Archäologie
(Kupellation) des sogenannten Werkbleis (silberhaltiges Blei) (vgl.
Beitrag Bachmann), das leicht aus silberführendem Oberharzer
Bleiglanz nach dem einstufigen Röst-Reaktionsverfahren (Heim-
bruch et al. 1989) erhalten werden kann bzw. wurde.
Aus der Siedlungsphase I von Düna fanden sich ebenfalls eini-
ge sulfidische Buntmetallerze sowohl Oberharzer Gangherkunft
(Bleiglanz; Düna, FNr. 2474/GS1) als auch solche aus der Rammels-
berglagerstätte (zum Beispiel Bleiglanz mit Kupferkies; Düna, FNr.
745/3) (Koerfer 1990. Koerfer et al. in Vorbereitung) sowie durch
zwei metallische Bleifragmente (Düna, FNr. 3081/3/5 und FNr.
6426/52) (Brockner/ Heimbruch in Vorbereitung. Heimbruch
1990) und einer Anzahl von sowohl Kupferschlacken als auch von
Mangan-reichen Eisenschlacken (Heimbruch 1990. Koerfer 1990).
Die weiterführende chronologische Einstufung der Funde und
Befunde der Grabung Düna wird im Rahmen einer noch laufenden
archäologischen Dissertationsarbeit geleistet.
In auffälliger Häufigkeit fanden sich in Düna auch emaillierte
Scheibenfibeln aus dem 9./10. Jahrhundert n. Chr. (Bracht / Brock-
ner 1995. Brockner/Klappauf 1993). Bemerkenswerterweise
bestehen deren metallische Grundkörper aus bleihaltigem Messing
(einer Kupfer-Zink-Legierung). Da metallisches Zink seinerzeit un-
bekannt war, wurde Messing nach dem sogenannten Galmeiver-
fahren im geschlossenen Tiegel hergestellt (vgl. Brockner 1992b).
Während die Blei-Isotopensignatur des Materials der Scheibenfibel
(Düna, FNr. 5047) mit der Bleiherkunft aus Oberharzer Gangerzen
harmoniert, findet sich jene der Scheibenfibel (Düna, FNr. 5110)
zwischen dem jeweils charakteristischen Verhältnisfeld der Ober-
harzer Gangerze und dem der Rammeisbergerze (Heimbruch
1990). Letzteres mag bedeuten, dass bei der Messingherstellung
im geschlossenen Tiegel sogenanntes Goslarer Galmei, eine Zink-
oxid- und Bleioxid- bzw. -karbonat-Mischung, gewonnen als
Niederschlag („Hüttenrauch") der Harzer Bleierzverhüttung,
verwendet wurde und so dieses Blei mit in das Kupfer/Messing
gelangte. Die typischen glasartigen (zink- und bleihaltigen)
Schlacken des Galmeiverfahrens wurden jedoch bislang in der
Harzregion nicht aufgefunden.
Dass in Düna nicht alles aus „heimischen" (Harzer) Erzen
stammte, belegen unter anderem der Fund einer Römischen Blei-
Silber-Münze (Follis des Galerius, 308/309 n Chr.; Düna,
FNr. 6399) (Möller 1986) und ein bronzener Kerzenständer (um
1200 n. Chr.; Düna, FNr. 6400) (Abb. 1), der eine sehr „exotische"
Blei-Isotopensignatur aufweist (Brockner / Heimbruch in Vorberei-
tung. Heimbruch 1990).
In Verbindung mit unseren archäometrischen Untersuchungen
von Grabungsfunden konnten auch damit verknüpfte Fragestel-
lungen, wie beispielsweise die der Metallherkunft der berühmten
Hildesheimer Domtür (Bernwardtür, 1015 n. Chr. vollendet), einem
figürlich geschmückten Prunkstück der bernwardinischen Metall-
gusskunst (Brandt / Eggebrecht 1993), bearbeitet werden. Legie-
rungszusammensetzungfen) und Blei-Isotopenverhältnisdaten
sprechen dafür, dass das verwendete blei- und zinnenthaltende
Messing aus Buntmetallschrott erschmolzen wurde und mehrere in
ihrer Zusammensetzung differierende Portionen zum Abguss
gelangten. Auch das in der (den) Legierungfen) enthaltene Blei
stammt nicht aus Harzer Erzen (Brockner et al. 1996).
Hinweise auf einen weiteren Prozess der Silber/Gold-Extrakti-
on, dem sogenannten Verbleienden Schmelzen mit Blei als Edel-
metallsammler, fanden sich im Fundspektrum der Notgrabung des
ehemaligen Franziskaner-Brüdernklosters in Goslar (Abb. 2) (Klapp-
auf 1981), bestehend aus Rammeisberger Kupferarmerz und
glasartigen bleireichen Schlacken (3-8 Gew.-% PbO) mit unge-
wöhnlich hohem Bariumgehalt (11-15 Gew.-% BaO). Da Barium-
und Blei-Kationen, außer im Redox-Verhalten, sich chemisch sehr
ähnlich verhalten, können erstere Blei-Ionen substituieren und
damit die unerwünschte Verschlackung des Bleis zurückdrängen,
welches dann als Edelmetallsammler die Effektivität des Prozesses
verbessert. Aus der Schlackenzusammensetzung wird deshalb
auch gefolgert, dass bewusst und gezielt bariumreiche Zuschläge,
sehr wahrscheinlich das im Harz vorkommende Mineral Baryt
(BaSO4), eingesetzt wurden (Brockner / Griebel / Koerfer 1995).
Beim verbleienden Schmelzen muss nicht unbedingt metalli-
sches Blei eingesetzt werden, sondern es kann zum Beispiel
Bleiglätte (PbO) aus dem Treibprozess benutzt werden, wobei bei
den reduzierenden Verfahrensbedingungen metallisches Blei
erzeugt wird. Hier liegt eine elegante ressourcensparende Mög-
lichkeit des Bleiglätte-Recyclings.
1 Kerzenständerfuß aus Düna, Ldkr.
Osterode am Harz (FNr. 6400, 12. Jahr-
hundert n. Chr.).
40
(Kupellation) des sogenannten Werkbleis (silberhaltiges Blei) (vgl.
Beitrag Bachmann), das leicht aus silberführendem Oberharzer
Bleiglanz nach dem einstufigen Röst-Reaktionsverfahren (Heim-
bruch et al. 1989) erhalten werden kann bzw. wurde.
Aus der Siedlungsphase I von Düna fanden sich ebenfalls eini-
ge sulfidische Buntmetallerze sowohl Oberharzer Gangherkunft
(Bleiglanz; Düna, FNr. 2474/GS1) als auch solche aus der Rammels-
berglagerstätte (zum Beispiel Bleiglanz mit Kupferkies; Düna, FNr.
745/3) (Koerfer 1990. Koerfer et al. in Vorbereitung) sowie durch
zwei metallische Bleifragmente (Düna, FNr. 3081/3/5 und FNr.
6426/52) (Brockner/ Heimbruch in Vorbereitung. Heimbruch
1990) und einer Anzahl von sowohl Kupferschlacken als auch von
Mangan-reichen Eisenschlacken (Heimbruch 1990. Koerfer 1990).
Die weiterführende chronologische Einstufung der Funde und
Befunde der Grabung Düna wird im Rahmen einer noch laufenden
archäologischen Dissertationsarbeit geleistet.
In auffälliger Häufigkeit fanden sich in Düna auch emaillierte
Scheibenfibeln aus dem 9./10. Jahrhundert n. Chr. (Bracht / Brock-
ner 1995. Brockner/Klappauf 1993). Bemerkenswerterweise
bestehen deren metallische Grundkörper aus bleihaltigem Messing
(einer Kupfer-Zink-Legierung). Da metallisches Zink seinerzeit un-
bekannt war, wurde Messing nach dem sogenannten Galmeiver-
fahren im geschlossenen Tiegel hergestellt (vgl. Brockner 1992b).
Während die Blei-Isotopensignatur des Materials der Scheibenfibel
(Düna, FNr. 5047) mit der Bleiherkunft aus Oberharzer Gangerzen
harmoniert, findet sich jene der Scheibenfibel (Düna, FNr. 5110)
zwischen dem jeweils charakteristischen Verhältnisfeld der Ober-
harzer Gangerze und dem der Rammeisbergerze (Heimbruch
1990). Letzteres mag bedeuten, dass bei der Messingherstellung
im geschlossenen Tiegel sogenanntes Goslarer Galmei, eine Zink-
oxid- und Bleioxid- bzw. -karbonat-Mischung, gewonnen als
Niederschlag („Hüttenrauch") der Harzer Bleierzverhüttung,
verwendet wurde und so dieses Blei mit in das Kupfer/Messing
gelangte. Die typischen glasartigen (zink- und bleihaltigen)
Schlacken des Galmeiverfahrens wurden jedoch bislang in der
Harzregion nicht aufgefunden.
Dass in Düna nicht alles aus „heimischen" (Harzer) Erzen
stammte, belegen unter anderem der Fund einer Römischen Blei-
Silber-Münze (Follis des Galerius, 308/309 n Chr.; Düna,
FNr. 6399) (Möller 1986) und ein bronzener Kerzenständer (um
1200 n. Chr.; Düna, FNr. 6400) (Abb. 1), der eine sehr „exotische"
Blei-Isotopensignatur aufweist (Brockner / Heimbruch in Vorberei-
tung. Heimbruch 1990).
In Verbindung mit unseren archäometrischen Untersuchungen
von Grabungsfunden konnten auch damit verknüpfte Fragestel-
lungen, wie beispielsweise die der Metallherkunft der berühmten
Hildesheimer Domtür (Bernwardtür, 1015 n. Chr. vollendet), einem
figürlich geschmückten Prunkstück der bernwardinischen Metall-
gusskunst (Brandt / Eggebrecht 1993), bearbeitet werden. Legie-
rungszusammensetzungfen) und Blei-Isotopenverhältnisdaten
sprechen dafür, dass das verwendete blei- und zinnenthaltende
Messing aus Buntmetallschrott erschmolzen wurde und mehrere in
ihrer Zusammensetzung differierende Portionen zum Abguss
gelangten. Auch das in der (den) Legierungfen) enthaltene Blei
stammt nicht aus Harzer Erzen (Brockner et al. 1996).
Hinweise auf einen weiteren Prozess der Silber/Gold-Extrakti-
on, dem sogenannten Verbleienden Schmelzen mit Blei als Edel-
metallsammler, fanden sich im Fundspektrum der Notgrabung des
ehemaligen Franziskaner-Brüdernklosters in Goslar (Abb. 2) (Klapp-
auf 1981), bestehend aus Rammeisberger Kupferarmerz und
glasartigen bleireichen Schlacken (3-8 Gew.-% PbO) mit unge-
wöhnlich hohem Bariumgehalt (11-15 Gew.-% BaO). Da Barium-
und Blei-Kationen, außer im Redox-Verhalten, sich chemisch sehr
ähnlich verhalten, können erstere Blei-Ionen substituieren und
damit die unerwünschte Verschlackung des Bleis zurückdrängen,
welches dann als Edelmetallsammler die Effektivität des Prozesses
verbessert. Aus der Schlackenzusammensetzung wird deshalb
auch gefolgert, dass bewusst und gezielt bariumreiche Zuschläge,
sehr wahrscheinlich das im Harz vorkommende Mineral Baryt
(BaSO4), eingesetzt wurden (Brockner / Griebel / Koerfer 1995).
Beim verbleienden Schmelzen muss nicht unbedingt metalli-
sches Blei eingesetzt werden, sondern es kann zum Beispiel
Bleiglätte (PbO) aus dem Treibprozess benutzt werden, wobei bei
den reduzierenden Verfahrensbedingungen metallisches Blei
erzeugt wird. Hier liegt eine elegante ressourcensparende Mög-
lichkeit des Bleiglätte-Recyclings.
1 Kerzenständerfuß aus Düna, Ldkr.
Osterode am Harz (FNr. 6400, 12. Jahr-
hundert n. Chr.).
40