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Hilfe das Ziel erreichen zu können. Schon in den ersten Monaten nach
seinem Eintreffen suchte Goltz den gerade anwesenden Regierungsrat
Moritz Eduard Pinder vom preußischen Kultusministerium für die
Gründung einer Schule zu interessieren und sandte im Februar 1862
eine darauf bezügliche Denkschrift nach Berlin. Die preußische Re-
gierung hatte damals andere Sorgen und verhielt sich ablehnend. Goltz
ließ sich dadurch nicht entmutigen, im März 1863 ging unter Befür-
wortung durch den Gesandten von Willisen eine zweite Denkschrift
an das Kultusministerium ab; zugleich machte er den Versuch, Stöcker
für sein Unternehmen zu gewinnen. Der Plan nahm schon etwas
festere Gestalt an, denn an dem Konsul und Bankier Crous fand der
Gesandtschaftsprediger einen eifrigen Helfer und konnte sich der Re-
gierung gegenüber für die Besoldung eines Lehrers verbürgen, da er
von verschiedenen Seiten kleine Schenkungen erhielt und der Gesandte
bereit war, dem Lehrer Wohnung im Palazzo Caffarelli einzuräumen.
Von der Regierung in Berlin war vorläufig nichts zu erlangen. Aber mit
gutem Mut ging Goltz ans Werk. Anstatt des Kandidaten Wirz, der im
Juli 1863 Rom verließ, übernahm im Herbst ein junger Lehrer Gründ-
ler den Unterricht, unterstützt von dem Gesandtschaftsprediger selbst
und seiner Gattin. Die sieben Kinder machten jedoch dem Lehrer, der
keine rechte Zucht halten konnte, so viel zu schaffen, daß er die Freude
an der Aufgabe verlor und im Frühjahr 1864 abreiste. Sein Nachfolger
wurde ein Archäologe Dr. Köhler, der noch am Anfang des Jahres 1865
zur Zufriedenheit Goltz' sich dem Unterricht von fünf Kindern wid-
mete. Als dieser nach Deutschland zurückkehrte, drohte die junge
Gründung zu zerfallen; es kam jedoch rechtzeitig Hilfe in der Not.
Fräulein Jenny von Schwanenfeld, ein treues Mitglied der Gemeinde,
die seit einem Vierteljahrhundert am Tiber lebte und die Goltzsche
Schule bereits mit kleinen Geschenken unterstützt hatte, hinterließ im
Juni 1867 letztwillig ein Kapital von 5000 Talern zugunsten einer
deutschen evangelischen Schule. Nun hatte auch die Berliner Regie-
rung keine Bedenken mehr, und im Herbst 1868 konnte eine deutsche
Elementarschule für Knaben und Mädchen unter Aufsicht der Ge-
sandtschaft im Zwischenstock des Palazzo Caffarelli eröffnet werden,
die von da an ohne Unterbrechung bis zum Beginn des 20. Jahr-
hunderts bestanden hat.
Das preußische Kapitol übte in steigendem Maße seine Anziehungs-
kraft auf alles aus, was in der päpstlichen Hauptstadt zur evange-
lischen Kirche und zum deutschen Kulturgebiet gehörte; nicht Preußen
und Deutsche aus den anderen Bundesstaaten allein, sondern auch
Angehörige fremder Staaten der germanischen Völkergruppe suchten
und fanden dort in den Gründungen der Bunsenschen Zeit einen
heimatlichen Anschluß. Neben der Gesandtschaftskapelle und der
kleinen Schule bildete das Krankenhaus in der Tarpe/u einen
 
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