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Stegmann, Carl von [Editor]; Geymüller, Heinrich von [Editor]
Die Architektur der Renaissance in Toscana: dargestellt in den hervorragendsten Kirchen, Palästen, Villen und Monumenten nach den Aufnahmen der Gesellschaft San Giorgio in Florenz; nach Meistern und Gegenständen geordnet (Band 1): Filippo di Ser Brunellesco — München: Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.53653#0034
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FILIPPO DI SER BRUNELLESCO

versammelte sich die Geistlichkeit zu einem Essen beim Prior ‘.per
dare Opera, e principio a edificare el Chiostro nuovo^, u. s. w.
Und im Jahre 1461 war das Kapitel vollendet oder waren
wenigstens viele Räume wohnbar, wie aus den alten von Moreni

des Anonimo3 * * *) sprechen von Abweichungen, welche auch hier
von dem Nachfolger Filippos, Manetti Ciaccheri, begangen wurden.
Und da der Entwurf Brunellescos keine Kapellen im Langhaus
hatte, ist anzunehmen, dass deren Anbringung durch Manetti zum

mitgeteilten Aufzeichnungen hervorgeht.Die von
Moreni veröffentlichte Urkunde vom 13. August
1442 erwähnt das Kapitelhaus nicht. Die An-
gabe Vasaris1 2), Filippo habe das Modell und einen
Teil der Calonaca für die Priester von S. Lo-
renzo fertig hinterlassen, in welchem der Kreuz-
gang 144 Braccia lang ist, nötigt entweder die
Angaben vom 15. Mai 1457 bloss auf den Kreuz-
gang und nicht auf die übrigen Wohnräume zu
beziehen, oder es kann Brunellesco höchstens den
Entwurf und das Modell verfertigt, nicht aber
den Bau selbst begonnen haben. Die Aussagen


Fig. 7. SAN LORENZO. ALTE SAKRISTEI.
KONZENTRISCHE DOPPELARKADE.

mindesten eine Verschiebung des eigentlichen Kreuz-
ganges nach Süden zur Folge hatte, welche
in seinen Verhältnissen oder in seiner Lage zu
den dahinter befindlichen Gemächern Veränder-
ungen hervorrief, deren Tragweite nicht klar ist.
Sonst entstände wie in Sto. Spirito, aber breiter,
zwischen Kreuzgang und Kirche, ein leerer Raum.
Auf seine Verhältnisse, sowie auf das Detail wer-
den wir gelegentlich der Badia Fiesolana und des
Klosterhofes von Sa. Croce zurückkommen. Blatt 1 o
stellt das System des letzteren mit dem des Ka-
pitels von S. Lorenzo zusammen dar.

DIE CAPPELLA DE’ PAZZI IN FLORENZ


iese Kapelle nimmt die Hauptstelle der östlichen Seite
des Kreuzganges ein, welcher sich südlich an das
Langhaus von S. Croce anschliesst und ist nicht nur

von vorn, sondern auch von Osten zugänglich, durch Nebenverbin-

BaUMEJSTER. vx-® Als Architekt der Kapelle wird Filippo
durch eine ununterbrochene Überlieferung bezeichnet, dann durch
Vasari4 5), der hierin wohl der Biographie A. Manettis gefolgt sein
wird, wenn auch der Schluss letzterer, in welcher sich die Auf-
zeichnung dieses Baues unter den Werken Brunellescos befunden
haben muss, fehlt — endlich durch eine andere schon erwähnte

düngen, welche aus der Gegend der
Sakristei und der Kapelle Medici,
längs dem Höfchen, das der Kapelle
von hinten Licht gibt, kommen.
Sie ist unter allen Werken Filippos
wohl dasjenige, welches am meisten
den Eindruck eigentlicher Schön-
heit, vielleicht sogar der Anmut
und eines anhaltenden Reizes auf
den Beschauer ausübt. Hätte die
Vorhalle ihre obere Bekrönung er-
halten und das Innere noch seine
verbindende Malerei bewahrt, so
wäre diese Kapelle wahrscheinlich
das vollendetste Beispiel der tos-
canischen Renaissance. Für Beur-
teilung des Werts «der Komposi-
tion» in der Architektur gibt es
wenig lehrreichere Beispiele. Von
ihrem wichtigen Einfluss soll unter
den Nachbildungen die Rede sein.

Fig. 1. KAPELLE PAZZI. LÄNGENSCHNITT.


Arbeit desselben Manettiss), welcher
als ein völlig sicherer Bürge für
die Richtigkeit seiner Auskunft
gelten darf.
Die mitgeteilten Daten lehren,
dass lange nach Brunellescos Tod
an der Ausschmückung und Vollen-
dung der Kapelle gearbeitet wurde.
Da die glasierte Majolikadekoration
erst etwa drei Jahre vor Filippos
Tode in Gebrauch kam, ist es frag-
lich, ob die hier vorhandene noch
nach Brunellescos Angabe geschah,
obgleich wir es gern annehmen
möchten. Wegen der Wichtigkeit
ihrer Rolle hier, dürfte vermutet
werden, dass Filippos Freund Luca,
nach ihm, den leitenden Einfluss bei
der Dekoration hatte. Wann die
Thätigkeit Giulianos da Majano am
Baue begann, ist nicht festgestellt.

1) Memorie istoriche della Basilica di S. Lorenzo. I. S. 13. Einer gütigen
Mitteilung des H. Dr. Hans Stegmann zufolge, ist die bei Gaye I. 557 enthaltene
Angabe pro perfectione dormitorii am 10. März 1448, sowohl als Tag und Jahr
falsch wiedergegeben.
2) Vita di Brunellesco, II. 371.
3) p. 146. «Und so machte man den Kreuzgang (chiostro) und die Woh-
nung der Geistlichkeit, und den Körper der Kirche vom Kreuzschiff abwärts, welcher
nicht mit letzterem übereinstimmt, . . . .» — dieser Ausdruck: und so, oder ebenso,
machte man «E cosi si fece», bezieht sich als Fortsetzung auf den vorhergehenden
Satz ... la quäle tribunetta si fece in tutto . . . molto discosto alla intenzione
di Filippo»: Daraus schliesst man, dass auch das Kapitelhaus mit Abweichungen
ausgeführt wurde, um so mehr, da er es bloss mit dem erst nach Brunellescos

Tod ausgeführten Teile erwähnt. Weiter fährt er fort: «und sage ich, die eine
und die (p. 147) andere Sache (Kloster und Langhaus) geschah nach dem Rat und
der Ansicht eines Gewissen, welcher nach dem Tode Filippos am Bau von Sa.
Marie del Fiore .... (Anspielung auf Manetti Ciaccheri) zu Ansehen gelangte.»
4) Vita di Brunellesco, II. p. 366. «Fece di sua mano il modello del
Capitolo di Santa Croce di Fiorenza, per la famiglia dei Pazzi; cosa varia e molto
bella: Im Leben des Lucas della Robbia IL, 175, schreibt Vasari: E nel capitolo
. . . di S Croce, fatto dalla famiglia de’ Pazzi e d’ordine di Pippo di ser Brunellesco,
fece (Luca) tutti l’invetriati di figure ehe dentro e fuori vi si veggiono.»
5) Uomini singolari in Firenze dal MCCCC innanzi ediz. Milanesi, p. 162.
In der Notiz über Brunellesco: «Edificö el capitolo de’ Pazzi nel chiostro primo
di Santa Croce di Firenze.»

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