Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Segers-Glocke, Christiane [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Auf den Spuren einer frühen Industrielandschaft: Naturraum - Mensch - Umwelt im Harz — Hameln: Niemeyer, Heft 21.2000

DOI article:
Lutz Grunwald: Der Oberharz und sein unmittelbares Vorland. Ein Abriss der Siedlungsgeschichte vor dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung im 8. Jahrhundert n. Chr.
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51267#0060
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Mensch und Umwelt


3 Regional für den Oberharz wichtige
Fundstellen von der Bronzezeit bis in die
jüngere vorrömische Eisenzeit.
Ä Hügelgrab
— _ — vorgeschichtlicher Weg,
nach der Lage von Grabhügeln
--mittelalterlicher Weg,
vorgeschichtliche Nutzung vermutet

Geschwinde / Arndt 1997, 8-54. Kaltofen 1998a) - untersucht
werden, so bietet sich doch ein anderes Bild: Die 1998 durch
A. Kaltofen im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität
Göttingen erfolgte Auswertung dieser Grabung ergab eine zusam-
menfassende Darstellung der linienbandkeramischen Fundstellen
im Umkreis von Schwiegershausen (Kaltofen 1998b, 9 mit Abb. 5).
Auch hier zeigte sich, dass die auf einem neuen Wissensstand
erfolgte Auswertung der bisher entdeckten, aber oft nur an entle-
genen Stellen oder gar nicht publizierten Fundplätze sehr lohnend
ist. Dieses Beispiel belegt, dass durchaus mit einer etwas dichteren
Besiedlung des Oberharzumlandes zur Zeit der Linienbandkeramik
gerechnet werden kann und in der geringen Zahl der Fundstellen
sich der nicht befriedigende Stand der wissenschaftlichen Erfor-
schung dieser Region widerspiegelt. Eine Siedlungsdichte, wie sie
im Bereich des Ostharzes vorliegt, wird das Umfeld des Oberharzes
aber wegen der schlechten klimatischen Lage jedenfalls nie
erreicht haben. Im Verlauf der Jungsteinzeit zeigt das Oberharzvor-
land dann eine dichtere Verteilung von Niederlassungen. Eine
Zusammenstellungen der neolithischen Fundstellen am Nordharz,
die 0. Thielemann 1977 vorlegte (Thielemann 1977, 7 Abb. 3),
belegt die doch relativ hohe Anzahl der Fundstellen, die sich bis in
das Jahr 1999 noch vermehrt hat. Das Harzumland war nun
während der Jungsteinzeit und den verschiedenen Kulturen dieser
Epoche dauerhaft genutztes Siedlungsgebiet des Menschen

geworden (Abb. 2). Aber auch hier gilt: Die klimatisch begünstigte
Region des Ostharzes war stets stärker besiedelt als das Oberharz-
vorland (Preuss 1989). Dieser Umstand sollte sich bis in das Mittel-
alter nicht verändern.
Auch im Vergleich der jungsteinzeitlichen Fundstellen im Harz
ist ein größeres Fundaufkommen im Ostharz als im Oberharz zu
konstatieren. Wenn aber intensive Begehungen und Funddoku-
mentationen erfolgen, wie dies bezüglich des Neolithikums durch
E. Reiff für den Raum Clausthal-Zellerfeld erfolgt ist (Reiff 1990,
83-88 mit Abb. 4), kann sich das Fundbild auch im Oberharz
deutlich verdichten. Für beide Gebiete gilt aber, dass die jungstein-
zeitlichen Objekte von einer Begehung, nicht aber von einer
Besiedlung des Harzes künden. Denn für die Lebensweise der
Jungsteinzeit mit Ackerbau und Viehhaltung waren das Klima und
die Bodenbeschaffenheit des Harzes zu ungünstig. Zwar muss bei
diesen Funden in einigen Fällen mit einer mittelalterlichen Verlage-
rung in die Harzhochflächen gerechnet werden, alle Fundstellen
sind hiermit aber nicht zu begründen. Einzelfunde, wie Hacken,
Beile und Klingen, wurden oft abseits der späteren mittelalterli-
chen Siedlungen, teilweise sogar in sehr unwirtlichen Regionen,
gefunden. Sie können daher nicht als zum Abwehren von Unheil
während der mittelalterlichen Besiedlung des Harzes in diesen
gelangte und daher verschleppte Objekte in sekundärer, nicht für
die Vorgeschichte zu interpretierende Fundlage gelten. Diese

58
 
Annotationen