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Segers-Glocke, Christiane [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Auf den Spuren einer frühen Industrielandschaft: Naturraum - Mensch - Umwelt im Harz — Hameln: Niemeyer, Heft 21.2000

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Lutz Grunwald: Der Oberharz und sein unmittelbares Vorland. Ein Abriss der Siedlungsgeschichte vor dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung im 8. Jahrhundert n. Chr.
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51267#0061
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Mensch und Umwelt

4 Bronzearmring aus der Nähe der Innerstetalsperre.



5 Bronzesichelfragment aus der Nähe der Innerstetalsperre.


6 Bronzelanzenspitze aus Goslar.

Einzelfunde sind vielmehr ein sicheres Indiz für die Begehung des
Harzes in der Jungsteinzeit (Böhme 1978, 27. Maier 1976, 129 f.).
Der Harz muss daher für die Menschen dieser Zeitepoche von
Interesse gewesen sein. Da dieses nicht im Bereich der Landwirt-
schaft gelegen haben kann, wäre hier zu hinterfragen, ob das
Gebirge des Harzes neben der Jagd und der Sammeltätigkeit auch
als Rohstoffreservoir für die Herstellung von Steinwerkzeugen oder
Waffen genutzt wurde (so zum Beispiel Nowothnig 1957, 115;
1963, 89). H. W. Böhme interpretiert das häufigere Auftreten von
Funden zwischen Bad Harzburg im Norden und Walkenried/Ellrich
int Süden des Oberharzes derart, dass der hier im Mittelalter
verlaufende „Kaiserweg" bereits in der Vorgeschichte seit der
Jungsteinzeit genutzt wurde (Böhme 1978 27; 31 Abb. 6.
Vgl. Abb. 2 und 3).
Seit dem Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit (etwa
von 2300 bis 2000 v. Chr.) ist ein deutlicher Rückgang der Fund-
stellen im Oberharz und seinem Umland zu konstatieren. Dieses
Gebirge lag zu dieser Zeit im Randbereich der sich im Mittelelbe-
Saale-Unstrut- und östlichen Nordharzgebiet herausbildenden
bronzezeitlichen Aunjetitzer-Kultur, die sich etwa ab 2200 v. Chr.
durchzusetzen begann (Müller 1999, 23 f.). Nach einer bereits in
der Jungsteinzeit um 2500 v. Chr. einsetzenden frühen Experimen-
tierphase mit der Zinnbronzetechnologie (Müller 1999, 24) erlang-
te die Bronzeherstellung während der Aunjetitzer-Kultur einen

hohen Stellenwert und setzte sich schließlich durch, ohne die
Steingeräte gänzlich zu verdrängen. Wie im Ostharz (Achner/
Weber 1994, 34 Abb. 19) liegen im Oberharz weiterhin zumindest
in den Randlagen, in wenigen Fällen aber auch von den Hoch-
flächen Funde vor. Für den Zeitraum vom Ende der Bronzezeit bis
in die vorrömischen Eisenzeit (etwa 1200 bis 50 v. Chr.) ist dann
erneut eine größere Anzahl von Objekten festzustellen (Abb. 3).
Die von H. W. Böhme 1978 geäußerte Meinung (Böhme 1978,
32), „die vorübergehende Anwesenheit des prähistorischen Men-
schen im Harz seit dem Mesolithikum finde [...] offensichtlich mit
der Bronzezeit ein Ende, und es sollen nahezu 2000 Jahre ver-
gehen, bis erneut das Gebirgsinnere von Menschen aufgesucht
wurde," ist nach dem heutigen Wissensstand nicht zutreffend.
Neufunde - wie zum Beispiel ein Armring und ein Sichelfragment
von der Innerstetalsperre oder eine Lanzenspitze aus Goslar
(Abb. 4-6) - zeigen, dass auch in Zukunft mit einer Zunahme der
in diese Zeit zu datierenden Fundstellen zumindest für die Jahr-
hunderte v. Chr. zu rechnen ist. Erinnert sei hier auch an die bei
Dorste in der Nähe von Osterode gelegene Lichtensteinhöhle, die
nach St. Flindt zwischen 1000 und 800 v. Chr. als Kulthöhle für
Menschenopfer genutzt wurde (Flindt 1999. Flindt/Leiber 1998,
50-80). Die hier in den letzten Jahren gewonnenen neuen Ein-
blicke in das Leben, die Glaubensvorstellungen und die kulturellen
Beziehungen nach Thüringen (Unstrutgruppenkultur) der Men-

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