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Stegmann, Carl von [Editor]; Geymüller, Heinrich von [Editor]
Die Architektur der Renaissance in Toscana: dargestellt in den hervorragendsten Kirchen, Palästen, Villen und Monumenten nach den Aufnahmen der Gesellschaft San Giorgio in Florenz; nach Meistern und Gegenständen geordnet (Band 1): Filippo di Ser Brunellesco — München: Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 1885

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53653#0072
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FILIPPO DI SER BRUNELLESCO

sicht die Namen der verschiedenen Meister aussprechen, denen mög-
licherweise oblag, das Detail in seinen Einzelheiten anzugeben.
Periode B der Kapitälkonsolen des Refektoriums: Miche-
lozzo ? Vielleicht noch eher B° Rossellino. ')
Periode C des Klosterhofs. Giuliano da Majano oder
Antonio Manetti. An letzteren denken wir, weil das Detail hier,
obgleich später als das im Refektorium, altertümlicher und wilder
erscheint — an ersteren, weil die Kapitale Giulianos in seinem
Dom von Faenza ebenfalls stark umgebogene Blätter zeigen, und er
auch im Palazzo Pazzi in Florenz beträchtliche Arbeiten geliefert hat.
Periode D. Ob ausserhalb der drei Hauptarbeiten, die
wir auf genaue Modelle Desiderios zurückführen, dieser auf die
übrigen Werke der Gruppe, wie das Sakristeifenster und die
Gartenloggia, architektonisch
direkt eingewirkt, vermögen wir
nicht zu sagen; für unmöglich
halten wir es nicht — sonst
muss an manche Verwandtschaft
mit dem Detail der Bauten, die
Bernardo Rossellino (1459 bis
1463 für Alberti ?) in Pienza aus-
führte , hingewiesen werden1 2 3),
ebenso auf das Detail des Gio-
vanni di Bettino in der Kapelle
neben dem Tabernakel in der
Annunziata zu Florenz (s. Miche-
lozzo S. 7 u. Bl. 14), und welches
z. B. nach den Ranken der
Thür- und Fensterlaibungen im
Klosterhof der Badia engver-
wandt scheint, ferner auf das-
jenige, welches er in der präch-
tigen, mir aber im Detail nicht
hinlänglich erinnerlichen Thür
Albertis an S. Maria Novella
ausführte. Von einer Erklärung,
wie die angeführte Ähnlichkeit

von künstlerischer wie von psychologischer Seite, von hohem
Interesse ist und den Schlüssel wenigstens zu einem der Geheim-
nisse reicht welche diesen Riesenbau umhüllen. Ferner ver-
weisen wir auf unsern Text zu diesem Palaste wie auf jenen
zum Palazzo Medici - Riccardi. »Er fertigte ein Modell für
das Haus oder Palast Cosimos de’ Medici, der an der Piazza
die S. Eorenzo zu liegen kommen sollte4): so dass die Pforte
des Palastes gegenüber der Thür (dem Mittelportal) von
S. Eorenzo gewesen wäre. Ein Gebäude wie es heute
vielleicht wenige auf der Erde gegeben hätte, wenn man
der Anordnung Filippos gefolgt wäre: Aber da es Cosimo
eine zu kostbare Ausgabe schien, liess er jene Anordnung
beiseite, obgleich es ihn später stark gereute, weil Filippo,
der in diesem Werke sein
ganzes Genie verkörpert hatte,
aus Zorn und Unmut dasselbe
vernichtete, dabei sagend: dass
er sich stets gesehnt habe ein-
mal in seinem Eeben ein seltenes
Kunstwerk zu vollbringen, und
er geglaubt habe auf Einen ge-
fallen zu sein, der ein solches
wollte und durchführen konnte!
Und man behauptet, dass Filippo
nie so fröhlich gesehen ward,
als zur Zeit da er besagtes
Modell fertigte. Cosimo be-
reute es stark, dasselbe nicht
ausgeführt zu haben, und sagte,
es schiene ihm nie mit einem
Manne von höherem Verstände
gesprochen zu haben, und tief
beklagte er sich über sich
selbst.« So weit die Erzählung
Billis. Für die Bestimmung
’ des Datums der Entstehung
dieses für die Geschichte des


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Fig. 1. TEMPEL DER ANGELI IN FLORENZ.

zwischen einzelnem Detail im Refektorium und Klosterhof der
Badia Fiesolana mit einem Teil der Guirlanden und Kapitale im
Innern von S. Francesco in Rimini entstand, müssen wir abstehen.

Florentiner Palastbaues so wichtigen Modells stehen wir den-
selben Schwierigkeiten gegenüber, die wir bei der Feststellung
des Beginns der Paläste Medici - Riccardi und Pitti schildern.

DAS MODELL BRUNELLESCOS FÜR DEN
PALAZZO MEDICI.


A man stets froh ist eine Bestätigung der Erzählungen
Vasaris zu finden, lassen wir hier die Schilderung
Billis3) über diese Arbeit folgen, da sie die Grund-

lage für erstere Erzählung bildet, die Eage des Palastes genau

bestimmt, für das Verständnis der Entstehung des Palazzo Pitti,

DIE RESTE DER CAPPELLA DE’ BARBADORI
JETZT CAPPONI IN S. FELICITA IN FLORENZ.

ANETTE5), ebenso Vasari, besprechen diese kleine
Kapelle Filippos, in S. Felicita beim Eintritt gleich
rechts. Ihre quadratische Anordnung zeigt ipi wesent-
lichen die Bildung des Chores in der Sakristei von S. Lorenzo
und in der Pazzi-Kapelle. Die Ecken sind je aus zwei jonischen


1) Im Jahre 1457 war er in Florenz. Cosimo schuldete ihm 100 Lire.
Gaye I. 188.
2) Seit 1462 oder gar 1461 war er wieder Dombaumeister in Florenz.
3) C. von Fabriczy, II Libro di Antonio Billi, Archiv. Stör. Ital. Serie V,
Tom. VII, Anno 1891.
4) In der Abschrift des Codice Strozziano giebt es einige Ausdrücke,
welche die obigen zugleich bekräftigen und stellenweise ergänzen. Gegenüber

der Kirche (riscontro alla Chiesa) und wo jetzt der Palast steht, sollte ein Platz
sein . . . während er dasselbe komponierte, pflegte er zu sagen, dass sein Lebtag
er gewünscht habe, »ein Haus« zu bauen.
5) Milanesi: Operette istoriche edite ed inedite di A. Manetti, Pag. 136
u. U2n und beim selben Autor in den Uomini Singolari in Firenze, dal MCCCC
innanzi; p. 162: »Edificb una cappelletta de’ Barbadori in Santa Felicita, la prima
a mano litta, entrando dentro alla chiesa.«
 
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