Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen <Veranstaltung, 2014, Leipzig>; Winghart, Stefan [Hrsg.]; Haspel, Jörg [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; ICOMOS / Deutsches Nationalkomitee [Hrsg.]; CW Niemeyer Buchverlage GmbH [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Vom Ende her denken?!: Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen : Kolloquium des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und des Deutschen Archäologischen Instituts in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer, dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege : Leipzig, 7. November 2014 = — Hameln: CW Niemeyer Buchverlage, Heft 46.2016

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/adn_h46/0102
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
98

Vom Ende her denken?!


13 Planmodell der Neubebauung im Gründungsviertel. Stadtplanung der Hansestadt Lübeck.

historischen Endbestand ausgerichtet, die Gestaltung
bleibt in einem vorgegebenen Gestaltungsrahmen frei
(Abb. 13). Die Grundstücke werden von der Stadt ein-
zeln veräußert, der Kauf mehrerer benachbarter Par-
zellen wird ausgeschlossen um eine Gestaltungs- und
Nutzungsvielfalt zu erreichen. In mehreren sogenann-
ten „Gründungswerkstätten" wurden die Planungen
öffentlich diskutiert und weiterentwickelt. Interessier-
te Bürger hatten die Gelegenheit, mit Stadtplanern
und Architekten ihre Vorstellungen vom künftigen
Gründungsviertel einfließen zu lassen. Hierzu gehörte
auch die Frage nach dem Umgang mit dem archäolo-
gischen Erbe, zu dem sich die Beteiligten umfassend
und weitgehend positiv äußerten. Es besteht öffentli-
cher Konsens, Spuren und Reservate zu erhalten, um
dem Viertel seine Identität zurückgeben zu können.
Folgende Stichworte wurden in der öffentlichen Dis-
kussion mehrfach geäußert:
• Archäologische Befunde sichtbar lassen und er-
lebbar machen.
• Archäologische Befunde mit öffentlich zugängi-
gen Nutzungen kombinieren.
• Krumme Querstraße und historische Einhäus-
chen- Querstraße erlebbar machen.
Für ein archäologisches Reservat mit weitgehender Er-
haltung von Strukturen und Substanz boten sich von

Beginn an drei Grundstücke an der Fischstraße an, die
von Schulkellern nicht zerstört worden waren. Hier
standen bis 1942 drei im Kern aus dem 13. Jahrhun-
dert stammende Gebäude. Ihre Grundmauern wur-
den vollständig erfasst und durch gezielte Sondagen
baugeschichtlich untersucht (Abb. 14a, b). Der sicht-
bare Bestand des 13. Jahrhunderts hatte Vorgänger
kleinerer Traufenhäuser, ein Steinwerk sowie älteste
Holzbebauung, die aber weitgehend geschützt erhal-
ten bleiben. Ziel ist, diese Strukturen im Baubestand
der Keller sowie der darunter befindlichen archäolo-
gischen Substanz in der künftigen Neubebauung zu
erhalten (Abb. 15). Es soll damit auch der Nachweis
erhalten bleiben, der zu der künftigen Parzellierung
und Neubebauung führen wird. In den letzten Gra-
bungstagen wurden die Keller durch Geovliesplanen
und Sandverfüllung geschützt. Die künftige Nutzung
ist noch nicht abschließend geplant.
Wie so etwas in Lübeck aussehen kann, ist in einem
im Frühjahr 2014 fertig gewordenen Beispiel am Ein-
gang zum Gründungsviertel an der Ecke Alfstraße/
Schüsselbuden bereits erlebbar. Hier befand sich bis
zur Zerstörung 1942 eines der ältesten Gebäude der
Stadt in barocker Überformung. Die neue Bebauung
zitiert den alten Bestand ohne ihn zu kopieren. Durch
ein Schaufenster im Erdgeschoss erhält man bereits
Einblick in den Rest des 1986 freigelegten und danach
unter Denkmalschutz gestellten spätromanischen Kel-
 
Annotationen