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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 9
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Zetzsche, Carl: Fortschritte in der Kunsttischlerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0077

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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9

und der Ab-
tötung des
Holzes
durch Aus-
laugen
bezw. Im-
prägnieren,
welche
man in den
letztenjahr-
zehnten
mehrfach
auf chemi-
schem
Wege ver-
suchte, ver-
eint und
auf schnel-
lere und
billigere
Weise er-
reicht. Die
Ersparnis
an Material,
welche
schon an
sich durch
die Verwendung dünner Fourniere erzielt wird, steigert sich
weiter dadurch, dass nur die Deckplatte aus edlerem Holze,
die unteren Lagen aber aus dem billigsten hergestellt werden.
Die einzelnen Koptoxylplatten, die gewöhnlich in Abmes-
sungen bis zu 2 m x 0,70 m hergestellt werden, werden auf
Blindrahmen aufgeschraubt. Die Fugen können je nach der
Art der Arbeit durch schmale Profilleisten oder in anderer
Weise gedeckt werden. Die Koptoxylplatten können übrigens
auch beliebig gebogen und durch besondere Behandlung
feuersicher gemacht werden.
Aus der Herstellungsweise ergeben sich ganz von selbst
mehrere naturgemässe Verzierungsarten. Die einfache glatt-
fournierte Platte, deren Oberfläche die natürliche Maserung
des Holzes zeigt, kann durch Aufpressen oder Einpressen
einer oder mehrerer andersfarbiger und nach beliebiger Zeich-
nung ausgeschnittener Fournierplatten mit einem schwach
erhabenen oder eingelegten Ornament verziert werden.
Es bedarf keiner weiteren Ausführung, welcher bedeutende
Fortschritt in Bezug auf Einfachheit und somit Billigkeit der
Ausführung, wie auf zuverlässige Verbindung mit der Unter-
lage in dieser Verzierungsweise liegt. Wir finden darin eine
Fortsetzung der Bestrebungen zur Ueberwindung des Materiales,
welche gerade für die Entwicklung einer neuen Kunst insofern
besonders willkommen sein muss,
weil sie gerade diejenigen eigen-
willigen Linienzüge ohne irgend
welche technischen Bedenken anzu-
wenden gestattet, die in den bisher
bekannten Konstruktionen des Rah-
menwerkes völlig widersinnig er-
schienen. Diese Unabhängigkeit in
der Linienführung des Schmuckes
kommt z. B. an Th Liren besonders
auffallend zur Geltung. Nach der bis-
herigen Rahmenkonstruktion musste
zwischen den beiden Seiten einer
Thür bis zu einem gewissen Grade
Uebereinstimmung herrschen, weil
die gleiche Konstruktion auf beiden
Seiten sichtbar blieb. Die Koptoxyl-
thüren bestehen aus zwei vonein-
ander ganz unabhängigen, in einem
Stück hergestellten Fournierplatten,
die gewöhnlich auf einem Blind-
rahmen befestigt werden; sie können


Schränkchen. Ausgeführt von B. Harrass in Böhlen.


Decke. Ausgeführt von B. Harrass in Böhlen.


also alle noch so abweichenden Zeichnungen und Verzierungs-
weisen erhalten, je nach der Ausstattung der Räume, zwischen
denen sie angebracht sind.
Eine ganz anders geartete, vorwiegend die Verzierungsart
betreffende Erfindung ist die Herstellung des Xylectypom.
Auch sie darf als eine neue Errungenschaft unserer Technik und
als wertvolle Bereicherung der Ausdrucksmittel unserer Kunst-
tischlerei bezeichnet werden. Das ebenfalls patentierte Ver-
fahren, Eigentum der Firma J. Buyten & Söhne in Düsseldorf,
welches von dieser und der Hofmöbelfabrik von Georg Schöttle
in Stuttgart angewendet wird, besteht im wesentlichen in der
Benutzung des Sandstrahlgebläses zur Erzielung einer ähnlichen
Einwirkung auf die Holzoberfläche, wie sie von Luft und
Witterung im Laufe der Jahre ausgeübt wird.
Nachdem das Holz durch Behandlung mit Säuren ent-
sprechend vorbereitet ist, werden durch das Sandstrahlgebläse
und nachfolgende Ueberarbeitung mit Stahlbürsten die weichen
Teile der Holzfläche entfernt, so dass nur die harten und
dichten Teile der Jahresringe stehen bleiben. Durch die Ver-
tiefung des Grundes tritt also die eigenartige Zeichnung des
Wuchses, der Maserung plastisch hervor. Die Wirkung wird
um so reicher und anziehender, je malerischer und wechsel-

Schrank. Ausgeführt von Oeorg Schöttle in Stuttgart.


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