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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 9
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Brauchitsch, Eberhard von: Alte Thüren und Thore aus Halle a. S.
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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9


Saalbau der Winzergesellschaft Treviris in Trier.
Weinlaubfries am Oewölbebruch.

Architekt: Regierungsbaumeister A. Menken in Berlin.
Modelliert von Rob. Schirmer daselbst.





Alte Thüren und Thore aus Halle a. S.

Von E. von Brauchitsch.

®i||n Halle a. S. be-
schränken sich die
erhaltenen Reste älterer
profaner Baukunst, abge-
sehen von dem Stadt-
gottesacker, dem Rathaus
und der Moritzburg, auf
eine nicht mehr grosse
Zahl von Portalen und
einige Giebelhäuser, von
denen mit jedem Jahre
mehrere verschwinden.
Es ist sicher nicht nur
für die engere Heimat-
kunde von Interesse, die
Entwicklung der Portal-
ausbildung im Laufe der
Jahrhunderte an den noch
vorhandenen Beispielen
zu verfolgen.
Die Portale Abb. 1
und 2 sind noch in das
fünfzehntejahrhundert zu
weisen. No.l vom Hause
»zum Lämmchen« hat
No. i. vermutlich einer Kapelle
St. Pauli als Kirchenthür angehört; die inneren Rippen werden
gleich den äusseren bis zu der Fussplatte hinabgeführt ge-
wesen sein und sind erst bei der Säkularisierung und Umwand-
lung der Kapelle in ein Bürgerhaus (1548) abgemeisselt worden,
um das Portal der inzwischen
Mode gewordenen Anord-
nung seitlicher Nischen mit
Sitzplatte unter einem Bal-
dachin anzunähern.
Dieses Schema der an-
brechenden Renaissance tritt
klar an der kleinen Hofthür
(No. 2) hervor, noch schärfer
an 3 und 4, bei welchen nun
aber auch der bisherige glatte
Eselsrücken und die durch-
gehenden Rippen in geknickte
Linien und Bogenteile aufge-
löst sind. Aus den Jahres-
zahlen der übrigens sehr gut
gezeichneten Wappensteine,
1520 und 1548, lässt sich auf
die Entstehungszeit der Por-
tale selbst nicht schliessen,
da von circa 1525 an sich
die Formen der reineren Re-
naissance einbürgern.
No. 4.

Das Portal No. 5 ge¬
hört zu dem bald nach
1522 erbauten »Kühlen
Brunnen«, dem ersten
Bau in Halle, an welchem
mit Bewusstsein die
Formensprache der Re¬
naissance versucht wor¬
den ist. Der Bauherr
Hans Schenitz, Kämmerer
und Günstling des Kar¬
dinals Albrecht, war wohl
auch der Baumeister, der
auf seinen in Geschäften
seines Herrn unternom¬
menen Reisen nach Ita¬
lien die neue Bauweise
kennen gelernt haben
kann. Gebälke und Ver¬
kröpfungen sind noch
grob und unverstanden,
die Schrägstellung der
Laibung eine Erinnerung No. 3.
an den gotischen Gebrauch, aber der Gesamtaufbau mit doppelten
Pilastern und Aufsatz ist ein neuer und freier. Spätere Zuthaten
sind die den oberen Teil flankierenden Wappenfelder mit geroll-
ten Schil¬
den, eben¬
so das sehr
reizvolle
Hauptwap¬
pen, das
aus meh¬
reren, auch
stilisti¬
schen,
Gründen
erst in der
zweiten
Hälfte des
Jahrhun¬
derts ent¬
standen
und einge¬
setzt sein
kann als
eine Art
Epita¬
phium für
den 1535
aufgehäng¬
ten Hans
Schenitz.

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