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Weinheim als kurfürstliche Residen^ und als
Universilätsstadl in den Zahren )69L—17OO.
Don Karl Zinkgräf in Weinheim.
Durch den Frieden von iRyswick am 30. Oktober 1697 war
der Orleans'sche Krieg, der schändllchste aller Kriege, die Frank-
reich gsgen Deutschland geführt hat, beendet. Wenn nun auch
Weinheim das Los so vieler Psalzstädte und Orte, verbrannt
zu werden, nicht teilte, so hatte die Stadt und Bevölkerung Loch
außerordentlich zu leiden. Einquartierungen lösten Einquartiernn-
gen ab: Dayern, Kursachsen, Schweden, Kurpfälzer, Franzosen,
„iReichsvölker", Schweden, Hessen, und wieder Franzosen wech-
selten in bunter Folge mit einander ab. Die Dedrückungen der
eigenen Truppen waren so schwer wie die der feindlichen Sol-
dateska. Lieserungen und Drandschatzungen an Korn, cheu, Stroh,
Dieh, Wein und Geld und wieder Geld nahmen kein Ende. Die
Devölkerung verarmte vollständig. Die Einwohnerzahl ging stark
zurück. Währenö im Iahre 1688 noch 373 Bürger gezählt wurden,
ging die -Zahl bis 1694 auf 267 zurück, nahm in den weiteren
Jahren dss Krieges noch mehr ab, obwohl eine große Anzahl
Flüchtlinge aus der überrheinischen Pfalz, aus Heidelberg und
Mannheim nnd aus sonstigen Orten in Weinheim vorübergehend
Zuflucht fanden. Und wie sah die Stadt selbst aus?
Die Stadtmauern und Türme waren dem Zerfall nahe und
wurden nur, wenn ein Angriff zu erwarten war, notdürftig aus-
gebessert; die Häuser waren seit Iahren vernachlässigt, zum Tei!
lagen sie noch „von der im Hahre 1674 vorgewesenen fran-
zösischen Total-Ausplünderung, welche dis Stadt damals einzig
und allein im ganzen Land sehr hart betroffen hatte" in Trüm-
mern. Die Fenster in vielen Häusern waren zerschlagen, oft not-
dürftig mit Papier verklebt oder mit Lumpen verstopft. Plätze
und Wege hatten große Löcher. Das Pflaster war jahrelang nicht
ausgebessert. die Brunnen nicht in Ordnung, teils fehlten die
Ziehketten, teils die Wassereimer, wieder andere waren ganz
unbrauchbar. Dreck und Schutt häufte sich auf den Gassen, der
Unrat türmte sich 'in den Winkeln. Die Altstadt brauchte keine
Weinheim als kurfürstliche Residen^ und als
Universilätsstadl in den Zahren )69L—17OO.
Don Karl Zinkgräf in Weinheim.
Durch den Frieden von iRyswick am 30. Oktober 1697 war
der Orleans'sche Krieg, der schändllchste aller Kriege, die Frank-
reich gsgen Deutschland geführt hat, beendet. Wenn nun auch
Weinheim das Los so vieler Psalzstädte und Orte, verbrannt
zu werden, nicht teilte, so hatte die Stadt und Bevölkerung Loch
außerordentlich zu leiden. Einquartierungen lösten Einquartiernn-
gen ab: Dayern, Kursachsen, Schweden, Kurpfälzer, Franzosen,
„iReichsvölker", Schweden, Hessen, und wieder Franzosen wech-
selten in bunter Folge mit einander ab. Die Dedrückungen der
eigenen Truppen waren so schwer wie die der feindlichen Sol-
dateska. Lieserungen und Drandschatzungen an Korn, cheu, Stroh,
Dieh, Wein und Geld und wieder Geld nahmen kein Ende. Die
Devölkerung verarmte vollständig. Die Einwohnerzahl ging stark
zurück. Währenö im Iahre 1688 noch 373 Bürger gezählt wurden,
ging die -Zahl bis 1694 auf 267 zurück, nahm in den weiteren
Jahren dss Krieges noch mehr ab, obwohl eine große Anzahl
Flüchtlinge aus der überrheinischen Pfalz, aus Heidelberg und
Mannheim nnd aus sonstigen Orten in Weinheim vorübergehend
Zuflucht fanden. Und wie sah die Stadt selbst aus?
Die Stadtmauern und Türme waren dem Zerfall nahe und
wurden nur, wenn ein Angriff zu erwarten war, notdürftig aus-
gebessert; die Häuser waren seit Iahren vernachlässigt, zum Tei!
lagen sie noch „von der im Hahre 1674 vorgewesenen fran-
zösischen Total-Ausplünderung, welche dis Stadt damals einzig
und allein im ganzen Land sehr hart betroffen hatte" in Trüm-
mern. Die Fenster in vielen Häusern waren zerschlagen, oft not-
dürftig mit Papier verklebt oder mit Lumpen verstopft. Plätze
und Wege hatten große Löcher. Das Pflaster war jahrelang nicht
ausgebessert. die Brunnen nicht in Ordnung, teils fehlten die
Ziehketten, teils die Wassereimer, wieder andere waren ganz
unbrauchbar. Dreck und Schutt häufte sich auf den Gassen, der
Unrat türmte sich 'in den Winkeln. Die Altstadt brauchte keine