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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 4
Architekt: Professor Th. Fischer in Stuttgart.
Bildhauer: A. Pruska in München.
Thür vom Direktor-Wohnhaus des Gym-
nasiums »Zum Grauen Kloster« in Berlin.
Architekt:
Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in Berlin.
Textblatt: Grabmal. Architekt: Professor Th. Fischer in
Stuttgart Bildhauer: A. Pruska in München.
Textblatt: Angetragene Stuckdecke in der Hannoverschen
Bank in Hannover. Architekt: Regierungsbaumeister Otto Stahn
in Berlin; ausgeführt von Albert Kretzschmar daselbst.
Notizen.
Grabmal.
Schirmständer. Entwurf von A. Zabel in Berlin.
Ausgeführt von
Hofkunstschlosser Paul Marcus daselbst.
Ueber teilweise Senkungen der St. Pauls-Kathedrale in London
berichtet der Dombaumeister Somers Clarke, einem Artikel der
minster Gazette zufolge, dass die Senkungen bereits eine das ganze Bau-
werk gefährdende Ausdehnung gewonnen haben. Das Gebäude ruht mit
seinen Fundamenten auf einer zwischen vier und sechs Fuss dicken Lehm-
schicht, unter der ein 35 bis 40 Fuss mächtiges Lager von Sand und Kies
sich erstreckt, das seiner-
seits wieder auf dem »Lon-
don clay«, dem Thon des
Londoner Beckens, ruht.
Die Sand- und Kiesschicht
führt Wasser. Als Wren
die Kathedrale erbaute, trug
er den gegebenen
Verhältnissen durch
Verteilung der Last
auf breite Fundament-
flächen Rechnung, in-
dem er die Sohle der
Fundamente auf jene
Lehmschicht legte und
annahm, dass der da-
runter befindliche
Sand auch unter dem
Druck der Gebäude-
last nicht nachgeben
werde. Das ist denn
auch etwa 200 Jahre
lang nicht geschehen,
insofern das Wasser
der Sandschicht und
der Sand selbst seit-
lich nicht ausweichen
konnten. Als aber Lon-
don kanalisiert wurde,
tiefe Einschnitte durch
die Lehmschicht bis
Untergrundbahn
Füssen, sowie Orpheus, der mit seinem Spiel
Ihn umgeben ein Bär, ein Eber, ein Adler,
Schränkchen im nordischen
Charakter.
Architekt: Carl Zetzsche
in Berlin.
in das Sandlager ge¬
führt und die Stollen
der
durch dieses hindurch¬
getrieben wurden, kam
das Wasser zum Ab¬
fluss und der Sand in
Bewegung, so dass
einige geringfügige Sen¬
kungen, die sich an den
schwersten Stellen des
Gebäudes vor etwa
100 Jahren bemerkbar
gemacht hatten, neuer¬
dings den angegebenen,
bedrohlichen Umfang
annehmen konnten. Da¬
mals gelang es, durch
Einziehen schwerer
Anker dem Weitergrei¬
fen der entstandenen
Risse und Sprünge zu
begegnen. Jetzt haben
sich aber an neuen
Stellen Risse gezeigt,
die auf ein langsames
Abrutschen nach der
Themse hin deuten, so
dass mit Verankerungen
allein kaum abzuhelfen
wäre. Zunächst fordert
Somers Clarke, dass
in bedrohlicher Nähe
der Kathedrale keine
neuen Kanäle und Untergrundbahnen gebaut werden dürften; amerikanische
Architekten — so äussern sich »The American Architect and Building News«
würden aus der Sachlage eine einfache Konstruktionsfrage ableiten und wirk-
same Abhilfe durch Heruntertreiben der Fundamente bis auf den »London
clay« schaffen, ein zwar teures aber sicheres Mittel, wonach die gesamte
Last der St Pauls Kathedrale auf einige wenige kolossale Pfeiler übertragen
würde, die auf einwandfrei tragfähigem Untergründe ruhen würden.
Kleine Wasserläufe in den Ortschaften. Die Denkmalspflege, die
sich anfänglich auf das Gebiet der baulichen und bildnerischen Denkmäler
zu beschränken schien, hat sehr bald ihre Grenzen weiter gezogen und auch
den Schutz bemerkenswerter Pflanzen und Bäume, Felsen und Steine, sowie
ganzer Gruppen solcher Vorkommnisse zu ihrer Aufgabe gemacht.
Wird der Wirkungskreis der Denkmalspflege folgerecht derartig weiter
ausgedehnt, so muss er auch die kleinen Wasserläufe mit umfassen, wenig-
stens insoweit sie innerhalb der Ortschaften das Stadtbild wesentlich be-
einflussen und es eigenartig gestalten. Die Beseitigung dieser meist mit
ganz ursprünglicher Einfassung althergebrachter Bauart versehenen Wasser-
läufe — vielfach Stadtbach oder Baeke genannt — wird neuerdings unter Be-
rufung auf die Anforderungen der Gesundheitspflege und des Verkehrs von den
Verwaltungsbehörden verlangt und seitens der Städte, weil jene unmodern,
altmodisch, nicht zeitgemäss etc. sei, nur allzugern zugestanden. So weit wie
irgend thunlich sollte dem entgegen gewirkt und von den Centralbehörden
unter Hinweis auf die Zwecke der Denkmalspflege auch der Schutz dieser
eigenartigen, kleinen Wasserläufe gefordert und angeordnet werden. Sogar die
Möglichkeit, dass ein solcher Wasserlauf, wenn er durch Einführung von Krank-
heitskeimen infiziert worden, die betreffende Krankheit weiterverbreiten könnte,
würde die Beseitigung nicht rechtfertigen, da die gleiche Möglichkeit auch
für jeden anderen Wasserlauf und für jede Wasserleitung vorliegt. Daher
Schutz den kleinen Wasserläufen, die mit ihren altertümlichen Einfassungen
namentlich für die kleineren Landstädte eine Erinnerung an die Vorzeit
und besonders in Verbindung mit Baumpflanzungen eine beachtenswerte
Strassenzierde sind.
Ein vollständig und in voller Farbenpracht erhaltenes Mosaik-
bild von beträchtlicher Grösse, 6 m im Quadrat, hat man in Jerusalem in
einem Hause nahe dem Säulenthor aufgefunden. Das Bild zeigt zwei mit
Diademen geschmückte Frauen mit der Inschrift »Georgia und Theodosia«
und einem Löwen zu ihren
die wilden Tiere bezwingt.
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 4
Architekt: Professor Th. Fischer in Stuttgart.
Bildhauer: A. Pruska in München.
Thür vom Direktor-Wohnhaus des Gym-
nasiums »Zum Grauen Kloster« in Berlin.
Architekt:
Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in Berlin.
Textblatt: Grabmal. Architekt: Professor Th. Fischer in
Stuttgart Bildhauer: A. Pruska in München.
Textblatt: Angetragene Stuckdecke in der Hannoverschen
Bank in Hannover. Architekt: Regierungsbaumeister Otto Stahn
in Berlin; ausgeführt von Albert Kretzschmar daselbst.
Notizen.
Grabmal.
Schirmständer. Entwurf von A. Zabel in Berlin.
Ausgeführt von
Hofkunstschlosser Paul Marcus daselbst.
Ueber teilweise Senkungen der St. Pauls-Kathedrale in London
berichtet der Dombaumeister Somers Clarke, einem Artikel der
minster Gazette zufolge, dass die Senkungen bereits eine das ganze Bau-
werk gefährdende Ausdehnung gewonnen haben. Das Gebäude ruht mit
seinen Fundamenten auf einer zwischen vier und sechs Fuss dicken Lehm-
schicht, unter der ein 35 bis 40 Fuss mächtiges Lager von Sand und Kies
sich erstreckt, das seiner-
seits wieder auf dem »Lon-
don clay«, dem Thon des
Londoner Beckens, ruht.
Die Sand- und Kiesschicht
führt Wasser. Als Wren
die Kathedrale erbaute, trug
er den gegebenen
Verhältnissen durch
Verteilung der Last
auf breite Fundament-
flächen Rechnung, in-
dem er die Sohle der
Fundamente auf jene
Lehmschicht legte und
annahm, dass der da-
runter befindliche
Sand auch unter dem
Druck der Gebäude-
last nicht nachgeben
werde. Das ist denn
auch etwa 200 Jahre
lang nicht geschehen,
insofern das Wasser
der Sandschicht und
der Sand selbst seit-
lich nicht ausweichen
konnten. Als aber Lon-
don kanalisiert wurde,
tiefe Einschnitte durch
die Lehmschicht bis
Untergrundbahn
Füssen, sowie Orpheus, der mit seinem Spiel
Ihn umgeben ein Bär, ein Eber, ein Adler,
Schränkchen im nordischen
Charakter.
Architekt: Carl Zetzsche
in Berlin.
in das Sandlager ge¬
führt und die Stollen
der
durch dieses hindurch¬
getrieben wurden, kam
das Wasser zum Ab¬
fluss und der Sand in
Bewegung, so dass
einige geringfügige Sen¬
kungen, die sich an den
schwersten Stellen des
Gebäudes vor etwa
100 Jahren bemerkbar
gemacht hatten, neuer¬
dings den angegebenen,
bedrohlichen Umfang
annehmen konnten. Da¬
mals gelang es, durch
Einziehen schwerer
Anker dem Weitergrei¬
fen der entstandenen
Risse und Sprünge zu
begegnen. Jetzt haben
sich aber an neuen
Stellen Risse gezeigt,
die auf ein langsames
Abrutschen nach der
Themse hin deuten, so
dass mit Verankerungen
allein kaum abzuhelfen
wäre. Zunächst fordert
Somers Clarke, dass
in bedrohlicher Nähe
der Kathedrale keine
neuen Kanäle und Untergrundbahnen gebaut werden dürften; amerikanische
Architekten — so äussern sich »The American Architect and Building News«
würden aus der Sachlage eine einfache Konstruktionsfrage ableiten und wirk-
same Abhilfe durch Heruntertreiben der Fundamente bis auf den »London
clay« schaffen, ein zwar teures aber sicheres Mittel, wonach die gesamte
Last der St Pauls Kathedrale auf einige wenige kolossale Pfeiler übertragen
würde, die auf einwandfrei tragfähigem Untergründe ruhen würden.
Kleine Wasserläufe in den Ortschaften. Die Denkmalspflege, die
sich anfänglich auf das Gebiet der baulichen und bildnerischen Denkmäler
zu beschränken schien, hat sehr bald ihre Grenzen weiter gezogen und auch
den Schutz bemerkenswerter Pflanzen und Bäume, Felsen und Steine, sowie
ganzer Gruppen solcher Vorkommnisse zu ihrer Aufgabe gemacht.
Wird der Wirkungskreis der Denkmalspflege folgerecht derartig weiter
ausgedehnt, so muss er auch die kleinen Wasserläufe mit umfassen, wenig-
stens insoweit sie innerhalb der Ortschaften das Stadtbild wesentlich be-
einflussen und es eigenartig gestalten. Die Beseitigung dieser meist mit
ganz ursprünglicher Einfassung althergebrachter Bauart versehenen Wasser-
läufe — vielfach Stadtbach oder Baeke genannt — wird neuerdings unter Be-
rufung auf die Anforderungen der Gesundheitspflege und des Verkehrs von den
Verwaltungsbehörden verlangt und seitens der Städte, weil jene unmodern,
altmodisch, nicht zeitgemäss etc. sei, nur allzugern zugestanden. So weit wie
irgend thunlich sollte dem entgegen gewirkt und von den Centralbehörden
unter Hinweis auf die Zwecke der Denkmalspflege auch der Schutz dieser
eigenartigen, kleinen Wasserläufe gefordert und angeordnet werden. Sogar die
Möglichkeit, dass ein solcher Wasserlauf, wenn er durch Einführung von Krank-
heitskeimen infiziert worden, die betreffende Krankheit weiterverbreiten könnte,
würde die Beseitigung nicht rechtfertigen, da die gleiche Möglichkeit auch
für jeden anderen Wasserlauf und für jede Wasserleitung vorliegt. Daher
Schutz den kleinen Wasserläufen, die mit ihren altertümlichen Einfassungen
namentlich für die kleineren Landstädte eine Erinnerung an die Vorzeit
und besonders in Verbindung mit Baumpflanzungen eine beachtenswerte
Strassenzierde sind.
Ein vollständig und in voller Farbenpracht erhaltenes Mosaik-
bild von beträchtlicher Grösse, 6 m im Quadrat, hat man in Jerusalem in
einem Hause nahe dem Säulenthor aufgefunden. Das Bild zeigt zwei mit
Diademen geschmückte Frauen mit der Inschrift »Georgia und Theodosia«
und einem Löwen zu ihren
die wilden Tiere bezwingt.
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