STATUE VON DER AKROPOLIS
besonders denen des Westgiebels gibt, als diejenige streng
rotßgurige Vasenmalerei, welche ihrer Paläographie nach
ungefähr um die 80. Olympiade blühte. Sowol die Proportio-
nen, die Zeichnung des Nackten und namentlich des Prohles
der Köpfe, als Aeusserliches, wie die Anordnung der Haare,
die weibliche Haube, der Realismus in Wiedergabe des Alters
(vgl. Pelias oder Aithra der Vasen), teilweise auch die Ge-
wandung (vgl. namentlich Deidamia des Westgiebels nach
den Ergänzungen der jüngsten Funde), die Typen der Kentau-
ren, selbst die Wiedergabe ihrer Bärte u. A. stimmen in mehr
als zufällger Weise überein.
Wir sind also zur Annahme berechtigt, dass in Athen etwa
gleichzeitig mit unsrer Statue der Akropolis, d. h. ganz kurz
vor der Phidiasischen Epoche eine wesentlich verschieden und
zwar in der Weise der Olympischen Giebelsculpturen arbei-
tende Schule existirte. Dieser gegenüber erscheint unsre Sta-
tue im Ganzen noch befangener, im Einzelnen die Natur fei-
ner und treuer wiedergebend und vor Allem bedeutend über-
legen in Bildung des Kopfes, dessen Typus der Phidiasischen
Kunst als Grundlage diente.
Dass diese beiden Richtungen sich indess auch gegenseitig
berührten und durchkreuzten, davon sind uns eben die Olym-
pischen Sculpturen, die ja offenbar von sehr verschiednen Ar-
beitern ausgeführt sind, Zeugniss: es sind die drei Figuren
des Westgiebels (Ausgr. v. 01. Bd. IH Tf. 26 A, B und E),
die statt wie die übrigen aus Parischem vielmehr aus Atti-
schem Pentelischem Marmor gefertigt sind und welche zugleich
zwar in der ganzen Anlage durchaus demselben Stile* folgen
wie die übrigen und auch keinesweges als später zugefügt
gelten können, doch in der Ausführung nicht nur des Ge-
wandes sich unterscheiden, das hier von dünnerem Stoffe dem
Körper mehr angeschmiegt und in schärferen Falten gearbei-
i Vgl. was Brunn in einer seiner treffenden stilistischen Analysen der
Giebel auf diese Figuren Bezügliches hervorhebt in Sitzungsber. d. Bayr.
Akad. 1878, 8. 443, 454.
besonders denen des Westgiebels gibt, als diejenige streng
rotßgurige Vasenmalerei, welche ihrer Paläographie nach
ungefähr um die 80. Olympiade blühte. Sowol die Proportio-
nen, die Zeichnung des Nackten und namentlich des Prohles
der Köpfe, als Aeusserliches, wie die Anordnung der Haare,
die weibliche Haube, der Realismus in Wiedergabe des Alters
(vgl. Pelias oder Aithra der Vasen), teilweise auch die Ge-
wandung (vgl. namentlich Deidamia des Westgiebels nach
den Ergänzungen der jüngsten Funde), die Typen der Kentau-
ren, selbst die Wiedergabe ihrer Bärte u. A. stimmen in mehr
als zufällger Weise überein.
Wir sind also zur Annahme berechtigt, dass in Athen etwa
gleichzeitig mit unsrer Statue der Akropolis, d. h. ganz kurz
vor der Phidiasischen Epoche eine wesentlich verschieden und
zwar in der Weise der Olympischen Giebelsculpturen arbei-
tende Schule existirte. Dieser gegenüber erscheint unsre Sta-
tue im Ganzen noch befangener, im Einzelnen die Natur fei-
ner und treuer wiedergebend und vor Allem bedeutend über-
legen in Bildung des Kopfes, dessen Typus der Phidiasischen
Kunst als Grundlage diente.
Dass diese beiden Richtungen sich indess auch gegenseitig
berührten und durchkreuzten, davon sind uns eben die Olym-
pischen Sculpturen, die ja offenbar von sehr verschiednen Ar-
beitern ausgeführt sind, Zeugniss: es sind die drei Figuren
des Westgiebels (Ausgr. v. 01. Bd. IH Tf. 26 A, B und E),
die statt wie die übrigen aus Parischem vielmehr aus Atti-
schem Pentelischem Marmor gefertigt sind und welche zugleich
zwar in der ganzen Anlage durchaus demselben Stile* folgen
wie die übrigen und auch keinesweges als später zugefügt
gelten können, doch in der Ausführung nicht nur des Ge-
wandes sich unterscheiden, das hier von dünnerem Stoffe dem
Körper mehr angeschmiegt und in schärferen Falten gearbei-
i Vgl. was Brunn in einer seiner treffenden stilistischen Analysen der
Giebel auf diese Figuren Bezügliches hervorhebt in Sitzungsber. d. Bayr.
Akad. 1878, 8. 443, 454.