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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 1
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Die Architektur auf den deutschen Kunstausstellungen des Jahres 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0012

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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 1

Internationale Kunstausstellung in Dresden 1901.
Thürumrahmung; modelliert von Bildhauer Ernst Hottenroth in Dresden.


für die Aufnahme der Werke der Malerei und der Plastik, so-
wie des diesmal stark vertretenen Kunstgewerbes besonders
einzurichten und zu schmücken.
Dies ist, wie allgemein anerkannt wurde, in glücklichster
Weise gelungen. In der grossen Halle, welche die Haupt-
werke der Plastik aufzunehmen hatte, ist unter Benutzung des
von der Stadt Dresden erworbenen Gipsabgusses des Bartho-
lomeschen Denkmals für die Toten auf dem Pere Lachaise
durch Architekt Wilhelm Kreis eine grosse stimmungsvolle
Dekoration geschaffen worden, die sowohl den Saal als Haupt-
raum der Ausstellung kennzeichnet, als die Eigenart des ge-
nannten Denkmals zu voller Wirkung bringt, ohne dass da-
durch die übrigen dort aufgestellten Skulpturen und die wenigen
Gemälde irgendwie beeinträchtigt würden. Unsere Tafel 6
lässt die Wirkung des Raumes erkennen. Eine Detailzeichnung
lassen wir im nächsten Heft folgen.
Das Kunstgewerbe war äusser durch zahlreiche einzelne
Arbeiten, unter denen sich viele vorzügliche Leistungen von
der letzten Pariser Weltausstellung befanden, durch einige
durchweg in modernen Formen gehaltene Zimmereinrichtungen
nach Entwürfen von Professor Otto Gussmann-Dresden, von
den Architekten Max Hans Kühne und E. Schaudt in Dresden
und Melichar in Wien, sowie von Pankok-München vertreten.
Von diesen gibt unsere nächste Abbildung ein Beispiel, die
Nische mit Wandbrunnen aus dem Lese- und Ruheraum von
Professor Gussmann, wieder. Die Kachelverkleidung und der
Wandbrunnen sind in der keramisch-chemischen Fabrik von
Dr. J. Bidtel in Meissen hergestellt.
Diese Zimmereinrichtungen waren aber weder unter-
einander, noch mit der Gesamtausstellung in besondere Be-
ziehung gebracht. Dagegen hatte der Professor Karl Gross in
Dresden bei der Anordnung des kunstgewerblichen Eliteraumes
ganz Hervorragendes in Bezug auf die Zusammenfassung der
sehr verschiedenartigen kunstgewerblichen Erzeugnisse in über-
sichtliche Gruppen und auf die wirkungsvolle Hervorhebung
der einzelnen Stücke geleistet.
Der für diese Abteilung bestimmte quadratische Raum war
durch Einbau von acht sternförmig angeordneten niedrigen
Bögen in kleine und niedrige, in ihren Abmessungen in
richtigem Verhältnisse zu dem kleinen Massstabe der kunst¬

gewerblichen Erzeugnisse stehende Räume zerlegt. Letztere
konnten dadurch leicht in wirkungsvollen Gruppen in den
b, c, d und dem Mittelraume e zusammen-
gestellt oder in den Wänden der dazwischen
liegenden Durchgänge zur Einzelwirkung ge-
bracht werden.
Die fein abgewogene Gesamtwirkung die-
ser Raumgruppe beruhte auf der Zusammen-
stimmung des roten Fussbodens und der mit
matt schieferblauen oder weisslichen Stoffen be-
kleideten Wände, vor allem aber in der kunstvollen Verteilung
und Einschränkung der Beleuchtung. Die unter den Bogen
durchführenden Gänge waren mit niedrigen, kein Licht durch-
lassenden Decken überspannt, so dass die von oben beleuch-
teten Eckräume und besonders der rings von halbdunklen
Gängen umgebene kleine Mittelraum e dem Auge nach jeder
Richtung hin in sich abgeschlossene und gut beleuchtete Bilder
darboten. Der Mittelraum e wurde gebildet durch eine von
Glaswänden umschlossene achtseitige Vitrine, in der die Ar-
beiten in Edelmetall und Email zu voller Geltung gelangten.
In den Eckräumen waren die Glanzleistungen der modernen
Keramik, kunstvolle Gläser und Metallgerät aller Art, sowie
moderne Kleider und Stoffe zur Schau gestellt. Auch hier
war jeder einzelne Gegenstand richtig beleuchtet und trotz der
Gruppenzusammenstellung dadurch zur ungestörten Einzel-
betrachtung dargeboten, dass alle von einem entsprechend ge-
wählten farbigen Stoffhintergrunde sich gut abhoben und die
Trennung der einzelnen Gegenstände voneinander für das
Auge durch sehr geschickte Aufstellung eines Teiles der Ar-
beiten auf ungleich hohen Untersätzen bewirkt war. So bot
diese in allen Einzelheiten durchdachte und ausgenutzte An-
ordnung ein lehrreiches Beispiel für die schwierige und schon
oft misslungene künstlerische Behandlung von Ausstellungs-
räumen für kunstgewerbliche Gegenstände, auf der doch ein
Hauptteil der Wirkung beruht.
An dem einen Zugänge zu diesem Eliteraum war die auf
Seite 3 abgebildete Thürumrahmung von Bildhauer Ernst
Hottenroth-Dresden eingebaut, während eine zweite in dem
vorerwähnten Leseraum angebracht war.
(Fortsetzung folgt.)

Eckräumen a,



Internationale Kunstausstellung' in Dresden 1901.
Wandbrunnen-Nische aus dem Lese- und Ruheraum.
Architekt: Professor Otto Oussmann in Dresden.
Ausführung des Wandbrunnens mit Kachelverkleidung von Dr. J. Bidtel in Meissen.

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