1902
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Kriegsunruhen gegenüber als unzureichend und
viele Schlösschen gingen während derselben elen-
diglich zu Grunde. Von den alten Edelsitzen in
Mittelfranken, von denen eine ganze Anzahl auch
dem Dreissigjährigen Krieg zum Opfer fiel, ist
wohl keiner der erhaltenen weiter zurückzudatieren
als bis zum ersten Viertel des sechzehnten Jahr-
hunderts.
Aber es dauerte nicht lange, so erstanden
diese Schlösschen wieder in neuer Gestalt. In
rechteckiger Grundrissform angelegt, wurden sie
fast durchweg in Bossenquadern mit vier Giebel-
türmchen an den Ecken oder zweien in der Mitte
des steilen Daches, wozu manchmal noch ein
halbrundes Treppentürmchen kam, solid und
massig gebaut, so einfach in der Anlage und doch
stattliche, charakteristische Häuser, die so recht
den vornehmen biederen Sinn ihrer dereinstigen
Besitzer zum Ausdruck bringen. Das hohe Dach
war anfangs mit Stroh, dann mit Schindeln und
späterhin mit Ziegeln gedeckt. Umgeben waren
diese Schlösschen von prächtigen grossen Park-
anlagen, oft auch von künstlichen Weihern, die
zu allerhand Belustigung einluden.
Im achtzehnten Jahrhundert artete man auch
hierin raffinierten Luxus und Verschwendung aus,
so dass mancher Herr dem Stammhause seiner
einst mächtigen Ahnen den Rücken kehren
und es fremden Händen überlassen musste.
Abbildungen. Schlösschen Schop-
pershof, vor Zeiten Schäbels-Bühl genannt,
Anno 1370 im Besitz derSchopper, eines niirn-
bergischen Geschlechts. Heute ist die frei-
herrliche Familie v. Tücher
Eigentümerin des Edelsitzes.
Schloss Hummel stein. Das Schloss ist im
Jahre 1501 von Wollfen Horneck in einem grossen
Garten gebaut und gegenwärtig im Besitz der Frau
Konsul Horwitz.
Schloss Gleis hämmer — eine Stunde von
Nürnberg entfernt. Schon 1370 wird in einer Ur-
kunde Konrad Grossen als Besitzer des an einem
kleinen See liegenden Grundstücks erwähnt. Anno
1524 baute darauf Georg Schlaudersbach ein neues
grosses Steinhaus, welches sich bis auf unsere Tage
wohl erhalten hat. Der Herrensitz gehört dem Herrn
Kommerzienrat Beck.
Der Lichtenhof. Das Schloss ist 1520 von
Sebald Pfintzing erbaut. Im Jahre 1632 hatte der
Schwedenkönig Gustav Adolf in demselben sein Haupt-
quartier. Gegenwärtig ist das Schloss im Besitz der
freiherrlichen Familie v. Petz.
Tafel 93.
und Forstwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien.
Architekten: Brüder Drexler in Wien.
Für dieses gegenüber der Hofburg errichtete
Palais wurden die Pläne auf dem Wege eines öffent-
lichen Wettbewerbs beschafft, wobei die vorliegenden zur Ausführung be-
stimmt wurden. Das Programm war sehr reichhaltig und die Mittel knapp
bemessen, weshalb nur eine Putzarchitektur ausgeführt werden konnte.
Das Untergeschoss enthält eine Restauration, sowie Keller und Heizraum
für die Wohnungen. Die Räume der Landwirtschaftlichen Gesellschaft sind
im Mezzanin und im Dachgeschoss untergebracht. Die übrigen Räume
sind an Klubs und Korporationen vermietet.
Das Haus ist mit Zentralheizung und elektrischer Ventilation ver-
sehen. Die Bauzeit betrug sechs Monate.
Tafel 94. Entwurf zu einem Gartenhause für Marienfelde
bei Berlin. Architekt: Professor Bruno Möhring in Berlin.
Das Projekt zu einem kleinen Gartenhause für den Vorort Marien-
felde bei Berlin ist nur als Behausung für die schöne Jahreszeit gedacht.
Laut Anschlag betragen die Baukosten etwa 9000 Mk.
Tafel 95. Das Haus der »Allgemeinen Zeitung« in
München. Architekt: Professor Martin Dülfer in München.
Der im Jahre 1901 vollendete Bau nimmt unter den neueren
Schöpfungen der Münchener Architektur, auch unter den anderen
Bauten Diilfers, eine besondere Stellung ein. Die schwierige Aufgabe,
die geschlossenen Mauerflächen, wie sie der Wohnhausbau ergibt,
über den weitgespannten Oeffnungen zwischen dünnem
Stützenwerk des modernen Geschäftshauses zu einem
unser ästhetisches Gefühl befriedigenden harmonischen
Ganzen zu gestalten, hat hier eine glückliche Lösung
gefunden.
Das Haus, das der »Allgemeinen Zeitung« ein
würdiges Heim bieten sollte, dient in seinen unteren Ge-
schossen geschäftlichen Zwecken, während die oberen
Stockwerke des Vorderhauses je zwei grössere, vornehm
ausgestattete Wohnungen enthalten; Im Erdgeschoss
sind fünf Läden nach der Strasse zu angeordnet.
Ausserdem befinden sich hier und im ganzen ersten
Obergeschoss die mannigfaltigen Räume, welche die
technische Herstellung einer grossen Tageszeitung er-
fordert. Die Räume der Zeitung haben ihren eigenen
Zugang und ihr eigenes Treppenhaus und sind unter
sich durch Telephonleitungen verbunden. Den Verkehr
im Hause vermitteln äusser den verschiedenen Treppen
Aufzüge für Personen und Lasten, und von der Chef-
redaktion und der Handelsabteilung führt je eine Rohr-
postanlage zum Setzersaal. Das ganze Haus wird
durch eine Zentralheizung erwärmt.
Einen wesentlichen Anteil an der Wirkung des
Aeusseren hat die Farbe, die in kräftigen, satten Tönen
mit reicher Vergoldung aufgetragen wurde.
Dampfer »Deutschland«. Speisesaal. Entwurf
Georg Thielen; Ausführung von J. C. Pfaff
einem Aquarell von Architekt Pomorski, Berlin.
Zum Artikel »Einrichtungen deutscher Schnelldampfer«.
Textblatt: Beleuchtungskörper. Ausgeführt von Paul
Stotz, Kunstgewerbliche Werkstätte in Stuttgart.
Wohnhaus Bellevuestrasse 6 a
in Berlin.
Architekt: Regierungs-
baumeister L. Stahn in Berlin.
Deiailstudie.
Architekt:
H. Goerke
in Düsseldorf.
Tafel 96.
von f Architekt
in Berlin. Nach
Vereinshaus der k. k. Land- und Forst-
wirtschaftlichen Gesellschaft in Wien.
Architekten: Brüder Drexler
in Wien.
ERDGESCHOSS-
Das Haus der »Allgemeinen Zeitung«
in München.
Architekt: Professor Martin Dülfer
in München.
95
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Kriegsunruhen gegenüber als unzureichend und
viele Schlösschen gingen während derselben elen-
diglich zu Grunde. Von den alten Edelsitzen in
Mittelfranken, von denen eine ganze Anzahl auch
dem Dreissigjährigen Krieg zum Opfer fiel, ist
wohl keiner der erhaltenen weiter zurückzudatieren
als bis zum ersten Viertel des sechzehnten Jahr-
hunderts.
Aber es dauerte nicht lange, so erstanden
diese Schlösschen wieder in neuer Gestalt. In
rechteckiger Grundrissform angelegt, wurden sie
fast durchweg in Bossenquadern mit vier Giebel-
türmchen an den Ecken oder zweien in der Mitte
des steilen Daches, wozu manchmal noch ein
halbrundes Treppentürmchen kam, solid und
massig gebaut, so einfach in der Anlage und doch
stattliche, charakteristische Häuser, die so recht
den vornehmen biederen Sinn ihrer dereinstigen
Besitzer zum Ausdruck bringen. Das hohe Dach
war anfangs mit Stroh, dann mit Schindeln und
späterhin mit Ziegeln gedeckt. Umgeben waren
diese Schlösschen von prächtigen grossen Park-
anlagen, oft auch von künstlichen Weihern, die
zu allerhand Belustigung einluden.
Im achtzehnten Jahrhundert artete man auch
hierin raffinierten Luxus und Verschwendung aus,
so dass mancher Herr dem Stammhause seiner
einst mächtigen Ahnen den Rücken kehren
und es fremden Händen überlassen musste.
Abbildungen. Schlösschen Schop-
pershof, vor Zeiten Schäbels-Bühl genannt,
Anno 1370 im Besitz derSchopper, eines niirn-
bergischen Geschlechts. Heute ist die frei-
herrliche Familie v. Tücher
Eigentümerin des Edelsitzes.
Schloss Hummel stein. Das Schloss ist im
Jahre 1501 von Wollfen Horneck in einem grossen
Garten gebaut und gegenwärtig im Besitz der Frau
Konsul Horwitz.
Schloss Gleis hämmer — eine Stunde von
Nürnberg entfernt. Schon 1370 wird in einer Ur-
kunde Konrad Grossen als Besitzer des an einem
kleinen See liegenden Grundstücks erwähnt. Anno
1524 baute darauf Georg Schlaudersbach ein neues
grosses Steinhaus, welches sich bis auf unsere Tage
wohl erhalten hat. Der Herrensitz gehört dem Herrn
Kommerzienrat Beck.
Der Lichtenhof. Das Schloss ist 1520 von
Sebald Pfintzing erbaut. Im Jahre 1632 hatte der
Schwedenkönig Gustav Adolf in demselben sein Haupt-
quartier. Gegenwärtig ist das Schloss im Besitz der
freiherrlichen Familie v. Petz.
Tafel 93.
und Forstwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien.
Architekten: Brüder Drexler in Wien.
Für dieses gegenüber der Hofburg errichtete
Palais wurden die Pläne auf dem Wege eines öffent-
lichen Wettbewerbs beschafft, wobei die vorliegenden zur Ausführung be-
stimmt wurden. Das Programm war sehr reichhaltig und die Mittel knapp
bemessen, weshalb nur eine Putzarchitektur ausgeführt werden konnte.
Das Untergeschoss enthält eine Restauration, sowie Keller und Heizraum
für die Wohnungen. Die Räume der Landwirtschaftlichen Gesellschaft sind
im Mezzanin und im Dachgeschoss untergebracht. Die übrigen Räume
sind an Klubs und Korporationen vermietet.
Das Haus ist mit Zentralheizung und elektrischer Ventilation ver-
sehen. Die Bauzeit betrug sechs Monate.
Tafel 94. Entwurf zu einem Gartenhause für Marienfelde
bei Berlin. Architekt: Professor Bruno Möhring in Berlin.
Das Projekt zu einem kleinen Gartenhause für den Vorort Marien-
felde bei Berlin ist nur als Behausung für die schöne Jahreszeit gedacht.
Laut Anschlag betragen die Baukosten etwa 9000 Mk.
Tafel 95. Das Haus der »Allgemeinen Zeitung« in
München. Architekt: Professor Martin Dülfer in München.
Der im Jahre 1901 vollendete Bau nimmt unter den neueren
Schöpfungen der Münchener Architektur, auch unter den anderen
Bauten Diilfers, eine besondere Stellung ein. Die schwierige Aufgabe,
die geschlossenen Mauerflächen, wie sie der Wohnhausbau ergibt,
über den weitgespannten Oeffnungen zwischen dünnem
Stützenwerk des modernen Geschäftshauses zu einem
unser ästhetisches Gefühl befriedigenden harmonischen
Ganzen zu gestalten, hat hier eine glückliche Lösung
gefunden.
Das Haus, das der »Allgemeinen Zeitung« ein
würdiges Heim bieten sollte, dient in seinen unteren Ge-
schossen geschäftlichen Zwecken, während die oberen
Stockwerke des Vorderhauses je zwei grössere, vornehm
ausgestattete Wohnungen enthalten; Im Erdgeschoss
sind fünf Läden nach der Strasse zu angeordnet.
Ausserdem befinden sich hier und im ganzen ersten
Obergeschoss die mannigfaltigen Räume, welche die
technische Herstellung einer grossen Tageszeitung er-
fordert. Die Räume der Zeitung haben ihren eigenen
Zugang und ihr eigenes Treppenhaus und sind unter
sich durch Telephonleitungen verbunden. Den Verkehr
im Hause vermitteln äusser den verschiedenen Treppen
Aufzüge für Personen und Lasten, und von der Chef-
redaktion und der Handelsabteilung führt je eine Rohr-
postanlage zum Setzersaal. Das ganze Haus wird
durch eine Zentralheizung erwärmt.
Einen wesentlichen Anteil an der Wirkung des
Aeusseren hat die Farbe, die in kräftigen, satten Tönen
mit reicher Vergoldung aufgetragen wurde.
Dampfer »Deutschland«. Speisesaal. Entwurf
Georg Thielen; Ausführung von J. C. Pfaff
einem Aquarell von Architekt Pomorski, Berlin.
Zum Artikel »Einrichtungen deutscher Schnelldampfer«.
Textblatt: Beleuchtungskörper. Ausgeführt von Paul
Stotz, Kunstgewerbliche Werkstätte in Stuttgart.
Wohnhaus Bellevuestrasse 6 a
in Berlin.
Architekt: Regierungs-
baumeister L. Stahn in Berlin.
Deiailstudie.
Architekt:
H. Goerke
in Düsseldorf.
Tafel 96.
von f Architekt
in Berlin. Nach
Vereinshaus der k. k. Land- und Forst-
wirtschaftlichen Gesellschaft in Wien.
Architekten: Brüder Drexler
in Wien.
ERDGESCHOSS-
Das Haus der »Allgemeinen Zeitung«
in München.
Architekt: Professor Martin Dülfer
in München.
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