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Stegmann, Carl von [Hrsg.]; Geymüller, Heinrich von [Hrsg.]
Die Architektur der Renaissance in Toscana: dargestellt in den hervorragendsten Kirchen, Palästen, Villen und Monumenten nach den Aufnahmen der Gesellschaft San Giorgio in Florenz; nach Meistern und Gegenständen geordnet (Band 1): Filippo di Ser Brunellesco — München: Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.53653#0082
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MANIERA DES BRUNELLESCO

erst 1435 findet man seinen Namen von neuem. Ferner zeigt
er, dass die zwei Joche zwischen den kannelierten Pilastern, die
den Bau abschlossen, statt der Arkaden bloss kleinere Thüren
hatten und noch von Brunellesco, der am 4. Mai 1424 als Con-

ducitore del detto lavoro angeführt wird, herrühren, wäh-
rend die beiden äusseren Anbauten mit den heruntergeführten
Architraven in der That von Francesco della Luna sind und in
den sechs ersten Monaten des Jahres 1430 beschlossen wurden.

MANIERA DES

BRUNELLESCO.


Fig. 1. GRUNDRISS DER LOGGIA DI S. PAOLO AUF PIAZZA S. MARIA NOVELLA IN FLORENZ.

DIE LOGGIA DI S. PAOLO
AUF PIAZZA S. MARIA NOVELLA IN FLORENZ.
ILSE Loggia als Fassade des ehemaligen Spedale di
S. Paolo dei Convalescenti, später eine Normalschule,
bildet den Abschluss des neuen Platzes von S. Maria
Novella der Front der Kirche gegenüber. Sie soll nach einem
Entwürfe Brunellescos nach dessen Tode errichtet worden sein.
Die Verwandtschaft mit der Halle Filippos am Findelhause ist
auffallend. Wir glauben aber, dass um 1451 manche Florentiner
Meister imstande waren, die Zeichnung zu dieser Loggia, deren
Verhältnisse glücklich sind, zu machen. Fig. 1 — 2, der Aufriss
und Durchschnitt auf Blatt 21, erklären alle bemerkenswerten Teile.
Die Architektur ist aus Macigno. An der Ecke springt der
Pfeiler nur im Erdgeschoss vor, nicht wie auf Blatt 21 irrtümlich
angegeben, auch oben, und ist der unterste Gurt allein verkröpft.
Die Zeichnung der Sgraffiti dürfte schwerlich die ursprüngliche sein.
Das Relief im Halbkreis-Giebel über der Thür am westlichen Ende
der Halle von Agostino della Robbia, sowie die Medaillons von Andrea
della Robbia in den Zwickeln der Arkaden sind farbige Terrakotten.
Die beiden äussersten enthalten offenbar Porträtbüsten in Relief
mit Jahreszahlen, rechts «DALL ANNO 1451», links «AL’ ANNO
1495. Da die Kapitale rechts ebenfalls älter als die nach links
erscheinen, so ist es wahrscheinlich, dass diese Jahreszahlen sich
auf die Erbauung der Halle und nicht bloss auf die Anbringung
dieses Schmuckes, wie man leicht glauben könnte, beziehen ’).
Details. ©x® Von den zwölf Halbsäulen und Säulen haben,
rechts vom Zuschauer beginnend, die Nummern 1 u. 3 — 7 Kom-
positakapitäle, die übrigen korinthische. Von den Konsolkapitälen
gehören nur das zweite und das elfte letzterer Ordnung an. Mehrere
derselben haben noch den Charakter der Brunellescoschen Zeit
mit ausgehöhlten Rippen und etwas ungleichen Spitzen. Wie auf
dem Grundriss leicht ersichtlich, wird der nicht ganz rechtwinkelig
zur Fassade liegende östliche Abschluss durch drei Gurtbögen


gebildet, deren mittlerer nach der Wand zu breiter wird. Diese
drei Gurte werden von einer Konsolenkapitälgruppe aufgenommen,
die bloss zwei Abakusse besitzen, nämlich einen gemeinschaftlich
für die zwei westlichen Gurte; unter demselben entspricht ein glatter
Teil mit Eierstab dem mittleren Gurte, während das Ende rechts
allein als Viertelskapitäl ausgebildet ist. An den Kapitalen 7— 12
sind die Schnecken hinten frei ausgehöhlt; das fünfte Kapital zeigt
noch Blätter mit runden Zacken und ausgehöhlten Rippen, während
vom siebenten an die Kapitale einige Anklänge an die Art des
älteren Ant. da Sangallo zeigen.

Höfe UND VERMUTLICHER MEISTER. ©x® Ein
hinter der Loggia liegender grösserer quadratischer Hof mit fünf
Arkaden scheint um ein gutes älter als die Loggia. Einige
Kompositakapitäle erinnern sehr an jene Michelozzos im Hof des
Palazzo Medici (Riccardi). Nach dem Gurtgesims über den Ar-
kaden zu urteilen, möchte er sogar älter als dieser Hof sein —
und da an einem Konsolenkapitäl die Schneckenbänder fast über
dem Astregal beginnen wie im Vorhofe der Annunziata, ebenfalls
von Michelozzo, so wäre es nicht unmöglich, in letzterem den Meister
dieses Hofes und später sogar der äusseren Flalle zu suchen. Ein
kleinerer Hof von fünf zu zwei Arkaden und niedriger jonischer
Halle darüber, deren Kapitäle an die der Mediceischen Villa Careggi
erinnern, dürfte um 1450, kurz vor dem Beginn der Halle, oder wie
Herr von Stegmann glaubt annehmen zu können, gleichzeitig mit
dem anderen Hof entstanden sein.

DER DRITTE KLOSTERHOF VON S. CROCE
IN FLORENZ.


URCH Grösse, schöne Verhältnisse, reiche Mannig-
faltigkeit und Zierlichkeit des Details ist dieser quadra-
tische Klosterhof mit seinen zwei Geschossen luftiger

Hallen wohl bei weitem der schönste von Florenz. Seine An-

1) Siehe die Monographie über die Familie della Robbia, S. 3. Die Angabe || Passerinis, die Loggia sei erst 1491 erbaut worden, verdient geprüft zu werden.

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