Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

DOI article:
Walter, Max: Pfälzisches im Volksleben des hinteren Odenwaldes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0180

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
108

Pfälzisches im Dolksleben des hinteren Odenwaldes

Lälern hinüber zum offenen, freundlichen Auf und Nieder von
Hugel und Senkung. Die befonders Gestaltung der Grundlagsn
alles Volkstums, von Landschaft, Klima, Stammeszugehörigkeit.
Wirtschast und Geschichte haben im hinteren Odenwald ein in
seiner Eigenart stark betontes Volkstum heranwachsen lassen. Es
findet seinen sichtbarsten Ausdruck im Hausbau, in der Dorf-
anlage, in der Tracht, in den Sczeugnissen der VolkskunstV -Und
doch wirken auch in ihm als geheime Strömungen die Einflüsse,
die vom Volkstum der benachbarten Gebiste herübergleiten, sei
es nun, daß sie nur dis Randgebiete zu beeinflussen vecmochten,
sei es. daß sis den ganzen Landstrich durchdrangen. Was an
Dolksgut aus der Pfalz, vor allem der Kurpfalz, im hinteren
Odcnwald Eingang gefunden hat und wie weit es über diesen
hinaus nach Osten vorzudringen vermochte, sei an einigsn Vei-
spielen gezeigt. Es ist aber dabei zu betonen, datz nicht alles,
was für den hinteren Odenwälder pfälzisch ist, auch rein psälzisches
Volksgut darstellt, die Pfalz selbst ist für manche Aeutzerungen
des Dolkslebsns wiederum nur Tsil eines gcötzeren Verbreitungs-
gebietss.

Mehr und mehr bücgert sich in den letzten Hahren in Stadt
und Dorf wiedec dec schöne Vrauch des „Sommertages" ein. Sn
zwei Hauptformen tcitt uns das Spiel in unserer badischen Hsimat
und darüber hinaus entgegen: einmal im Sommer- und Winter-
spiel und zum andern im Todaustragsn.

Gehen wir von einer Schildecung dss Vrauchss aus, wie er
im hinteren Odenwald noch geübt wicd. In Wattecbach, Vuch
u. a. Orten tun sich am dcitten Sonntag in der Fasten die ältecen
Schulbuben zusammen. Einer spielt den „Sommsr", er wird vom
Hals bis an die Fütze herunter dicht mit „Sommec", d. h. mit
Vürlappmoos umwickelt. Ein andecer Bub macht den „Winter".
Er trägt übergestülpt einen mit bunten Dändern geschmückten
Bienenhut aus Stroh, wie er als Wetterschutz übec den Bienen-
körben verwendet wird. Weitere Vuben tragen unter dem Arm
je einen Dund „Sommer", einen Schmalzhafen, einen Korb für
Eier und einen Sack für Mehl. Von mittags 12 älhr ab gehts
von Haus zu Haus. Die Vuben schreien im Hof folgenden Spcuch.'
„Heut is der dcitte Sonntag in der Fasten, da leert der Bauer die
Kasten. Wenn der Vauec dis Kastsn lesct, geits ee gute Ecn!

^ Dgl. Derf. Das Dergdorf des h. Odenwaldes, M. Heimatland 1921
S. I ff.! Derf., Die Dolkstracht des h. Odenwaldes, Ekkhart, 1822 S. 70 ff.;
Derf., Odenwäldec Handwerk um 1800, Heimatblätter des Dezirksmuseums
Duchen, 6. Heft.
 
Annotationen