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Die Kunstsammlung Larl Baer in Mannheim.
Don Prof. Dr. Frredrich Walter, Direktor des Historischen Musenms
in Mannheim.
Iahrzehnte Hindurch besand sich das Hauptverkanfsmagazin
der berühmten Frankenthaler Porzellanmanufaktur im Kaufhaus
zu Mannheim, dem jehigen Rathaus am Paradeplah. Als die
kurfürstliche Manufaktur Frankenthal in den Wirren der fran-
zösischen Revolutionskriege einging, wurde der größte Teii der
kostbaren Warenvorräte nach Mannheim geflüchtet und im Kauf-
hause aufgestapelt. Diese Mengen von herrlichen Figuren, Grup-
pen und Geschirren, von denen der veränösrte Zeitgeschmäck nicht
mehr viel hielt, wurden bald in alle vier Winde verstreut. Nur
weniges blieb in Mannheim. Ebenso erging es den reichen Por-
zellanschätzen in den Adelspalais und Bürgerhäusern dec vom
Hvfe verlassenen kurpfälzischen Residenz. Die folgende Zeit, die
das iRokoko verschmähte und verachtete, hatte ganz und gar keinen
Sinn für das heiter-graziöse Phantasiespiel dieser entzückenden
Kleinkunst. Kaum, dah sie auf dem Trödelmarkt bei einigen Sps-
zialfreunden Deachtung fand. Auc die alteingesessenen Familien
hegten sie in ihren Zierschränksn als ecerbten Familienbesitz aus
der Grohväterzeit.
Erst als die neue Wertschätzung des Rokoko und seiner
Keramik einsehte, als die Kunstgewerbemuseen diese Erzeugnisse
als das Schönste, was das 18. Iahrhundect an Kleinbildnerei
hervorgebracht hat, eifrig sammelten, entstanden auch in Mann-
heim allmählich einige wenige Sammlungen pon Frankenthaler
Porzellan. älnd bald rückte dieses in öie vordecste iReihe der Be-
wertung bei den Kennern. Leider blieb das vom Mannheimec
Altertumsverein begründete Museum acm an solchen Dingen.
Als sie noch niedrig im Preise standsn, gab man sich damit nicht
ab, und als sie später mit Gold aufgewogen wurden, fehlten die
Mittel zu gröheren Ankäusen. Die Museen Speher und Heidel-
berg waren da weit voraus, und mehr und mehr wurde es als
schmerzlicher Mangel empfunden, dah die Hauptstadt Karl
Die Kunstsammlung Larl Baer in Mannheim.
Don Prof. Dr. Frredrich Walter, Direktor des Historischen Musenms
in Mannheim.
Iahrzehnte Hindurch besand sich das Hauptverkanfsmagazin
der berühmten Frankenthaler Porzellanmanufaktur im Kaufhaus
zu Mannheim, dem jehigen Rathaus am Paradeplah. Als die
kurfürstliche Manufaktur Frankenthal in den Wirren der fran-
zösischen Revolutionskriege einging, wurde der größte Teii der
kostbaren Warenvorräte nach Mannheim geflüchtet und im Kauf-
hause aufgestapelt. Diese Mengen von herrlichen Figuren, Grup-
pen und Geschirren, von denen der veränösrte Zeitgeschmäck nicht
mehr viel hielt, wurden bald in alle vier Winde verstreut. Nur
weniges blieb in Mannheim. Ebenso erging es den reichen Por-
zellanschätzen in den Adelspalais und Bürgerhäusern dec vom
Hvfe verlassenen kurpfälzischen Residenz. Die folgende Zeit, die
das iRokoko verschmähte und verachtete, hatte ganz und gar keinen
Sinn für das heiter-graziöse Phantasiespiel dieser entzückenden
Kleinkunst. Kaum, dah sie auf dem Trödelmarkt bei einigen Sps-
zialfreunden Deachtung fand. Auc die alteingesessenen Familien
hegten sie in ihren Zierschränksn als ecerbten Familienbesitz aus
der Grohväterzeit.
Erst als die neue Wertschätzung des Rokoko und seiner
Keramik einsehte, als die Kunstgewerbemuseen diese Erzeugnisse
als das Schönste, was das 18. Iahrhundect an Kleinbildnerei
hervorgebracht hat, eifrig sammelten, entstanden auch in Mann-
heim allmählich einige wenige Sammlungen pon Frankenthaler
Porzellan. älnd bald rückte dieses in öie vordecste iReihe der Be-
wertung bei den Kennern. Leider blieb das vom Mannheimec
Altertumsverein begründete Museum acm an solchen Dingen.
Als sie noch niedrig im Preise standsn, gab man sich damit nicht
ab, und als sie später mit Gold aufgewogen wurden, fehlten die
Mittel zu gröheren Ankäusen. Die Museen Speher und Heidel-
berg waren da weit voraus, und mehr und mehr wurde es als
schmerzlicher Mangel empfunden, dah die Hauptstadt Karl