Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Beschreibung der Abbildungen
DOI Artikel:
Aphorismen / Bücherbesprechung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WÖ2

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7


Architekt: Professor Fritz Schumacher in Dresden.
Tafel 54. Villen in Barmen. Architekt: Professor Eritz
Schumacher in Dresden.
1. Villa des Herrn Walter Erbslöh.
Das Haus liegt auf drei Seiten frei und ist auf einer Seite angebaut.
Bei Benutzung der drei Fensterfronten zu Wohnräumen bleibt ein nur
durch Oberlicht zu erhellender Raum, der hier zum Mittelpunkt der Anlage
gemacht ist und die Haupttreppe enthält. Er geht durch zwei Geschosse
und erweitert sich oben durch offene seitliche Umgänge zu einer Art drei-
schiffiger Anlage. Da diese Halle ganz als Wohnraum wirkt, spart das
Haus alle Korridore und giebt im Verhältnis zur Grundfläche viel benutz-
baren Wohnraum.
Die Ausstattung des Innern lag in der Hand des Architekten. Das
Aeussere besteht in allen Gliederungen aus blassrotem Sandstein, in den
Flächen aus Tuffstein.
Die Baukosten betragen rund 65000 Mk.
Erbaut wurde das Haus 1897—1898.
2. Villa des Herrn Heinrich Silier.
Die ganze Anlage ist berechnet auf die weite Aussicht, die sich auf
der Rückseite des Hauses bietet. Die Wohnräume gruppieren sich um
eine Halle, die durch eine Nebentreppe von allem Dienstbotenverkehr ent-
lastet ist. Die Nebentreppe beherrscht Eingang und Speisezimmer und
führt durch alle Geschosse.
Die Aussenarchitektur besteht aus hellem Sandstein in den Architektur-
teilen und rauh geputzten Flächen. Das Dach ist mit roten Ziegeln gedeckt.
Die Bausumme beträgt rund 75000 Mk. mit Einschluss der Innen-
architektur.
Zeit der Erbauung 1896—97.
Tafel 55. Entwurf für ein Wohnhaus in Wien. Architekt:
Heinrich Wolf in Wien.
Tafel 56. Wettbe¬
werbentwurf für ein
Schulhaus in Grünewald
bei Berlin. 1. Preis. Archi¬
tekten: Regierungsbau¬
meister Ludwig Otte (in
Firma Ludwig Otte &
Wipperling) unter Mit¬
wirkung von Architekt
Alfred Ludwig in Berlin.
Die Anlage sollte eine
Gemeindeschule und die un¬
teren Klassen eines Gymna¬
siums aufnehmen, bis später
das Gymnasium zu einer Voll¬
anstalt herangewachsen wäre
und das ganze Gebäude für
dieses benutzt werden könnte.
Der Bauplatz ist ein spitzwink¬
liges Eckgrundstück. Schon
vor der Beendigung des Wett¬
bewerbes beschloss die Ge¬
meinde, nur ein Gymnasium
auf dem Grundstück zu er¬
bauen. Da die prämiierten

Entwürfe diesem vereinfachten Programm, sowie den besonderen Anforde-
rungen der obersten Schulbehörde nicht entsprachen, wurde der neue Ent-
wurf durch einen zweiten, engeren Wettbewerb beschafft.
Textblatt: Irrenanstalt in Buch. Architekt: Stadtbaurat
Ludwig Hoffmann in Berlin.
Pförtnerhaus, Verwaltungsgebäude, offene Häuser, Pflegehaus (Land-
haus).
Textblatt: Elektrische Hoch- und Untergrundbahn von
Siemens & Halske in Berlin. Bahnhof Schlesisches Thor.
Architekten: Grisebach & Dinklage in Berlin.
Aphorismen.
Die Behauptung, die Formen der Architektur seien reine Erzeug-
nisse der Phantasie, ist eine irrige; sie beruht auf der falschen Meinung,
dass sie jeglichen empirischen Inhaltes entbehren. Ihren Inhalt liefert
ihnen ihre eigne Entstehungsgeschichte, und durch ihn allein können sie
uns verständlich werden. Deshalb sind willkürliche Produkte der Phantasie
nicht nur unverständlich, sondern zumeist auch abstossend; sie gehören in
das Gebiet des Grotesken, und alle Versuche der Einzelnen, einen neuen
Baustil zu erfinden, sind im besten Falle leeres Hirngespinst. Darin liegt
die Bedeutung der Tradition für den Fortschritt der Baukunst; sie aufheben,
hiesse die Architektur vernichten.
Aus Rektor Prof. Karl Königs (Wien) Antrittsrede.
Bücherbesprechung.
Die StuttgarterStadterweiterung; mit volkswirtschaftlichem, hygienischen
und künstlerischen Gutachten. Herausgegeben vom Stadtschultheissenamt
Stuttgart. Stuttgart, Druck und Verlag von W. Kohlhammer 1901. Folio.
Preis brosch. 8 Mk.
Das umfangreiche, 270 Seiten starke, mit Textabbildungen, Plänen und
Ansichtstafeln reichlich bedachte Werk besitzt trotz seines vornehmlich
auf lokalen Wert hinweisenden Titels eine über das Interesse an der
Stuttgarter Stadterweiterungsfrage weit hinausreichende Bedeutung, insofern
es allgemeine Verhältnisse des Städteausbaues zur Erörterung bringt, die
ebenso oder doch ähnlich auch an anderen Orten mit aufstrebender Ent-
wicklung und schnell anwachsender Bevölkerung vorliegen. Schon die vom
Oberbürgermeister Gauss verfasste Einleitung bietet mehr als eine Ein-
leitung« sonst wohl enthält; sie giebt eine ungemein klare und übersichtliche,
das Ganze zusammenfassende Darstellung, an die sich eine Reihe von
Einzelschriften als Anlagen anfügen: Berichte, hygienische, künstlerische
und technische Gutachten, vor allem aber eine Schrift des Gemeinderats
Dr. Rettich über Die Stadterweiterung unter volkswirtschaftlichem
Gesichtspunkte«.
In diesen zum Teil ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmten
und infolgedessen einigermassen polemisch-temperamentvoll geschriebenen,
aber gerade deshalb um so unmittelbarer wirkenden Abhandlungen tritt
der so vielfach auch anderwärts bestehende Widerstreit zwischen den sich
vordrängenden einseitigen technischen und hygienischen Ansprüchen einer-
seits und den immer gebieterischer Berücksichtigung erheischenden volks-
wirtschaftlichen Anforderungen andrerseits recht deutlich in die Er-
scheinung. Es ist das hohe Verdienst des Stadtrats Dr. Rettich, diese letzteren
Anforderungen ins rechte Licht gestellt und ihrer Geltendmachung die
Wege bereitet zu haben. Dass jener Widerstreit unter Mitwirkung der
berufenen Faktoren für Stuttgart zum günstigen Ausgleich geführt worden,
ist ein allgemein erfreuliches Ergebnis, das hier beiläufig mit dem Wunsche
verzeichnet werden mag, dass dies Beispiel der süddeutschen Residenz
auch anderwärts Nachfolge finden möge. Im übrigen ist es an dieser Stelle
leider nicht möglich, auf den sonstigen reichen Inhalt näher einzugehen.
Wir können das Werk den staatlichen und städtischen Baubeamten, den
Mitgliedern der städtischen Körperschaften und überhaupt allen denen
aufs wärmste empfehlen, die an den Städteerweiterungsfragen mitarbeiten
oder beteiligt sind, oder ihrer Entwicklung, namentlich der Bebauungs-
und Wohnungsfrage, mit Teilnahme folgen.


Für die Redaktion verantwortlich: Baurat Carl Weigle in Stuttgart.

56
 
Annotationen