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STATUE VON DER AKROPOLIS
zu sein pflegt und es namentlich an unsrer Akropolisstatue
ist. Wir sehen ferner am Athenischen Apoll wie an dem sog.
des Olympischen Westgiebels die schwellenden Adern an dem
herabhängenden Oberarme in auffallend gleicher Weise, wie
schliesslich auch die Schamhaare ganz übereinstimmend be-
handelt sind. — Die grosse Verschiedenheit der Köpfe dagegen
rührt offenbar nur daher, dass der des Athenischen Apoll in
der vorliegenden Copie nach spätrer Attischer Weise umge-
hildct ist, wie dies die älterer Zeit völlig fremde Behandlung
der Augen und des Mundes unwiderleglich zeigt. Dafür fehlt
es indessen sonst nicht ganz an Spuren des Olympischen
Kopftypus in Sculpturen aus Attika selbst*; und auch das
darf hervorgehoben werden, dass, so weit überhaupt so ver-
schiedne Kunstgattungen einen Vergleich zulassen, es wol
keine schlagendere Analogie zu den Olympischen Sculpturen,
* Ich kann his jetzt freitich nur auf zwei leider unpublicirte Stücke ver-
weisen. Das eine ist ein 0,16 hoher weiblicher Kopf eines Hochreliefs aus
Athen imVarvakion M9. n. 2765 vonpentelischem Marmor. Anordnung
und Stilisirung der Haare, der Augen und des Untergesichtes stimmen we-
sentlich mit den Olympischen Köpfen, besonders denen der Metopen überein.
Dasselbe ist der Fall mit einem wohlerhaltnen Knabenkopfe, den ich in
ALraona (dem alten Brauron) gesehen; die Haare sind behandelt wie z. B.
an dem alten Manne vom Ostgiebel; die Augen ferner und das etwas vor-
tretende Untergesicht sind wiederum jenen Sculpturen direct verwandt-—Auch
manche Attische Terracottastatuetten Dessen sich für den weiblichen
Kopftypus heranziehen. — Leider fehlen uns Attische Reliefs aus der Zeit
kurz vor Phidias fast ganz, eine nicht genug zu beklagende Lücke. — Von
Sculpturen aussergriechischen Fundortes lässt sich hieher ziehen der von
Hübner als dfüMraa edirte Kopf (ADmt'g ALmmue & fast. 1865 Taf.
II), der den weiblichen Köpfen der Metopen sehr verwandt ist und den Ty-
pus nur um ein weniges verweichlicht zeigt.—Ferner wurde die Fe.sü'%
nicht mit Unrecht zusammcngestellt mit dem Apoll auf dem Om-
phalos (ConzeBeitr. S. 18, dessen allerdings nicht zulänglichen Gründe
Kckule in Fleckeis. Jahrb. 1869, 88 bestreitet); ist es doch sofort in die Au-
gen springend, dass sic nach einem Originale von genau demselben Stile
gearbeitet ist wie die sog. Hippodameia (besser Steropel des Ostgiebels; die
Gewandung ist fast genau dieselbe, nur dass sich in der Hestia überall die
misverstehende, nachlässige, auch übertreibende Copistenhand nachweisen
lässt; dagegen ist der Kopf jedenfalls viel treuer nach dem Originale copirt,
als dies beim Kopfe des Athenischen Apollo der Fall ist.
STATUE VON DER AKROPOLIS
zu sein pflegt und es namentlich an unsrer Akropolisstatue
ist. Wir sehen ferner am Athenischen Apoll wie an dem sog.
des Olympischen Westgiebels die schwellenden Adern an dem
herabhängenden Oberarme in auffallend gleicher Weise, wie
schliesslich auch die Schamhaare ganz übereinstimmend be-
handelt sind. — Die grosse Verschiedenheit der Köpfe dagegen
rührt offenbar nur daher, dass der des Athenischen Apoll in
der vorliegenden Copie nach spätrer Attischer Weise umge-
hildct ist, wie dies die älterer Zeit völlig fremde Behandlung
der Augen und des Mundes unwiderleglich zeigt. Dafür fehlt
es indessen sonst nicht ganz an Spuren des Olympischen
Kopftypus in Sculpturen aus Attika selbst*; und auch das
darf hervorgehoben werden, dass, so weit überhaupt so ver-
schiedne Kunstgattungen einen Vergleich zulassen, es wol
keine schlagendere Analogie zu den Olympischen Sculpturen,
* Ich kann his jetzt freitich nur auf zwei leider unpublicirte Stücke ver-
weisen. Das eine ist ein 0,16 hoher weiblicher Kopf eines Hochreliefs aus
Athen imVarvakion M9. n. 2765 vonpentelischem Marmor. Anordnung
und Stilisirung der Haare, der Augen und des Untergesichtes stimmen we-
sentlich mit den Olympischen Köpfen, besonders denen der Metopen überein.
Dasselbe ist der Fall mit einem wohlerhaltnen Knabenkopfe, den ich in
ALraona (dem alten Brauron) gesehen; die Haare sind behandelt wie z. B.
an dem alten Manne vom Ostgiebel; die Augen ferner und das etwas vor-
tretende Untergesicht sind wiederum jenen Sculpturen direct verwandt-—Auch
manche Attische Terracottastatuetten Dessen sich für den weiblichen
Kopftypus heranziehen. — Leider fehlen uns Attische Reliefs aus der Zeit
kurz vor Phidias fast ganz, eine nicht genug zu beklagende Lücke. — Von
Sculpturen aussergriechischen Fundortes lässt sich hieher ziehen der von
Hübner als dfüMraa edirte Kopf (ADmt'g ALmmue & fast. 1865 Taf.
II), der den weiblichen Köpfen der Metopen sehr verwandt ist und den Ty-
pus nur um ein weniges verweichlicht zeigt.—Ferner wurde die Fe.sü'%
nicht mit Unrecht zusammcngestellt mit dem Apoll auf dem Om-
phalos (ConzeBeitr. S. 18, dessen allerdings nicht zulänglichen Gründe
Kckule in Fleckeis. Jahrb. 1869, 88 bestreitet); ist es doch sofort in die Au-
gen springend, dass sic nach einem Originale von genau demselben Stile
gearbeitet ist wie die sog. Hippodameia (besser Steropel des Ostgiebels; die
Gewandung ist fast genau dieselbe, nur dass sich in der Hestia überall die
misverstehende, nachlässige, auch übertreibende Copistenhand nachweisen
lässt; dagegen ist der Kopf jedenfalls viel treuer nach dem Originale copirt,
als dies beim Kopfe des Athenischen Apollo der Fall ist.