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A. KOERTE
die kraniologischen Beobachtungen durchaus mit den andern
Zeugnissen vereinigen lassen. Wenn Virchow (Verhandlun-
gen der berliner anthropologischen Gesellschaft 1896 S. 126)
die Schädel von Bos-öjük einer Bevölkerung zuweist, die den
heutigen Armeniern verwandt war, so ist das eine schöne Be-
stätigung der von Kretschmer (a. a. 0 S. 208 ff.) mit lingui-
stischem Material gestützten Angaben des Herodot VI1, 73,
die Armenier seien Φρυγών άποικοι und des Eudoxos (bei Steph.
Byz. S. V. Αρμενία) Αρμένιοι δέ τό μέν γένος ΐκ Φρυγίας, καί τ7)
φων/j πολλά φρυγίζουσιν.
Excurs zu S. 6 Anmerkung- 1.
Als letzten der Tumuli habe ich einen von besonderer Art
aufgeführt, der eine kurze Beschreibung verdient. Ich traf im
Juli 1895 in Tschukurdscha 4km nordwestlich des Midasfel-
sens die Bauern damit beschäftigt, grosse Steine aus einem
kleinen Hügel herauszugraben. Das Werk der Zerstörung war
schon weit vorgeschritten, aber die Grundzüge der alten An-
lage liessen sich doch noch feststellen. Den Hügel umgab eine
Einfassung aus grossen Steinblöcken mit sorgfältig behauener
Aussenseite, und in seinem Innern war eine Kammer von
2,10'" Breite und unbestimmbarer Länge erbaut, deren vor-
züglich gearbeitete Quadern 0,85m hoch und lra bis 1,75m
lang waren. Die Decke und die oberen Quaderschichten wa-
ren bereits von den Bauern als Material für den Bau einer
Moschee entfernt, nur an der Ostseite lagen noch zwei Qua-
derschichten über einander ohne irgend welchen Mörtel dazwi-
schen. Der Boden war mit grossen Steinplatten belegt,auf denen
weder die Reste alter Totenlager, noch Skelette oder Beigaben
zu sehen waren. Den feinkörnigen hellgrauen Stein, aus dem
die Kammer erbaut war, hatte man erst an Ort und Steile zu
regelmässigen Quadern behauen, wie die zahlreichen Stein-
brocken im Erdreich des Hügels bewiesen. Ein roh in die
eine Wand eingehauenes Kreuz zeigte, dass die Kammer in
christlicher Zeit benutzt war, aber nach der ganzen Technik
jst sie zweifellos in viel früherer Zeit gebaut worden. Die aus*
A. KOERTE
die kraniologischen Beobachtungen durchaus mit den andern
Zeugnissen vereinigen lassen. Wenn Virchow (Verhandlun-
gen der berliner anthropologischen Gesellschaft 1896 S. 126)
die Schädel von Bos-öjük einer Bevölkerung zuweist, die den
heutigen Armeniern verwandt war, so ist das eine schöne Be-
stätigung der von Kretschmer (a. a. 0 S. 208 ff.) mit lingui-
stischem Material gestützten Angaben des Herodot VI1, 73,
die Armenier seien Φρυγών άποικοι und des Eudoxos (bei Steph.
Byz. S. V. Αρμενία) Αρμένιοι δέ τό μέν γένος ΐκ Φρυγίας, καί τ7)
φων/j πολλά φρυγίζουσιν.
Excurs zu S. 6 Anmerkung- 1.
Als letzten der Tumuli habe ich einen von besonderer Art
aufgeführt, der eine kurze Beschreibung verdient. Ich traf im
Juli 1895 in Tschukurdscha 4km nordwestlich des Midasfel-
sens die Bauern damit beschäftigt, grosse Steine aus einem
kleinen Hügel herauszugraben. Das Werk der Zerstörung war
schon weit vorgeschritten, aber die Grundzüge der alten An-
lage liessen sich doch noch feststellen. Den Hügel umgab eine
Einfassung aus grossen Steinblöcken mit sorgfältig behauener
Aussenseite, und in seinem Innern war eine Kammer von
2,10'" Breite und unbestimmbarer Länge erbaut, deren vor-
züglich gearbeitete Quadern 0,85m hoch und lra bis 1,75m
lang waren. Die Decke und die oberen Quaderschichten wa-
ren bereits von den Bauern als Material für den Bau einer
Moschee entfernt, nur an der Ostseite lagen noch zwei Qua-
derschichten über einander ohne irgend welchen Mörtel dazwi-
schen. Der Boden war mit grossen Steinplatten belegt,auf denen
weder die Reste alter Totenlager, noch Skelette oder Beigaben
zu sehen waren. Den feinkörnigen hellgrauen Stein, aus dem
die Kammer erbaut war, hatte man erst an Ort und Steile zu
regelmässigen Quadern behauen, wie die zahlreichen Stein-
brocken im Erdreich des Hügels bewiesen. Ein roh in die
eine Wand eingehauenes Kreuz zeigte, dass die Kammer in
christlicher Zeit benutzt war, aber nach der ganzen Technik
jst sie zweifellos in viel früherer Zeit gebaut worden. Die aus*