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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 1.1925

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Stahl, Leopold: Oscar Grohe, Worte zum Gedächtnis, gesprochen bei der Totenfeier in Mannheim am Sonntag, den 20. Juni 1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.30706#0166

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Oscar Grohe

mehr als 300 Jahren ein Ackersmann seines Namens bei und
wenige Jahrzehnte danach stellen die Grohes beceits einen Bür-
germeister (1652). Immer wieder begegnen uns in der Stadt-
geschichte Männer von Tatkcaft und Ansehen aus der weitver-
zweigten Familie, in den verschiedensten, meist kaufmännischen oder
gewerblichen Berusen und gerne dem Gemeinwohl dienend und
der Sache des Dürgertums, für die einer der bekanntesten Träger
des Aamens in neuerec Zeit, Johann Petec Grohe, Redakteur
der Abendzeitung, sich als Achtundvierziger einsetzte.

Oscar Grohe selber, welcher der Mannheimer Linie der
Grohes angehörte (es gibt auch eine pfälzische), wuchs ganz in
Mannheim auf und besuchte hier auch das Gymnasium. Das
Elternhaus in F 7, 26, am jetzigen Luisenring, vermittelte ihm
srüh schon neben dem unverlierbaren Desitz der guten Kinderstube
auch künstlerische Anregungen. Der Dater, obwohl Kaufmann,
war selber künstlerisch interessiert, wie es damals vielsach gute
Tradition, war ein Freund guter Bilder, hatte sein Hausquartett,
war Mitglied des Dayreuthec Patronatsvereins und hatte na-
türlich auch in Mannheim seinen Theaterplatz, den nicht um des
Prestige willen, wie anderwärts allzuhäusig, sondern aus Dedürf-
nisgründen, aus dem Gefühl innerlicher Mitzugehörigkeit zu dem
ehrwürdigen Hoftheater nahezu jede eingesessene Mannheimer
Familie besaß. Der Schüler erlebte noch die letzten Dirigenten-
jahre Dinzenz Lachners und die Dekorationen eines Mühldorfer,
die lange Weltgeltung hatten, und wuchs dann auf mit den Ein-
drücken, die ihm im Schauspiel treffliche Leiter wie Werther und
Otto Devrient, in der Oper ein angesehener Kapellmeister wie
Frank vermittelten. Die Mannheimer älraufführung der liebens-
werten Shakespeare-Oper von Hermann Goetz, der „Wider-
spenstigen Zähmung" begeistert 1374 das empfängliche Gemüt
des Fünfzehnjährigen. And als echter Mannheimec schreibt er
mit 19 Jahren schon Theaterkritiken. Damals brachte das an-
gesehene „Musikalische Wochenblatt" von Fritzsche in Leipzig
einen großen Uraufsührungsbericht über Ferdinand Langers
„Aschenbrödel".

So ward in einer geistig angeoegten Atmosphäre früh das
Fundament einer ausgezeichneten Allgemein- und Kunstbildung
gelegt, das schon in der ersten 2ugend seinen Ausdruck in kind-
lichem Haustheaterspiel gefunden hatte, für das er selber die
Stücke schrieb.

Ein für sein Leben entscheidend gewaltiges Kunsterlebnis
ward dann der Besuch des Siebzehnjähcigen bei der Bayreuther
 
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