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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Farbige Eisengitter der Barockzeit — Hameln: Niemeyer, Heft 27.2002

DOI issue:
Das Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
DOI article:
Brüggerhoff, Stefan; Fendel, Heinrich; Fendel, Vera; Haber, Georg J.; Heimler, Maximilian; Königfeld, Peter: Die Chorgitter des Osnabrücker Domes: Metallkonservierung und Restaurierung der Farbfassung unter Berücksichtigung von Untersuchungen zum Aspekt des Korrosionsschutzes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52522#0067
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Das Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

richten technisch schwierig gestaltet hätte und mit Verlusten
an der Originalfassung verbunden gewesen wäre. Ansonsten
wurden Deformationen, die sich ohne substanzschädigende
Eingriffe rückformen ließen, mit geeignetem Werkzeug kalt aus-
gerichtet.
4.4 Festigungs- und Stabilisierungsmaßnahmen
Zunächst wurden die unfachmännischen und nicht materialge-
rechten Nietungen mit Aluminium-Hohlnieten ausgebohrt und
durch Eisennieten in Originalmanier ersetzt. Weiterhin mussten
schadhafte und die Stabilität gefährdende Originalnieten entfernt
und ebenfalls durch neue, passgenau zugerichtete materialge-
rechte Eisennieten ersetzt werden (Abb. 16).
Risse und Bruchstellen wurden je nach Befund mit unter-
schiedlichen Techniken stabilisiert. Statisch nicht belastete Be-
reiche wurden mit Klebungen unter Verwendung von Araldit
und Hinterlegung mit Laminat gefestigt. Risse und Bruchstellen,
die nur einer geringen Bewegungs- bzw. Tragebelastung unter-
liegen, wurden mit nachgeschmiedetem Bandmaterial hinter-
legt und durch Nietungen gefestigt. Elektroschweißungen
wurden nach Absprache mit der Arbeitsgruppe an statisch
stark belasteten Bereichen durchgeführt (rückseitige Halterung
der Balustrade am südlichen Gitter). Alle Rissbildungen in den
Stäben und Blechen, die statisch ohne Belang waren, wurden
belassen.

4.5 Instandsetzen der Schlosskästen
Der originale Schlosskasten des südlichen Gitters wurde geöffnet
und auf seine Funktion geprüft. Das Schloss wurde gereinigt
und gangbar gemacht, dazu wurde eine Rekonstruktion des feh-
lenden originalen Schlüssels angefertigt. Das Schloss wurde
abschließend außen und innen mit dem transparenten BOB-
Reaktionsgrund vorbeugend konserviert und abschließend mit
dem pigmentierten Beschichtungssystem BOB-Grundprimer grau
auf der Außenseite überfasst. Die später angebrachten Schloss-
kästen am nördlichen und südlichen Gitter wurden demontiert,
zerlegt, gereinigt und mit dem BOB-Produkt rostversiegelt.
Die nachträglich angebauten Zylinderschlösser wurden for-
mal an die alte Substanz angepasst. Dazu wurden sie mit 2 mm
starkem Eisenblech ummantelt. Anschließend wurde die Umman-
telung konserviert und beigefasst (Abb. 17).
4.6 Ergänzungen an den Tropfschalen
Passend zur Form der originalen Tropfschalen wurden neue Ein-
lagen für die Tropfschalen angefertigt. Die Einlagen sind aus
versilbertem Messing und entsprechend dem Original patiniert.
Sie sind mit leichtem Überstand, ohne Fixierung auf die alten
Schalen aufgelegt.
Beim nördlichen Gitter waren die beiden äußeren Tropfscha-
len der großen Gitterflügel bei einer späteren Reparaturmaßnah-
me ersetzt worden. Die erneuerten Schalen wiesen einen größe-
ren Durchmesser als die Originalschalen auf und waren unsach-
gemäß und ohne Zierknauf auf den Stiel geschweißt worden.
Die beiden Schalen wurden bei der Restaurierung an der alten
Schweißnaht abgetrennt. Der Durchmesser wurde den originalen
Schalen angepasst. Die fehlenden, kugelförmigen Auflagerun-
gen wurden aus Eisen neu gefertigt. Abschließend wurden die
Schalen durch Schweißung befestigt, die Nahtstelle mit dem Frä-
ser verputzt, wie unten beschrieben konserviert und retuschiert.


16 Osnabrück, Dom, ehemaliges Chorgitter, nach der Restaurierung, neu
eingesetzte, passgenau zugerichtete, materialgerechte Nieten.

4.7 Abnahme der Korrosionsprodukte
Zur Entfernung der lose aufliegenden Korrosionsprodukte wurde
eine differenziert trocken-mechanische Vorgehensweise ange-
wandt. Verwendet wurden Bürsten, Glasfaserradierer, Skalpell,
Feinstrahlgerät mit Kunststoffgranulat bzw. Edelkorund. Starke
Korrosionsherde wurden dabei soweit möglich ausgeräumt, Rest-
rost wurde belassen.


17 Osnabrück, Dom, ehemaliges Chorgitter, nach der Restaurierung,
später angebrachte Schlosskästen durch Ummantelung mit Eisenblech
und Konservierung formal an die alte Substanz angepasst.

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