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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0119
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BESPRECHUNGEN.

105

Passarges in seiner toleranten und objektiven Art eine wertvolle und gut orien-
tierende Leistung dar.

Danzig. Willi Drost.

Franz J. Böhm: Die Logik der Ästhetik. J. C. B. Mohr, Tübingen
1930. (Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie H. 20.) 97 S.

Die Untersuchungen der Heidelberger Schule auf dem Gebiete der Ästhetik
zeigen eine in der Philosophie sonst nicht gewöhnliche Übereinstimmung bis in
Einzelheiten hinein. Auch darin sind sie einander ähnlich, daß sie „Grundlegungen",
„Prolegomena", „Logiken" der Ästhetik geben und sich mehr mit der Möglichkeit
einer wissenschaftlichen Ästhetik als mit der Beschaffenheit des Gegenstandes der
Ästhetik beschäftigen. Der einzige, der eine wirklich ausgeführte Ästhetik gab,
Jonas Cohn, stand schon damals Rickert viel freier gegenüber.

Auch die vorliegende, durch Sauberkeit und Klarheit der Behandlung aus-
gezeichnete Schrift zeigt die wohlbekannten Grundzüge, und vieles von dem, was
z. B. über die ästhetischen Schriften von L. Kühn zu sagen ist, gilt unverändert
auch für diese Arbeit. Wieder haben wir nebeneinander eine Mehrzahl von Sphären,
die durch das „Gelten" je eines konstitutiven Wertes gekennzeichnet sind. Die
Frage nach der Möglichkeit der Ästhetik erscheint dann als Spezifizierung der
Frage: wie ist eine Theorie des Atheoretischen möglich? Tatsächlich ist dies, so-
bald man Erkenntnis einseitig als „Formung" versteht, eine heikle oder vielmehr
unlösbare Frage. Ästhetik ist dann der Kunstform gegenüber Umformung und
dadurch Veränderung. Der von Kant auf die Natur als Erscheinung eingeschränkte
Satz von einem durch die Erkenntnis erst ermöglichten Gegenstand der Erkenntnis
ist offenbar nicht ohne weiteres auf das schon sinnhaft Geformte zu übertragen.
Die Erklärungen des Verfassers über die „Panarchie des Logischen" (18) scheinen
mir die Sachlage nicht restlos aufzuklären. Es handelt sich doch wohl um folgende
merkwürdige Überlagerung von zwei Sinnschichten: 1. Die ästhetische Formung,
durch die etwas wie Kunst erst möglich wird. 2. Die theoretische Formung, die sich
auf jene „primäre" Formung als „Ästhetik" richtet, sie umformt, aber dadurch erst
„möglich" macht. Der Sinn dieser „Urnformung" bleibt dunkel. Welche Kunde
können wir von jener ästhetisch gültigen, theoretisch aber noch nicht „ermöglich-
ten" Formung haben? Wie können wir von ihr reden und auf ihren Unterschied
von ihrer bereits vollzogenen theoretischen Formung reflektieren, da wir doch vor-
aussetzungsgemäß in diesem Reden und Reflektieren jenen Unterschied aufheben?
Der Einwand erscheint mir so zwingend und zugleich so primitiv, daß ich mir nicht
vorstellen kann, dem Verfasser damit etwas Neues zu sagen. Vielleicht ist ihm das
Gewicht dieser Schwierigkeit darum nicht deutlich geworden, weil sich für ihn der
streng kantische Begriff der „Ermöglichung" gelockert hat. Dies tritt gelegentlich
hervor, so z. B. S. 41, wo gesagt wird: die theoretische Form bringe „lediglich das
theoretische Klarheitsmoment" hinzu. Aber wie dem auch sei, der Verfasser ver-
sucht jedenfalls, das Unmögliche möglich zu machen, und zwar, indem er „Wert"
von „Geltung" und entsprechend „ästhetisch" von „künstlerisch" unterscheidet. In
„Wert" und „ästhetisch" stellt er ein durch die theoretische Formung zugebrachtes
„Mehr" fest (71). Der Wertgegensatz von schön und häßlich ist dementsprechend
der künstlerischen Geltung ursprünglich fremd und ein nachträgliches Produkt der
„theoretischen Umschließung" (85). Zwei Dinge, die sonst eng zusammen gehören:
das empfängliche Erfassen des ästhetischen Phänomens und die erkennende Ver-
ständigung über dieses Phänomen sind damit auseinander genommen. Eine aus die-
 
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