zu einer eigenen Weiterentwicklung schritt.
Ein Ende fand eine solche Welle nur da. wo der Mhrboden sich
giundlegend änderte. Wir stohen dabei auf die Druchstellen in
der Ausbreitung einzelner Aeuherungsn des Volkslebens.
Lassen wir das volkskundliche Allgemeingut, die Scheide-
münze, in Sitte, Drauch, Sprache usw. auher Betracht, so können
sich nur noch wenige Gegenden Dsutschlands eines ihnen allein
zukommenden, unverfälschten Dolkstums rühmen. Jn weitaus
den meisten Landstrichen haben wic Mischgebiets voc uns, die vom
Aachbarn übernommen haben oder gar Drllcken bilden, wenn
auch eigenes Dolkstum dabei stark hervortreten kann. Zu den
letztgenannten Gegenden zählt auch der hintece Odenwald. 2m
Westen etwa abgegrenzt durch die Täler der Mümling und der
Itter, im Aorden und Süden durch die des Mains und des
Aeckars, hebt er sich nach diesen drei Seiten hin landschaftlich
nur in Uebergängen von den Aachbargebieten ab. Schroff und
unvermittelt dagegen ändect sich das Landschaftsgepräge, wenn
wir die Ostgrenze des Landstriches, etwa die Linie Mosbach—
Buchen—Walldürn überschreiten. Auf wenige Schritte dsutlich
erkennbar vollzieht sich hier der Rebertritt vom Duntsandstein des
hintsren Odenwaldes zum Muschelkalk des Baulandes, wechselt
hier die breite. waldbedsckte Hochebene mit engen, tiefgerissenen
PMisches im Volksleben des hinteren
Odenwaldes.
Dvn Max W a l t e r - Ernsttal.
2ede Volkschaft ist ein Sieb, durch das unzählige Eindrück?
hindurchfluten. Wie durch die einzelnen Volksschichten von oben
herab Kulturgut sinken und haften bleiben kann, so breitet sich
Kulturgut auch wellenförmig horizontal aus, solange der Nachbar
aus einer Art Verwandtschaftsverhältnis heraus weiterlsiten
kann. Mcht alles, was im Laufe öer Zeiten von Dorf zu Dorf,
von Land zu Land gewandert ist, wurde sehhaft. Nur was dem
Wesen des Uebernehmenden gleichschwang, fand eins bleibende
Stätte, lebte weiter, indem es sich dem neuen Doden anpahte, in
der Form sich anglich, zu einer eigenen Weiterentwicklung schritt.
Ein Ende fand eine solche Welle nur da. wo der Mhrboden sich
giundlegend änderte. Wir stohen dabei auf die Druchstellen in
der Ausbreitung einzelner Aeuherungsn des Volkslebens.
Lassen wir das volkskundliche Allgemeingut, die Scheide-
münze, in Sitte, Drauch, Sprache usw. auher Betracht, so können
sich nur noch wenige Gegenden Dsutschlands eines ihnen allein
zukommenden, unverfälschten Dolkstums rühmen. Jn weitaus
den meisten Landstrichen haben wic Mischgebiets voc uns, die vom
Aachbarn übernommen haben oder gar Drllcken bilden, wenn
auch eigenes Dolkstum dabei stark hervortreten kann. Zu den
letztgenannten Gegenden zählt auch der hintece Odenwald. 2m
Westen etwa abgegrenzt durch die Täler der Mümling und der
Itter, im Aorden und Süden durch die des Mains und des
Aeckars, hebt er sich nach diesen drei Seiten hin landschaftlich
nur in Uebergängen von den Aachbargebieten ab. Schroff und
unvermittelt dagegen ändect sich das Landschaftsgepräge, wenn
wir die Ostgrenze des Landstriches, etwa die Linie Mosbach—
Buchen—Walldürn überschreiten. Auf wenige Schritte dsutlich
erkennbar vollzieht sich hier der Rebertritt vom Duntsandstein des
hintsren Odenwaldes zum Muschelkalk des Baulandes, wechselt
hier die breite. waldbedsckte Hochebene mit engen, tiefgerissenen