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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 9
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Brauchitsch, Eberhard von: Alte Thüren und Thore aus Halle a. S.
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Die Wiederherstellung älterer Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0075

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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9





No. 13.

No. 16.

und ergänzt werden? 3. Ist es geboten, einzelne Teile des

Die Wiederherstellung älterer Bauwerke
hat wie bei uns so auch in Belgien zu einem Meinungsaustausch geführt,
dessen wesentlichste Grundgedanken der Mitteilung um so eher wert sein
dürften, als sie an massgebender Stelle, nämlich im Centralverein belgischer
Architekten, zur Aussprache gelangten.
Drei Fragen waren es, um deren Beantwortung es sich dabei handelte:
1. Sollen die Fehler der alten Bauwerke beibehalten oder sollen sie be-
seitigt bezw. verbessert werden? 2. Sollen einzelne fehlende oder unfertige
Teile vollendet
Bauwerks
oder des
Schmuck¬
werks zu be¬
seitigen oder
zu ersetzen,
um volle Ein¬
heitlichkeit
des Stils her¬
zustellen? In
Beantwor¬
tung dieser
Fragen stellte
man fest, dass
erstens die
Vorsicht ge¬
biete, keine
für alle Fälle
gültige Regel
aufzustellen,
dass die Lö¬
sung viel¬
mehr von Fall
zu Fall zu
suchen, dabei
aber grund¬
sätzlich daran
festzuhalten
sei, dass die
Entwick¬
lungsstufen
des Konstruk¬
tiven im Bau¬
werke für die
Kennzeich-

schön geschnitzten Schlagleisten erhalten sind,
originell durch die ungleiche Breite der Thür-
ehrliche Art, wie dies in den Rosetten nicht

No. 15,
acker (a. 1592), behält den von Nickel Hofmann 1558 fest-
gelegten Charakter der ganzen sich anschliessenden Gewölbe-
anlage bei. Die sonst gleichaltrige Kartusche mit dem Bildnis
des alten Hofmann, »Steinmetzmeister dieses Baues«, ist un-
organisch erst später an die jetzige Stelle gehängt.
No. 16 bis 18. Nicht ohne Reiz sind endlich noch einige
Portale aus dem 17. Jahrhundert, an deren meisten auch die
Holzthüren mit
No. 18 ist
flügel und die
verhehlt wird.

No. 15.
die Innenseite des Turmportals vom Stadtgottes-

No. 6, das Portal der »Re-
sidenz« mit daneben liegender
Einfahrt, ist das genaue Seiten-
stück zu dem vorigen.
No. 7 und 8, Portale an
der Südostseite und an der Sakristei der Domkirche, tragen
durchaus nicht mehr den üblichen kirchlichen Charakter. An
dem sonderbarerweise in die Wand verlängerten Friese des
Aussenportals findet sich das Erbauungsjahr 1525 angegeben.
Es fehlen jetzt die halbkreisförmige Bekrönung (wie am Sakristei-
portal) und Figürchen über den Verkröpfungen. Beide Thüren
erscheinen an dem sonst sehr nüchternen Bau und neben drei
spitzbogigen Portalen fast exotisch; der unbekannte Meister
hat das Ornament zur Hauptsache gemacht, und dessen un-
gemeine Anmut lässt das unkonstruktive Gebälk noch schwerer,
unbeholfener erscheinen. Das Aussenportal soll Aehnlichkeit
haben mit demjenigen am Kapitelsaal der Kathedrale von To-
ledo (s. Schönermark, »Halle und der Saalekreis«).
Die Thüren No. 9 bis 15 gehören dem Ende des 16. Jahr-
hunderts an. Die Baldachine sind zu antiken Muscheln ge-
worden, die Bögen zu Hauptgesimsen auf Kämpfern mit allen
Zuthaten, Zahnschnitt, Perl- und Eierstäben. Besonders reich
und ursprünglich gleichartig sind No. 12 und 13, von denen
das letztere noch vor 50 Jahren sein Gesims, darüber ein
Wappen und die Jahreszahl 1595 besessen haben soll.
Gegenüber den Fussgängerthüren zeigt das ehemalige Ein-
fahrtsthor der »Schärrne« (No. 14) von 1598 die volle Entwicklung
mit frei-
stehenden
Säulen. An
seinenjetzi-
gen Stand-
punkt, den
Hof der
»Residenz«
(Provinzial-
museum),
ist dieses
Thorzu sei-
ner Rettung
verbracht
ebenso wie
No. 3 und
12 — und
im Bilde ist
unter dem
Rundbogen
der flache
Arkaden-
bogen der
Hausmauer
sichtbar.

No. 14.

No. 18.

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