Mensch und Umwelt
7 Rillenschlägel von Oberschulenberg.
sehen der endenden Bronzezeit im Oberharzvorland sind sehr auf-
schlussreich. Solche Einblicke schienen vor 20 Jahren noch völlig
unmöglich zu sein.
Bereits 1963 vermutete W. Nowothnig - wie angesprochen -
die Herstellung von Buntmetall während der Bronzezeit im Harz. In
Frage kommen hier oberflächennahe Vorkommen von Kupfer-
erzen, die für den bronzezeitlichen Prospektor an der Farbe der
Gesteine erkennbar waren. Solche standen im Harz und im östli-
chen Harzvorland an (Jockenhövel 1994, 36). Die bisherige Annah-
me der bronzezeitlichen Buntmetallherstellung im Oberharz, die
von naturwissenschaftlicher Seite Unterstützung fand (Brockner
1989, 190. Niehoff / Matschullat/Pörtge 1992), lässt sich jetzt
erstmals auch archäologisch belegen: Am Spitzenberg bei Bad
Harzburg konnte ein Kupferschmelzplatz festgestellt werden, der
nach der Radiokarbondatierung etwa in die Zeit kurz vor oder um
1000 v. Chr. datiert (Analyse Hv 9352 des 14C-Laboratoriums des
Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung, Prof. M. A.
Geyh: unkalibriert 3355 +/- 490 vor 1950. Freundliche Mitteilung
L. Klappauf. Vgl. Klappauf 1999, 25). Rillenschlägel, wie jene von
Oberschulenberg (Abb. 7), aus dem Brunnenbachtal und vom
Rammeisberg bei Goslar (Abb. 3. Vgl. Nowothnig 1963, 93 f.
Linke 1989, 169 mit Anm. 8. Freundliche Mitteilung Chr. Bartels,
Bochum) sind vor diesem Hintergrund ebenfalls als Indizien für
eine Buntmetallerzeugung im Harz während der endenden Bron-
zezeit nicht generell zu negieren, sondern müssen für diese Zeit in
Betracht gezogen werden. Neueste archäometrische Untersuchun-
gen von Grabbeigaben aus drei in der Nähe von Müllingen, Ldkr.
Hannover, untersuchten Grabhügeln lassen sogar die Verhüttung
von Buntmetallerzen im Oberharz während der mittleren Bronze-
zeit als durchaus möglich erscheinen (Brockner / Klemens /
Leveque / Haack 1999). Da inzwischen auch aus höheren Lagen
des Oberharzes-wie bei der im oberen Stübchental bei Bad Harz-
burg gelegenen Fundstelle (Linke 1989) - Fundansammlungen von
Keramik der jüngeren Bronze- und frühen vorrömischen Eisenzeit
nachgewiesen worden sind, könnten zu dem Befund vom Spitzen-
berg in Zukunft durchaus weitere Schmelzplätze kommen.
Während der Bronzezeit war der Harz in keiner Weise von den
großräumigen Handelswegen abgeschnitten. Im Jahr 1930 ver-
öffentliche E. Sprockhoff eine großräumige Karte zu den Handels-
wegen der jüngeren Bronzezeit. Damals konnte Sprockhoff noch
keine Route im direkten Harzrandgebiet nachweisen. Lediglich
nördlich des Harzes zog ein Weg von der Saale in Richtung
Minden (Sprockhoff 1930, Taf. 45). Dieses Bild hat sich bis heute
verändert: So verlief der „Fastweg" als Teil einer von Mittel-
deutschland am Südharzrand entlangführenden Straße auf dem
Rotenbergzug über Pöhlde in Richtung Katlenburg. An diesem
Höhenweg liegen viele zum Teil große Grabhügel, die ein deutli-
ches Indiz für die Nutzung dieser Route bereits in der Vorgeschich-
te sind (Abb. 3. Vgl. Denecke 1969, 129-132). Da einige der
Grabhügel bei Katlenburg in die ältere Bronzezeit datieren und
mehrere bei Pöhlde gelegene entsprechende Grabmonumente
chronologisch ähnlich anzusetzen sein dürften, scheint der „Fast-
weg" bereits während der gesamten Bronze- und der vorrömi-
schen Eisenzeit genutzt worden zu sein (Kühlhorn 1970, 7 f.; 71;
112). Dass diese Wegeverbindung in der Zeit nach Christi Geburt
ungenutzt blieb, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Während des
Mittelalters ist diese Route jedenfalls wieder als Handelsweg nach-
zuweisen. Zieht man in diesem Zusammenhang die für das Hoch-
mittelalter fassbaren Straßen im Bereich des Oberharzes heran, so
verlief eine von Erfurt kommende Verbindung entlang des West-
harzrandes in Richtung Braunschweig. Eine weitere Handelsroute
kreuzte diesen Weg von Paderborn kommend in der Nähe von
Hahausen und folgte dem Harznordrand nach Osten (zusammen-
fassend: Berger 1992, 16-18 mit Abb. 4). Da sowohl die noch an-
zusprechenden Fundstellen von Düna und der Pipinsburg bei
Osterode am Harz als auch einige Grabhügel bei Seesen im Verlauf
des entlang des Westharzrandes führenden mittelalterlichen
Weges (Denecke 1969, 138 Abb. 47) liegen, dürfte dieser vermut-
lich zumindest seit der vorrömischen Eisenzeit genutzt worden
sein (Abb. 3). Denn es kann als sicher gelten, dass sowohl der
noch zu erörternde Herrschersitz der Pipinsburg als auch der erz-
verarbeitende Siedlungsplatz von Düna an einer wichtigen und viel
genutzten Handelsroute lagen. Ob dieser Weg aber bereits für die
Bronzezeit anzunehmen ist, muss die zukünftige Forschung
zeigen. Mit dem Ende der Bronzezeit wurde dann allmählich ein
neuer Werkstoff, das Eisen, von Bedeutung, das den Zeitabschnitt
der vorrömischen Eisenzeit (8.Z7. Jahrhundert v. Chr. bis um Christi
Geburt) prägen sollte.
Erst jüngst hat H.-W. Heine (1999) einen Überblick über die
ältereisenzeitlichen Burgen und Befestigungen in Niedersachsen
gegeben. Demnach sind im Bereich des Oberharzes die bekannte
Pipinsburg bei Osterode am Harz und der Frickenberg bei Langels-
heim für die vorrömische Eisenzeit als sicher existent zu nennen
(Heine 1999, 112 Abb. 1). Das Gelände beider Anlagen scheint
aber nach den dort geborgenen Funden bereits in der späten
Bronzezeit und damit in der Phase der ersten Erzgewinnung und
-Verarbeitung im Harz begangen und vermutlich für offene, unbe-
festigte Siedlungen genutzt worden zu sein. Eine weitere Befesti-
gung der vorrömischen Eisenzeit ist bei Seesen-Eickmühl sehr
wahrscheinlich (freundliche Mitteilung L. Klappauf; vgl. Abb. 3).
Die Anlagen Seesen-Eickmühl und Frickenberg bei Langelsheim
sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Der Frickenberg bei
Langelsheim kann nur als Fluchtburg der vorrömischen Eisenzeit
angesprochen werden. Dies verhält sich im Fall der etwa 10,5 ha
großen und archäologisch untersuchten Pipinsburg bei Osterode
am Harz (zusammenfassend: Schlüter 1975. Ders. 1987) anders:
Ihr ist nach dem fortifikatorischen Ausbau - bei den Grabungen
zwischen 1953 und 1960 sowie 1973/1974 wurde eine in kelti-
scher Tradition stehende Pfostenschlitzmauer vom Typ „Preist"
und sehr wahrscheinlich ein Zangentor nachgewiesen - und den
Innenbefunden mit Hinweisen auf eine dauerhafte Bebauung eine
langfristige, oppidum-ähnliche Nutzung zuzusprechen. Die über-
regionale Bedeutung der Pipinsburg ist an ihrem aufwendigen
Ausbau und dem reichen Fundaufkommen abzulesen. Diese Befe-
stigung lag an einer - sich im Bereich Seesen/Klein Rhüden wohl
durch eine Massierung von Grabhügeln abzeichnenden - alten
Straßenverbindung entlang des Westharzrandes und in direkter
Nachbarschaft der Erzlagerstätten des Harzes. Das Fundgut der
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7 Rillenschlägel von Oberschulenberg.
sehen der endenden Bronzezeit im Oberharzvorland sind sehr auf-
schlussreich. Solche Einblicke schienen vor 20 Jahren noch völlig
unmöglich zu sein.
Bereits 1963 vermutete W. Nowothnig - wie angesprochen -
die Herstellung von Buntmetall während der Bronzezeit im Harz. In
Frage kommen hier oberflächennahe Vorkommen von Kupfer-
erzen, die für den bronzezeitlichen Prospektor an der Farbe der
Gesteine erkennbar waren. Solche standen im Harz und im östli-
chen Harzvorland an (Jockenhövel 1994, 36). Die bisherige Annah-
me der bronzezeitlichen Buntmetallherstellung im Oberharz, die
von naturwissenschaftlicher Seite Unterstützung fand (Brockner
1989, 190. Niehoff / Matschullat/Pörtge 1992), lässt sich jetzt
erstmals auch archäologisch belegen: Am Spitzenberg bei Bad
Harzburg konnte ein Kupferschmelzplatz festgestellt werden, der
nach der Radiokarbondatierung etwa in die Zeit kurz vor oder um
1000 v. Chr. datiert (Analyse Hv 9352 des 14C-Laboratoriums des
Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung, Prof. M. A.
Geyh: unkalibriert 3355 +/- 490 vor 1950. Freundliche Mitteilung
L. Klappauf. Vgl. Klappauf 1999, 25). Rillenschlägel, wie jene von
Oberschulenberg (Abb. 7), aus dem Brunnenbachtal und vom
Rammeisberg bei Goslar (Abb. 3. Vgl. Nowothnig 1963, 93 f.
Linke 1989, 169 mit Anm. 8. Freundliche Mitteilung Chr. Bartels,
Bochum) sind vor diesem Hintergrund ebenfalls als Indizien für
eine Buntmetallerzeugung im Harz während der endenden Bron-
zezeit nicht generell zu negieren, sondern müssen für diese Zeit in
Betracht gezogen werden. Neueste archäometrische Untersuchun-
gen von Grabbeigaben aus drei in der Nähe von Müllingen, Ldkr.
Hannover, untersuchten Grabhügeln lassen sogar die Verhüttung
von Buntmetallerzen im Oberharz während der mittleren Bronze-
zeit als durchaus möglich erscheinen (Brockner / Klemens /
Leveque / Haack 1999). Da inzwischen auch aus höheren Lagen
des Oberharzes-wie bei der im oberen Stübchental bei Bad Harz-
burg gelegenen Fundstelle (Linke 1989) - Fundansammlungen von
Keramik der jüngeren Bronze- und frühen vorrömischen Eisenzeit
nachgewiesen worden sind, könnten zu dem Befund vom Spitzen-
berg in Zukunft durchaus weitere Schmelzplätze kommen.
Während der Bronzezeit war der Harz in keiner Weise von den
großräumigen Handelswegen abgeschnitten. Im Jahr 1930 ver-
öffentliche E. Sprockhoff eine großräumige Karte zu den Handels-
wegen der jüngeren Bronzezeit. Damals konnte Sprockhoff noch
keine Route im direkten Harzrandgebiet nachweisen. Lediglich
nördlich des Harzes zog ein Weg von der Saale in Richtung
Minden (Sprockhoff 1930, Taf. 45). Dieses Bild hat sich bis heute
verändert: So verlief der „Fastweg" als Teil einer von Mittel-
deutschland am Südharzrand entlangführenden Straße auf dem
Rotenbergzug über Pöhlde in Richtung Katlenburg. An diesem
Höhenweg liegen viele zum Teil große Grabhügel, die ein deutli-
ches Indiz für die Nutzung dieser Route bereits in der Vorgeschich-
te sind (Abb. 3. Vgl. Denecke 1969, 129-132). Da einige der
Grabhügel bei Katlenburg in die ältere Bronzezeit datieren und
mehrere bei Pöhlde gelegene entsprechende Grabmonumente
chronologisch ähnlich anzusetzen sein dürften, scheint der „Fast-
weg" bereits während der gesamten Bronze- und der vorrömi-
schen Eisenzeit genutzt worden zu sein (Kühlhorn 1970, 7 f.; 71;
112). Dass diese Wegeverbindung in der Zeit nach Christi Geburt
ungenutzt blieb, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Während des
Mittelalters ist diese Route jedenfalls wieder als Handelsweg nach-
zuweisen. Zieht man in diesem Zusammenhang die für das Hoch-
mittelalter fassbaren Straßen im Bereich des Oberharzes heran, so
verlief eine von Erfurt kommende Verbindung entlang des West-
harzrandes in Richtung Braunschweig. Eine weitere Handelsroute
kreuzte diesen Weg von Paderborn kommend in der Nähe von
Hahausen und folgte dem Harznordrand nach Osten (zusammen-
fassend: Berger 1992, 16-18 mit Abb. 4). Da sowohl die noch an-
zusprechenden Fundstellen von Düna und der Pipinsburg bei
Osterode am Harz als auch einige Grabhügel bei Seesen im Verlauf
des entlang des Westharzrandes führenden mittelalterlichen
Weges (Denecke 1969, 138 Abb. 47) liegen, dürfte dieser vermut-
lich zumindest seit der vorrömischen Eisenzeit genutzt worden
sein (Abb. 3). Denn es kann als sicher gelten, dass sowohl der
noch zu erörternde Herrschersitz der Pipinsburg als auch der erz-
verarbeitende Siedlungsplatz von Düna an einer wichtigen und viel
genutzten Handelsroute lagen. Ob dieser Weg aber bereits für die
Bronzezeit anzunehmen ist, muss die zukünftige Forschung
zeigen. Mit dem Ende der Bronzezeit wurde dann allmählich ein
neuer Werkstoff, das Eisen, von Bedeutung, das den Zeitabschnitt
der vorrömischen Eisenzeit (8.Z7. Jahrhundert v. Chr. bis um Christi
Geburt) prägen sollte.
Erst jüngst hat H.-W. Heine (1999) einen Überblick über die
ältereisenzeitlichen Burgen und Befestigungen in Niedersachsen
gegeben. Demnach sind im Bereich des Oberharzes die bekannte
Pipinsburg bei Osterode am Harz und der Frickenberg bei Langels-
heim für die vorrömische Eisenzeit als sicher existent zu nennen
(Heine 1999, 112 Abb. 1). Das Gelände beider Anlagen scheint
aber nach den dort geborgenen Funden bereits in der späten
Bronzezeit und damit in der Phase der ersten Erzgewinnung und
-Verarbeitung im Harz begangen und vermutlich für offene, unbe-
festigte Siedlungen genutzt worden zu sein. Eine weitere Befesti-
gung der vorrömischen Eisenzeit ist bei Seesen-Eickmühl sehr
wahrscheinlich (freundliche Mitteilung L. Klappauf; vgl. Abb. 3).
Die Anlagen Seesen-Eickmühl und Frickenberg bei Langelsheim
sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Der Frickenberg bei
Langelsheim kann nur als Fluchtburg der vorrömischen Eisenzeit
angesprochen werden. Dies verhält sich im Fall der etwa 10,5 ha
großen und archäologisch untersuchten Pipinsburg bei Osterode
am Harz (zusammenfassend: Schlüter 1975. Ders. 1987) anders:
Ihr ist nach dem fortifikatorischen Ausbau - bei den Grabungen
zwischen 1953 und 1960 sowie 1973/1974 wurde eine in kelti-
scher Tradition stehende Pfostenschlitzmauer vom Typ „Preist"
und sehr wahrscheinlich ein Zangentor nachgewiesen - und den
Innenbefunden mit Hinweisen auf eine dauerhafte Bebauung eine
langfristige, oppidum-ähnliche Nutzung zuzusprechen. Die über-
regionale Bedeutung der Pipinsburg ist an ihrem aufwendigen
Ausbau und dem reichen Fundaufkommen abzulesen. Diese Befe-
stigung lag an einer - sich im Bereich Seesen/Klein Rhüden wohl
durch eine Massierung von Grabhügeln abzeichnenden - alten
Straßenverbindung entlang des Westharzrandes und in direkter
Nachbarschaft der Erzlagerstätten des Harzes. Das Fundgut der
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