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Oscar Grohe.
Worte zmn Gedächtnis; gesprochen bei der Totenfeier in Mann-
heim ain Sonntag, den 20. 2uni 1920.
Don Dr. Ernst Leopold S t a h l--München.
2n tiefer Trauec haben wir uns heute zuin Gedächtnis Oscar
Grohe's im würdigen alten Harmoniesaale an ebsn derselben
Stelle versammelt, von der aus in den letzten Zahren und bis
wenige Wochen vor seinem Tode sein beweglicher Geist und seine
treue Hand in zwei grohen kunstpflegenden Vereinigungen dec
Stadt Mannheim — Theaterkulturverband und Sternwarte —
fllhrend und helfend gewirkt hatte.
Es ist eine Zeit, in der die Masse gilt, die Masse hercscht. Auf
das entsetzliche Sterbenmüssen in Massen, das ein jahrelangec
grauenvoller Krieg erzwang, folgte ein zum Leben Drängen, zum
Machtdrängen jener anderen Massen, dis zu den Ueberlebenden
gehören.
Die Einzelpersönlichkeit wicd in einer solchen Zeit gerne llbsr-
hört, das Individuum überrannt und llberschrieen — zumal wenn
sie als bewuht — a politische Menschen in einer so stark po-
litisierten Zeit abwartend beiseite stehen.
So dünkt es die Weggenossen und Arbeitsgefährten Oscac
Grohe's erhöhte Pflicht der Dankbarkeit, ihrerseits in einer Stunde
der iRückschau eines Mannes zu gedenken, dessen so wesentliches
Wirken sich weitab vom Hexenkessel des Tagestreibens, wenn auch
bis zur letzten Stunde in innigec Verbindung mit dem Geiste
wahren Kulturfoctschrittes abgespielt hat.
Auch Oscar Grohe ist als ein Opfer des Krieges gestorben,
als eines jener vielen indirekten Opfec, welche die Hungerblockade
des Feindes noch in der Nachkriegszeit focdert, indem sie in ge-
schwächten Konstitutionen Krankheiten zum Ausbruch verhals,
denen ein gekräftigter Körper wohl zu widerstehen gewuht hätte.
Dr. Oscar Grohe war Mannheimer, Ar-Mannheimer sogar.
Schvn dem Akte der Mannheimer Stadtgründung wohnte vor
Oscar Grohe.
Worte zmn Gedächtnis; gesprochen bei der Totenfeier in Mann-
heim ain Sonntag, den 20. 2uni 1920.
Don Dr. Ernst Leopold S t a h l--München.
2n tiefer Trauec haben wir uns heute zuin Gedächtnis Oscar
Grohe's im würdigen alten Harmoniesaale an ebsn derselben
Stelle versammelt, von der aus in den letzten Zahren und bis
wenige Wochen vor seinem Tode sein beweglicher Geist und seine
treue Hand in zwei grohen kunstpflegenden Vereinigungen dec
Stadt Mannheim — Theaterkulturverband und Sternwarte —
fllhrend und helfend gewirkt hatte.
Es ist eine Zeit, in der die Masse gilt, die Masse hercscht. Auf
das entsetzliche Sterbenmüssen in Massen, das ein jahrelangec
grauenvoller Krieg erzwang, folgte ein zum Leben Drängen, zum
Machtdrängen jener anderen Massen, dis zu den Ueberlebenden
gehören.
Die Einzelpersönlichkeit wicd in einer solchen Zeit gerne llbsr-
hört, das Individuum überrannt und llberschrieen — zumal wenn
sie als bewuht — a politische Menschen in einer so stark po-
litisierten Zeit abwartend beiseite stehen.
So dünkt es die Weggenossen und Arbeitsgefährten Oscac
Grohe's erhöhte Pflicht der Dankbarkeit, ihrerseits in einer Stunde
der iRückschau eines Mannes zu gedenken, dessen so wesentliches
Wirken sich weitab vom Hexenkessel des Tagestreibens, wenn auch
bis zur letzten Stunde in innigec Verbindung mit dem Geiste
wahren Kulturfoctschrittes abgespielt hat.
Auch Oscar Grohe ist als ein Opfer des Krieges gestorben,
als eines jener vielen indirekten Opfec, welche die Hungerblockade
des Feindes noch in der Nachkriegszeit focdert, indem sie in ge-
schwächten Konstitutionen Krankheiten zum Ausbruch verhals,
denen ein gekräftigter Körper wohl zu widerstehen gewuht hätte.
Dr. Oscar Grohe war Mannheimer, Ar-Mannheimer sogar.
Schvn dem Akte der Mannheimer Stadtgründung wohnte vor