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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1839

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Die ehemalige Grafschaft Hauenstein und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.20629#0047

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5Ked)te f)at jene öerberbfidje ^rojefj = unb 3?auffud)t erzeugt, unb burd)
ifyr 9J2t'3trauen, burd) tf)rc Slbnetgurtg gegen alte obrigfettftcfjen Stttorb*
Hungert uub Neuerungen ber fortfcfjretrenben Seit, blieb tljre geijtige unb
materielle Äuftur ungemein jurücf. äÖeldjen Carm f)at e£ erregt, afö ber
cantftfcfye Äated)t3mu3 aud) anbern ©cfyuffdjnftett tyia% gewähren folXte,
uub rote fyartnäcftg fabelt jtdj ganje ©emetnbeu ber Einführung beS
Kartoffel* uub Äfeebaueö roiberfejt!

2öenben rmr tut6 aber öon biefer ©djattettfette ju einer Rettern.
2)urct) tt)ve aftertljümftcfje SSerfaffung fyat ftd) bei ben §auenjleinern
aud) bte alte Xvadtjt unb ©ttte erraffen. Seite flammt au$ bem fünf*
Sehnten Safjrtjmtbert unb tfi ein getreuer Stbbrud ber fofiben SDftxnnficf)*
feit, roelcfje bte bamaligen 5D?ettfd)en üor bem fpätern @efd)fed)te fo ttor*
t£)etf£}aft au^ctcfynet (5). Unter ben f)auenjtetnifd)en ©irren, bereu jpet*
matf) freilief) nur noef) ba$ £ od) taub i'ft, tragt nod) manche gan$ ba£

(5) Sie SDtannSHeibung beftefyt in einem weitärmligen Äroö- ober 2föittfcffen-
fyemb, einem rotten bis über bte Ruften reidjenben Seible, weldjeg man
auf ber «Seite öffnet unb fd)ließt, au£ furjen, gefältelten fcfywargen ^ump*
fjofert ober £osen ofynelräger, einer ebenfalls fdjwarsen, weiten unb langen
3afe mit ©eitentafcfyen, weifen ©trumpfen, ©djufyen mit rotten Saften,
unb einem niebern, breitranftgen ^if^fjut, ber aber in neuerer 3eit erft an bie
©teile eines f)od)gupftgen jugefpigten getreten ift. C^emalS trugen bie
Scanner aud) fämmtltd) 23ärte, wefdjeö ifyre £rad)t ungemein erI)ob. Die
jungen 23urfd)e gelten meift ofyne Seible im blofen £iemb unter ber Safe-
3f;r £>auptfraat aber macfjt eine grüne mit ©olbborteu unb ^etjmerF per^
brämte ©atnmtfappe unb ein blenbenb weifjeö, gefälteltes Ärägtein,
ober SfraUttöS, baS über ben 9?acfen umgefegt wirb.

Sie weibliche 1rad)t ift nact) ben ©egenben etwaö oerfd)ieben. 3m 21U--
gemeinen tragen bie grauen 9llle3 fcfywarj bis auf bie rotten ©trumpfe,
bie 5Räbcf)en bagegen SllleS äußerft bunt, meiftentfjeifS blaue gefältelte
Suppen mit fcfywarjen ttnterftöcfen, rotfye Setbdjen mit fdjwarjen ©ammt-
banben belegt, mit geftieften Srufttajen unb farbigen 23 rtSnefteln,
rotfye ober grüne ©djopen, bunte ©oller, bunfle @d)ürse, weiße ©trumpfe,
rotfye 2afd)enfcf)ul)e, fdjwarje ^lunberfappen mit golbgefticften 23ö-
ben ober weiße ©cfjnojfjüte, breite feibene 3opfbänber, unb filberne ober
mefftngene ©ürtel um ben Seib.

9Jiit Sebauern aber ftef>t man biefe l)errlicf)e 9ßolfStrad)t mefyr unb mef)r
»erfdjwinben. ©d)on ift fie an einigen Drten jur ©eltenfyeit geworben, unb
baS näd)jte 9i)tenfd)enalter wirb fie »te(Ieid)t nur nod) auf 23 Übern fefyen.
diu @runb biefer ülbnafyme liegt in ber ^oftfpieligf ett, unb ein anbe-
rer in unferm SDttlitärwefen, ba bie j?onfcribirten baö ^ojenf^ää
in ber tlrlauß^eit mit weiten Bwilcfyfyofen, einer furjen Safe unb weißer
SBotlfappe »ertaufdjen, unb fpäter feiten mefyr wieber ergreifen. Sie ©al-
peterer allein galten nod) feft an ber Xrad)t il;rer Sßäter.

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